Müll auf Gehwegen in Wermelskirchen So funktioniert die Stadtreinigung

Wermelskirchen · Ob Mängelmelder oder Bürgergespräche: Die Wermelskirchener beklagen immer wieder den Müll auf den Straßen. Die Stadt verweist währenddessen auf Eigenverantwortung – und die bestehende Infrastruktur zur Müllentsorgung.

 Kippen, die aus den Fugen vor dem Eingang des Stadtkarrees zusammengekehrt wurden.

Kippen, die aus den Fugen vor dem Eingang des Stadtkarrees zusammengekehrt wurden.

Foto: Teifel, Udo (tei)

Zigarettenkippen, achtlos weggeworfene Verpackungen, Reste vom Besuch im Fastfood-Restaurant: Wenn im Frühling die ehrenamtlichen Helfer der Aktion „Saubere Stadt“ durch die Straßen ziehen, kehren sie mit viel Müll zurück. Auch bei Bürgergesprächen und am Mängelmelder werden die Mitarbeiter der Verwaltung regelmäßig auf Müll in den Straßen hingewiesen – und zuweilen verärgert um Klärung gebeten. Die Rechtslage sei eindeutig, betonen die Mitarbeiter der Verwaltung und erklären das System hinter der Stadtreinigung.

Wie schmutzig ist es in Wermelskirchen wirklich? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Beim „Gehspräch“ am Schwanen beklagte Werner Schuy empört: „Wermelskirchen ist dreckig.“ Überall liege Müll, Kippen hätten sich in den Fugen verfangen, und die Stadt zeige zu wenig Präsenz. Auch bei der Jahresversammlung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins beklagten die Mitglieder das Erscheinungsbild der Stadt – das Müllproblem müsse dringend gelöst werden. Als erste Maßnahme brachte der VVV Aufkleber an den Papierkörben an. Währenddessen schätzen Tiefbauamtsleiter Harald Drescher und Stadtkämmerer Dirk Irlenbusch die Situation weniger dramatisch ein: „Wir unternehmen viel, aber wir sind auch auf die Mithilfe der Bürger angewiesen“, sagt Drescher.

Gibt es Brennpunkte im gesamten Stadtgebiet, an denen es immer wieder besondere Probleme mit Müll gibt? Von „Brennpunkten“ will Tiefbauamtsleiter Harald Drescher nicht sprechen. „In der Innenstadt und an Bushaltestellen fällt natürlich mehr Müll an, weil sich dort mehr Menschen aufhalten“, sagt er. Deswegen habe die Verwaltung ein Augenmerk auf den Innenstadtbereich. An anderen Stellen falle deutlich weniger Müll auf Gehwegen an – wie etwa in Wohngebieten. Anders sieht es an den Auffahrten zur Autobahn auf: „Wir wissen, dass Auswärtige hier gerne mal Müll aus dem Fenster werfen“, sagt Drescher. Außerdem tauche seit der Eröffnung des Fast-Food-Restaurants deutlich mehr Müll auf. Kritisch werde es auch, wenn es in der Stadt Veranstaltungen gebe. So werden die Papierkörbe etwa während der Kirmes von den Mitarbeitern des Betriebshofes täglich geleert.

Was setzt die Stadt dem Straßenmüll entgegen? Insgesamt gibt es im Stadtgebiet 438 Papierkörbe. Mit der Leerung hat die Stadt ein externes Unternehmen beauftragt. „Diese Papierkörbe werden in unterschiedlichem Takt geleert“, erklärt Irlenbusch. Der größte Teil, vor allem in Innenstadtnähe, wird zweimal wöchentlich geleert. Das gilt für 261 Müllbehälter, 161 von ihnen werden einmal wöchentlich geleert, 16 Körbe einmal im Monat. Am Fastfood-Restaurant hat die Stadt drei der sechs großen, speziell angefertigten Papierkörbe finanziert. „Und die Geschäftsführung hat schon vor der Eröffnung zugesagt, regelmäßig Müll einsammeln zu lassen“, sagt Drescher. In Zeiten, in denen vermehrt Müll liegen bleibe, suche die Stadt das Gespräch.

Gibt es zusätzliche Maßnahmen an jenen kritischen Stellen? In der Innenstadt ist täglich der Stadtreiniger unterwegs, der weggeworfenen Müll aufsammelt. Inzwischen habe die Stadt am Rathaus auch die Fugen des Natursteinpflasters mit einem Kunststoffmaterial verdichtet, damit sich dort kein Müll mehr sammelt. „Wir haben den Händlern in der Innenstadt angeboten, ihnen das Material zur Verfüllung kostenlos zur Verfügung zu stellen“, sagt Drescher, „das wurde auch genutzt.“ Dadurch ist die Maschine zur Fugenreinigung seltener im Einsatz als früher. „Je nach Bedarf“, sagt Drescher.

 Eine wilde Müllkippe: Hier wurde Sperrmüll einfach auf einem Parkplatz abgelegt.

Eine wilde Müllkippe: Hier wurde Sperrmüll einfach auf einem Parkplatz abgelegt.

Foto: Sebastian Radermacher/Radermacher, Sebastian

Gibt es auch Probleme bei der Abfuhr des Sperrmülls? „Die Menschen halten sich in den allermeisten Fällen an die vereinbarte Menge“, sagt Irlenbusch. Es fänden sich nur selten unerlaubte Gegenstände im angemeldeten Sperrmüll. 2019 wurden 3100 Sperrmüllanträge gestellt.

Was sagt das Gesetz zur Reinigung der Gehwege? „Die Rechtslage ist klar und eindeutig“, sagt Harald Drescher. Die Satzung der Stadt Wermelskirchen über die Straßenreinigung kläre ganz klar, dass die Eigentümer eines Hauses für die Reinigung des Gehweges zuständig sind. „Jeder muss vor seiner eigenen Türe kehren. Das wissen viele nicht“, sagt Drescher. Noch besser wäre es, von vornherein keinen Müll auf die Gehwege zu werfen.

 Ein Papierkorb auf der Telegrafenstraße nach einem schönen Wochenende im Herbst.

Ein Papierkorb auf der Telegrafenstraße nach einem schönen Wochenende im Herbst.

Foto: Solveig Pudelski

Was kostet die Stadt der Einsatz bei der Gehwegreinigung? Die Leerung der Papierkörbe und die regelmäßige Reinigung des direkten Umfeldes kostet 30.000 Euro im Jahr, sagt Irlenbusch. Dazu kommen die Stunden, die der Betriebshof je nach Bedarf leistet und in Rechnung stellt. „Die Entsorgungskosten sind in einer Pauschale verrechnet, die wir an den Bergischen Abfallwirtschaftsverband zahlen“, sagt Irlenbusch. Ein eigener Posten sei dabei nicht ausgewiesen. Er stellt klar: „In dem Moment, in dem die Stadt eine Leistung erbringt, kostet das Geld.“ Und das beeinflusse die Abfallgebühren.

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