Konzert in der Pfarrkirche St. Michael in Wermelskirchen Ungewöhnliche Musik von der Empore

Wermelskirchen · Zwei Instrumente klingen wie ein Orchester: Martin Hilner und Hans-André Stamm begeistern in St. Michael mit Musik für Saxophon und Orgel.

 Saxophon und Orgel sorgten für ungewöhnlich Musik in der Pfarrkirche: Hans-André Stamm (Orgel) und Martin Hilner (Saxophon) begeisterten.

Saxophon und Orgel sorgten für ungewöhnlich Musik in der Pfarrkirche: Hans-André Stamm (Orgel) und Martin Hilner (Saxophon) begeisterten.

Foto: Demski/Theresa Demski

Zwischendurch trauen die Zuhörer ihren Ohren nicht. Sie haben beobachtet, wie Hans-André Stamm und Martin Hilner die Wendeltreppe zur Orgelempore hinaufgegangen sind. Die beiden hatten für die Reihe „sonntagsumfünf“ Orgelmusik und Saxophon-Töne angekündigt. Aber dann scheint ein ganzes Orchester auf der Empore in St. Michael Platz genommen zu haben. Trompeter und Paukenschläger, Trommler und Percussion-Künstler. Aber als das Publikum eine Stunde später begeistert von den Bänken springt um zu applaudieren, strecken nur zwei Musiker ihre Köpfe über die Empore, um sich den verdienten Lohn abzuholen. Und es steht fest: Martin Hilner und Hans-André Stamm haben zu zweit geschafft, was manchem Orchester nicht gelingen will. Sie haben das Publikum verzaubert und sind so kunstvoll durch die musikalischen Stilrichtungen gehüpft, dass sich keiner ausgeschlossen gefühlt haben dürfte.

Schon beim Auftakt mit „Take Seven“ scheinen aus den Orgelpfeifen plötzlich Trompetenklänge zu tönen. Hans-André Stamm verlangt dem Instrument alles ab, beweist mit dem ersten Ton seine große Klasse und beim Blick ins Programm fällt den Zuhörer dann auch noch auf, dass die Musik aus seiner eigenen Feder stammt. Dazu gesellen sich die wunderbaren Töne des Saxophons, die zuweilen verschmelzen, dann die Führung übernehmen und sich vom Orgelklang begleiten lassen. Jeder kommt hier zum Zug: das große Kircheninstrument genauso wie das Blasinstrument, der Organist genauso wie der vielfach ausgezeichnete Saxophonist.

Und während die Zuhörer in den leeren Altarraum blicken, die Musiker beinahe unsichtbar auf der Empore zaubern und die Musik im Rücken der Besucher zu wirken beginnt, breitet sich hier und da ein überraschtes Lächeln aus. Wenn der Jazz plötzlich das Regiment übernimmt, wenn die Stimmungen wechseln, mal getragen und melancholisch, dann übermütig und tänzerisch daherkommen. Wenn die Töne in Windeseile und schwindelerregenden Höhen zu Melodien zusammenschmelzen. Mal entringt Stamm der Orgel Glockenklänge, die ein paar Minuten später mit den Turmglocken ihr Echo finden. Dann wieder kommt das Saxophon klangvoll zu seinem Recht. Die „Little Jazz Suite“ in drei Sätzen, ebenfalls aus der Feder des Organisten, gibt dem Blasinstrument viel Raum – und den nutzt Hilner eindrucksvoll.

Als die beiden Musiker am Ende sogar Salsa-Töne über die Empore schicken, ein leises Percussion-Instrument einstimmt, da ist den Zuhörern anzumerken, dass sie nicht mehr lange mit ihrem Applaus warten können. Den hatten sie auf Bitten der Musiker auf das Ende verlegt. Und als der letzte Ton noch in der Luft hängt, bricht das Publikum sein Schweigen. Endlich und laut. Stehende Ovationen und der ersehnte Blick zur Empore – bis die Zugabe erklingt.

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