Wermelskirchen Schulsozialarbeit läuft Mitte 2015 aus

Wermelskirchen · Das vom Bund geförderte Projekt in der Bildung und Teilhabe (BuT) wurde bis zum 30. Juni verlängert, dann sind die finanziellen Mittel erschöpft. Die Sozialarbeiterin hingegen findet, dass das Angebot in Wermelskirchen notwendig ist.

 Seit März 2013 ist Simona Sieglar in Wermelskirchen als Schulsozialarbeiterin tätig (hier während einer Beratung in der Realschule) . Ihrer Meinung nach ist das Angebot dringend notwendig und der Bedarf in der Stadt groß.

Seit März 2013 ist Simona Sieglar in Wermelskirchen als Schulsozialarbeiterin tätig (hier während einer Beratung in der Realschule) . Ihrer Meinung nach ist das Angebot dringend notwendig und der Bedarf in der Stadt groß.

Foto: Dörner (Archiv)

Bevor sie ihre Stelle als Sozialarbeiterin antrat, machte sich Simona Sieglar keine Illusionen. "Die Schulsozialarbeit des Bildungspakets ist ein Projekt", sagt sie. "Dass unsere Arbeit zeitlich begrenzt ist und irgendwann enden würden, wussten wir alle." Seit März 2013 Jahres betreut sie Wermelskirchener Familien mit geringem Einkommen und hilft ihnen bei der Beantragung von finanziellen Fördermitteln. Damals war das Projekt bis Ende 2014 ausgelegt und wurde inzwischen vom Rheinisch-Bergischen Kreis bis zum 30. Juni 2015 verlängert. "Dann ist das Restgeld aufgebraucht und das Projekt endgültig vorbei", berichtet die Sozialarbeiterin. Eines habe die 48-Jährige aber am Anfang unterschätzt: "Ich hätte nicht gedacht, dass das Angebot in Wermelskirchen so einschlägt." Nun ist das Ende des seit 2011 bestehenden Bildungspakets in Sicht - und Sieglar der Meinung: "Es wäre für Wermelskirchen sehr traurig, wenn das Projekt nicht weitergeführt werden würde."

BuT fördert und unterstützt Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen. Durch Bezuschussung oder die komplette Übernahme der Kosten wird den Kindern ermöglicht, an Schul- oder Kita-Ausflügen teilzunehmen, gemeinsam mit Gleichaltrigen im Verein Fußball zu spielen, zu musizieren, in der Schulkantine zu essen oder auch Nachhilfe zu bekommen, wenn die Versetzung gefährdet ist. Einen Rechtsanspruch auf diese Unterstützung haben alle Familien, die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Sozialhilfe, Wohngeld oder den Kinderzuschlag beziehen. Die Schulsozialarbeit ist ein Projekt innerhalb des Bildungspakets, das der Bund finanziert. Etwa 3,4 Millionen Euro stellte er seit Einführung der BuT dafür in Rhein-Berg zur Verfügung.

Fast 350 Familien betreut Sieglar inzwischen in Wermelskirchen. "Es sind richtig viele hier", meint sie. "Der Bedarf ist hoch." Sie ist eine von kreisweit zwölf BuT-Sozialarbeitern und bei der Katholischen Jugendagentur LRO (Leverkusen, Rhein-Berg und Oberberg) angestellt. Das Projekt läuft so erfolgreich, dass beispielsweise Köln und Leverkusen ihre Angestellten entfristet und als Schulsozialarbeiter fest eingestellt hätten, berichtet Sieglar. Auch ihr Träger habe angedeutet, dass er sie gerne behalten würde. Bei der BM haben sich bereits einige besorgte Familien gemeldet, die unsicher sind, wer sie nun in Zukunft betreuen wird.

Was ihre Arbeit stark vereinfache, sei der klare Zuständigkeitsbereich, berichtet Sieglar. "Ob Jobcenter, Kitas oder Wohngeldstelle - alle nennen mich den Familien namentlich als Ansprechpartner bei Problemen." Ihr Büro an der Eich sei zu einer Anlaufstelle geworden. "Mich rufen Menschen an, wenn die Hotlines der Stellen, mit denen sie sprechen wollten, belegt sind", berichtet sie. Auch Jugendliche, die ihre Ausbildungsstelle verloren hätten, kämen zu ihr. "Wir diskutieren ihre weiteren Möglichkeiten."

Schon jetzt bereiten Sieglar und ihre Kollegen ihren Abschied vor. Koordiniert vom Schulverwaltungsamt erstellen sie Mappen mit Informationen über ihre Tätigkeiten. Vielleicht werde irgendjemand ihre Arbeit einmal weiterführen, meint Sieglar.

"Die Schulsozialarbeiter haben einen tollen Job gemacht", sagt Kreissprecher Alexander Schiele. Deswegen habe der Kreistag auch eine Resolution an das Land und den Bund geschickt, um eine Verlängerung des Projekts zu erreichen. "Das hat aber nicht gefruchtet", bedauert er. Um eine Weiterführung der Finanzierung müssten sich nun die Stadt Wermelskirchen als Schulträger oder das Land NRW bemühen, erklärt Schiele.

(RP)
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