Wermelskirchen Sieber liefert kritisches, lustiges und böses Kabarett

Wermelskirchen · Ein Besucher brachte es in der Pause auf den Punkt: "Eigentlich sollte man nicht mehr hingehen", meinte er. "In zwei Stunden bekomme ich den gesamten Mist unseres Landes, der Gesellschaft und der Welt um die Ohren gehauen", lautete die Zwischenbilanz. "Aber der Sieber macht das toll!", fügte er hinzu. Das Programm von Christoph Sieber ist gemischt. Eine Kombination aus klassischem, kritisch-politischem Kabarett und böser Satire, bei der sich das Publikum kaum traut zu applaudieren. Und zwischendurch, zur Erholung, gibt's richtig lustige Geschichten.

Im "Hexenkessel" von Wermelskirchen, dem ausverkauften kleinen Saal der Katt, kam Sieber bei der Flüchtlingsfrage zu dem Ergebnis: "So einen wie mich hätte ich nie reingelassen - zum Glück war ich ja schon da." Es gibt Leute in Deutschland, die nutzen das Demonstrationsrecht, um für die Abschaffung dieses Rechtes in einem anderen Land zu demonstrieren. "Ein verkommenes Land", sagte Sieber. Er landet dann beim geplanten Burka-Verbot am Steuer. "Wie oft wurde ich von einer voll verschleierten Frau in einem Fiat-Panda schon mit der Lichthupe bedrängt." Übrigens, ein umweltfreundliches Auto habe es auch weit vor der VW-Krise noch nie gegeben. "Hätte ich das gewusst, wäre ich geflogen", lautete die Lösung des Kabarettisten. Damit die Gesellschaft funktioniert, sei ein Feindbild wichtig, im Großen wie im Kleinen. "Ohne Feindbild gäbe es kein Kabarett - und auch manche Ehe würde nicht so lange halten", sagte Sieber.

Auch die Bildungsrepublik durfte nicht fehlen. Siebers Einschätzung: "Viele Kinder erscheinen klug, weil die Eltern so dumm sind." Und überhaupt, Fakten machen ganz viel kaputt. Sie stehen laut Sieber im Weg und verhindern, die Menschen blöd zu halten. Denn nur mit blöden Menschen sei ein gutes Geschäft zu machen. "72-Stunden-Deo? Früher hieß das Duschen."

Christoph Sieber ist ehrlich in der Bewertung seiner Arbeit: "Sozialkritik zahlt sich aus, denn damit habe ich volles Haus." Dann legte er noch einen drauf: "Nieder mit dem Kapital ist meine Parole, damit mach ich meine Kohle." Fazit: Das Publikum erlebte einen wunderbaren Kabarettabend im "Hexenkessel" von Wermelskirchen.

(wsb)
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