Wermelskirchen Sehr persönliche Texte beim Poetry-Slam-Finale

Wermelskirchen · Die Jahressiegerin 2018 im Wermelskirchener Poetry-Slam-Turnier "Zeilensprung" heißt Lena Meckenstock (22) aus Dortmund. Sie errang den Titel, nebst einem Pokal und einer Flaschen Sekt vor Eric Jansen aus Aachen.

Die übrigen Teilnehmer waren Lukas Knoben (Aachen), Pascal Kreuch (Bochum) und Malte Küppers (Duisburg). Sie alle hatten die vorherigen Turniere gewonnen.

Alle zwei Monaten findet ein Poetry Slam im Bistro Katt statt. Poetry Slam ist eine Art moderner Gladiatorenkampf mit Worten um die Gunst des Publikums. Dabei haben vier bis sechs angemeldete Teilnehmer zweimal gefühlte sechs Minuten Zeit, ihre eigenen Text ans Publikum zu bringen. Wem der Text gefällt, zeigt es durch Handaufheben. Der Moderator - im Bistro Katt bis jetzt der Mitbegründer Oscar Malinowski - addiert die erhobenen Hände zusammen und ermittelt die beiden Wortakrobaten mit den meisten Punkten fürs Finale: Die besten zwei treten gegeneinander an. Der Sieger wird durch den lautesten Beifall ermittelt.

Welche Texte und wie jemand sie vorträgt, ist egal. Es muss natürlich ein selbst geschriebenes Werk sein. Es kann Prosa oder Lyrik mit und ohne Reime sein. Es darf vor- und abgelesen werden. Oft kommen allerdings frei gesprochene Texte besser an - so sind mehr Gesten möglich. Irgendwelche Hilfsmittel oder Requisiten sind nicht erlaubt, auch die Pappnase nicht.

Da es um die Gunst des Publikums geht, haben meist lustige, kabarettistische oder sarkastische Text die Nase vorn. Diesmal hatten die Texte einen anderen, ungewollten Schwerpunkt: persönliche Betroffenheit. Lena punktete in beiden Vorträgen unter "Die Anderen" mit Sarkasmus zur veganen Ernährung und unter "Wenn zu wenig zu viel wird" über Magersucht. Eric beeindruckte übers "Alt-Werden" und skizzierte ein Endzeitszenario am Duisburger Hauptbahnhof. Lustig gestaltete Oscar die Wahl des ersten Vortragenden der beiden Finalisten: Sie führten die Symbole von Schnick Schnack Schnuck mit dem gesamten Körper aus. Lena gewann und bestimmte Eric als ersten Redner. Geschickte Wahl, so blieb ihr Text am besten beim Publikum hängen.

Wie auch immer, auch die Texte der anderen Teilnehmer waren so gut, dass sie zum Nachdenken anregten. Sie beschäftigten sich mit Ruhrgebiet, Video-Spielen, Scheidung der Eltern, Heimat, Internet und Vegetarier in der Familie.

Lena darf jetzt zur NRW-Ausscheidung der Poetry Slammer nach Lüdenscheid fahren. Oscar Malinowski verabschiedete sich mit einer kleinen Träne im Knopfloch als Moderator: Er muss sich seiner Masterarbeit widmen. Sein Nachfolger Jan Möbus aus Remscheid gab mit zwei Vorträgen einen hoffnungsvollen Einstand.

(bege)
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