Rund um die Kirche Unterburg Spiritualität und Spaß im Einklang
Solingen / Wermelskirchen · Chorgesang, ein Bläserensemble und Swing gab es beim musikalischen Picknick der evangelischen Gemeinde Wermelskirchen auf dem Außengelände der Kirche Unterburg – umrahmt von Taufe und Andacht.
Die Wupper wog sanft das steinige Unterburger Ufer entlang, und der Herrgott meinte es am Sonntag wetterseitig richtig gut mit dem evangelischen Gemeindebezirk Burg-Hünger. Ein Jahr nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe hallte es leicht und beschwingt durch das Tal mit Blick auf Schloss Burg. Im frischen Grün um das altehrwürdige Gotteshaus aus Bruchstein im bergischen Barockstil lag ein Hauch von Camping. Und man lauschte auf Decken oder auf Gartenstühlchen und Bierbänken den jeweiligen Darbietungen.
Zwei Taufen hatten den Auftakt des musikalischen Picknicks auf der Wiese der Burger Kirche gemacht. „Die eine ein echter Burger Jung, die andere extra aus Bochum angereist, weil die außergewöhnliche Atmosphäre hier sehr gefiel“, berichtete Pfarrerin Almuth Conrad aus ihrer wiederbelebten Gemeinde. „Man hätte nach den Flutschäden sicher sagen können: Okay, dies ist halt Gottesurteil. Stattdessen zeigt sich hier ganz wunderbar, wie aus scheinbar Zerstörtem wieder Neues und ganz anderes entstehen kann.“
„Natürlich saß der Schreck zunächst tief, zumal fast alle Gemeindemitglieder mehr oder minder selbst betroffen waren“, ergänzte Regina Brabender, die gemeinsam mit Birgit Siekmann die Dinge in Sachen „Das besondere Gotteshaus“ vorantreibt. Das umtriebige Tandem will sich nicht so einfach mit einem möglichen Ende ihrer Kirche abfinden und fand in der evangelischen Kirche wie auch der Stadt, der Gemeinde und Nachbarschaft bereits viel Hilfe und Unterstützung.
Den musikalischen Teil des Programms eröffnete der namhafte gemischte Solinger Meisterchor „ConBrio“. Unter der qualifizierten Leitung von Volker Wierz gab es eine rasante Reise a cappella durch Zeit und Raum, vom 16. Jahrhundert bis heute sowie quer durch die Kulturen und Kontinente. Es folgte Blasmusik der „Bergstädter Musikanten“. Von schmissigen Märschen über „Tulpen aus Amsterdam“ im Walzerstil bis hin zu Evergreens wie „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ von Udo Jürgens ließen sich die neun Instrumentalisten auch die eine oder andere kleine Gesangseinlage nicht nehmen.
Das versierte Quartett „Suse swingt“ um die bekannte lokale Sängerin Susanne Lucas sowie Oliver Richters am Piano, Armin Runge am Kontrabass und den für Jürgen Schmidt kurzfristig eingesprungenen Philipp Springer am Schlagzeug formierte sich schließlich kurzerhand mitten unter die Zuhörenden und begeisterte mit der Premiere ihres neuen Swing-Schlagerprogramms zu Ehren der legendären Berliner Künstlerin Evelyn Künneke.
„Der Kirchenraum ist nun praktisch leer. Und es stellte sich die Frage, was nun damit anfangen“, beschrieb Birgit Siekmann die besondere Herausforderung. Inzwischen bekommen wir regelmäßig Anfragen verschiedenster Art, die Kirche, so wie sie jetzt ist, nutzen zu dürfen. Bis Mai 2023 sind wir schon gut gebucht.“
Auch die Türen werden seitdem nicht mehr verschlossen. Denn wer mag, ist stets herzlich eingeladen hereinzukommen. „Genau das ist es, was es ausmacht. Und so soll es auch bleiben – eine offene Kirche für alle und jeden“, fügte Brabender hinzu. Dennoch ist es den drei agilen Damen besonders wichtig zu betonen, dass mitnichten die Absicht besteht, eine so genannte Eventkirche zu kreieren. Vielmehr sollen Glaube, Religion und Spiritualität um die Freude an Kunst und Kultur bereichert werden sowie der lädierte Kirchenbau zu einem Mehrwert für das Gemeindeleben und den gesamten Stadtteil.
Ein klangvoller Sommersonntag unter blauem Burger Himmel endete mit einer Andacht. Der Würstchenstand wurde übrigens in Nachbarschaftshilfe betrieben.