Intensiv-Lernwoche an der Sekundarschule Wermelskirchen Schüler arbeiten „Corona-Lücken“ auf

Wermelskirchen · Nach den Lockdowns und Homeschooling sollen Defizite und Schwächen minimiert werden. Bei den Intensiv-Lernwochen arbeiten die Schüler an der Sekundarschule individuell und vergleichsweise eigenständig.

 Hannah Schütte, Moritz Lohmann sowie Judith Broich (v.l.) mit Schülern der sechsten Klassen am „Spiele-Tisch“ mit Lernspielen.

Hannah Schütte, Moritz Lohmann sowie Judith Broich (v.l.) mit Schülern der sechsten Klassen am „Spiele-Tisch“ mit Lernspielen.

Foto: Stephan Singer

Da bekam manch ein Schüler kurz einen kleinen Schreck: „Wie jetzt? Intensiv-Lernwoche zum Anfang des Schuljahrs?“ Ganz so dramatisch wurde es dann aber nicht, denn Leistungs- oder Termindruck standen bei der ersten von insgesamt drei Intensiv-Lernwochen nicht im Vordergrund des besonderen Konzepts an der Sekundarschule. „Das ist kein normales Unterrichtsgeschehen“, beschreibt der Didaktische Leiter, Moritz Lohmann. „Es geht auch mal raus zum Lernen. Das Tempo der Arbeit ist individuell für die Schülerinnen und Schüler.“ Bei der Entwicklung des Konzepts sei wichtig gewesen, den rund 600 Sekundarschülern das Signal zu senden: „Wir lassen euch nicht allein.“ Inhaltlich sei es allerdings viel auf einmal.

„Wir haben uns gefragt, wie sich Lernlücken durch die Pandemie auffangen lassen“, berichten Lohmann sowie die Lehrerinnen Hannah Schütte und Judith Broich. Ausgearbeitet wurden dann drei Intensiv-Lernwochen, die sich über das aktuelle Schuljahr verteilen: Die erste ist absolviert, die zweite findet vor (fünfte bis achte Klassen) und nach (neunte und zehnte Klassen) den Herbstferien statt und eine dritte ist für Februar angesetzt. Los ging’s mit Deutsch, Englisch und Mathematik, weil die Fächer essentiell wichtig sind, so Lohmann. Später könnten Nebenfächer folgen. „Wir werden kaum den gesamten Stoff aufarbeiten können. Aber wir können Verstehens- und Lernprozesse sowie Methoden vermitteln, mit denen weitere Aufgabenstellungen bewältigt werden können“, ist das Team überzeugt. Das Trio präsentiert ein durchdachtes Konzept, bei dem die Schüler vergleichsweise selbstständig lernen und sich Inhalte erarbeiten. Das sei für die jüngeren Jahrgänge spielerischer ausgelegt, als für die älteren. „Das war eine Menge Arbeit für das Kollegium, das sich eingesetzt hat, wofür wir dankbar sind“, sagt Moritz Lohamm: „Alle Schüler haben zu Beginn einen Test gemacht mit Aufgaben aus den einzelnen Fächern.“ Danach hätten sie ihre Lösungen mit Sternen oder Punkten bewertet, um Stärken und Schwächen zu erkennen. Daran können sich Schüler während der Intensiv-Lernwochen eigenständig orientieren. Die Jungen und Mädchen seien sehr froh über den Test gewesen, was eine Gruppe von Schülern der sechsten Klassen bestätigt. „Teilweise waren die Schüler verunsichert über ihren Lernstand. Wir wollen durch die Lernwochen erreichen, dass sie selbstbewusst lernen und nicht mit dem Gedanken, dass sie das alles eh nicht können.“

Das Prinzip „Lernen lernen“ würde in der Sekundarschule immer mit im Fokus stehen. Für die sechsten Klassen hat sich Hannah Schütte eigens die Geschichte der kleinen Conni ausgedacht – bei allen Aufgaben und Fragestellungen taucht Conni auf. Die hatte zu Beginn des Lockdowns viel Motivation zum Lernen zuhause, was mit der Zeit abnahm. „Eine normale Entwicklung. Aber mit den Intensiv-Lernwochen finden die Kinder ihren inneren Superhelden wieder. Das zeigt die Resonanz: Die Schüler merken, dass ihnen gar nicht so viel Stoff fehlt und sind dadurch motiviert, zu lernen“, resümiert Hannah Schütte.

Um nicht die komplette Organisationsstruktur kurzzeitig umstellen zu müssen, werden die Schüler während der Lernwochen von den Lehrern betreut, die laut Stundenplan eh bei ihnen wären. Nachteil: Bei einem Problem mit einer Matheaufgabe ist nicht zwingend der Mathelehrer vor Ort. „Das lässt sich jedoch nicht anders umsetzen, weil wir ja alle Lehrkräfte mit einbeziehen wollen“, sagt Moritz Lohmann. Im Gespräch mit unserer Redaktion gesteht er Verbesserungsbedarf nach der ersten Intensiv-Lernwoche ein: „Für Schüler mit Förderbedarf in den höheren Klassen ist das offene Konzept etwas schwierig, weil sie individuelle Begleitung brauchen, um sich Neues anzueignen. Da werden wir nachjustieren.“

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