Die erste Waldkita in Wermelskirchen Spielen im Einklang mit den Jahreszeiten

Wermelskirchen · In der Johanniter-Waldkita am Forstring sind die Kinder immer im Freien. Das tut ihnen gut, gefällt ihnen und macht sie auch robuster.

 Pauline und Kati (l.) besuchen die Waldkita. Draußen unter Bäumen arbeiten sie an einem Webrahmen aus Ästen.

Pauline und Kati (l.) besuchen die Waldkita. Draußen unter Bäumen arbeiten sie an einem Webrahmen aus Ästen.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Wenn andere Kinder im Kindergarten morgens drinnen sind und dort ihr morgendliches Begrüßungsritual machen, sind die Kinder der Johanniter-Waldkita am Forstring bei Wind und Wetter im Freien. „Nur bei Sturm und Gewitter bleiben wir drinnen, aber wenn es regnet oder kühl ist, sind wir immer draußen. Und in dem guten Jahr, dass es uns jetzt gibt, mussten wir morgens noch nie im Haus bleiben“, bestätigt Leiterin Christine Werner das Konzept des Waldkindergartens. Auf ein entsprechendes Angebot hätten viele Eltern bereits sehnsüchtig gewartet, sagt Christine Werner und ergänzt: „Wir haben am 2. Mai 2018 aufgemacht, unser Angebot wurde auch direkt entsprechend gut angenommen.“ 20 Plätze gebe es, die seien auch voll belegt. Die Kinder, die derzeit die Waldkita besuchen, sind im Alter von drei bis fünf Jahren. „Es können aber auch noch Sechsjährige zu uns kommen“, sagt Christine Werner.

Und dass es den Kindern gefällt, auch an herbstlich-kühlen Morgen ins Freie zu gehen, wird bei der Begrüßungsrunde deutlich. Die 15 Kinder, die an diesem Tag gekommen sind, sitzen hinter dem Haus auf Baumstümpfen, sie haben sich Gummimatten als Sitzunterlagen geholt und sind warm angezogen. Los geht es mit einem Begrüßungslied: „Habt ihr die Pauline gesehen? Ja, wir sehen sie flitzen...“ – so geht es reihum, manch ein Kind ist aber noch müde, da wird das „flitzen“ schnell zum „sitzen“ umgedichtet. Und das Kind bleibt eben auf seinem Baumstumpf sitzen, statt möglichst viele Runden um die anderen Kinder und die vier Erzieherinnen zu flitzen. Es schließt sich noch ein weiteres Spiel an: Beim Mäusespiel stellen die Kinder die Mäusefamilie vom Opa bis zur kleinen Babymaus pantomimisch dar, was für gute Stimmung und Gelächter sorgt.

Jeden Morgen darf ein anderes Kind bestimmen, was gemacht wird. „Rund um die Waldkita gibt es verschiedene Stationen im Wald. Manchmal sind es längere Spaziergänge, dann wieder nur kürzere. Aber die Kinder können selbst entscheiden“, sagt Christine Werner. An diesem Morgen stehen zwei Ziele zur Wahl – zum Fuchsbau oder zu den Wurzeln. Die Entscheidung – natürlich per Kastanien-Abstimmung getroffen – fällt mit 13:2 deutlich für den Fuchsbau aus. „Da war tatsächlich mal ein Fuchsbau, der ist allerdings verlassen. Und dorthin gehen wir jetzt“, sagt Christine Werner. Schnell werden noch die Matten weggeräumt und die Frühstücksdosen gepackt. Nachdem die Kinder sich einen Partner zum Wandern gesucht haben, geht es in Zweierreihen los zum Fuchsbau. Im Wald gibt es alle paar Meter sogenannte Haltestellen – eine dicke Wurzel, dicke Bäume oder auch das Waldtor – an denen sich die Kinder orientieren und sich sammeln. Schließlich ist die Gruppe am Fuchsbau angekommen. Dort gibt es schon Spielmöglichkeiten, die bei vorherigen Besuchen von den Kindern errichtet wurden. Schnell verteilen sie sich. Christine Werner sieht sich um. „Für mich war das Neuland. Ich habe zwar in meinen vorherigen Kindergärten auch immer Waldtage oder Exkursionen gemacht, aber ein reiner Waldkindergarten ist schon etwas Besonderes. Ich mache zur Zeit auch eine Fortbildung als Waldpädagogin“, sagt sie. Die meisten der Kinder seien hier, weil ihre Eltern die Entscheidung bewusst getroffen hätten, den Nachwuchs in eine Waldkita zu geben. „Die Eltern sind umweltbewusster, das merkt man schon“, sagt Christine Werner.

Und auch die Kinder seien wesentlich ausgeglichener – und seltener krank. „Das habe ich auch aus anderen Waldkitas gehört. Es ist aber auch eigentlich klar – wenn die Kinder viel an der frischen Luft und der Natur sind, härtet das ihr Immunsystem ab“, sagt die Leiterin. Auch der Lautstärkepegel sei wesentlich niedriger als im Regelkindergarten. „Auch das ist im Grunde selbstverständlich. Sie haben hier viel mehr Platz als in einem engen Raum. Die Zeit in der Natur hat eine ganz andere Qualität für die Kinder“, sagt Christine Werner. Es gebe immer mehr Bestrebungen, in die Natur zu gehen – in der Johanniter-Waldkita könnten die Kinder das ganz einfach machen.

Pauline und Kati, beide vier Jahre alt, sitzen mit ihrer Erzieherin Andrea Kluth-Sept an einem selbstgezimmerten Webrahmen und sind eifrig dabei zu weben. „Ich mache das gerne, gestern haben wir angefangen, da hat die Sonne geschienen“, sagt die kleine Pauline. Auch Andrea Kluth-Sept genießt die Zeit im Wald. „Man lebt und arbeitet mit den Jahreszeiten, das ist traumhaft“, sagt die Erzieherin. Sie habe seinerzeit zufällig mitbekommen, dass die neue Waldkita noch Mitarbeiter gesucht habe. „Ich war ohnehin auf der Suche – und es war die einzige Stelle, auf die ich mich beworben hatte“, sagt sie lachend. Kati will jetzt gerne neue Fäden. „Ich bin gerne draußen, das ist viel schöner als im Zimmer“, sagt das Mädchen und wirkt dabei sehr glücklich.

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