Wermelskirchen Ehrlicher Abschied von einer Furchtlosen

Wermelskirchen · Eine Woche nach dem Dienstbeginn bei der Bezirksregierung in Köln verabschiedeten sich Kollegen, Politiker und Wegbegleiter von Sylvia Wimmershoff.

 Bürgermeister Rainer Bleek überreichte Sylvia Wimmershoff während der Feier Blumen.

Bürgermeister Rainer Bleek überreichte Sylvia Wimmershoff während der Feier Blumen.

Foto: RP/Theresa Demski

Sylvia Wimmershoff hatte den ihr zugedachten Stuhl in der ersten Reihe bezogen. Wer sie von den hinteren Plätzen beobachtete, der sah sie manchmal wild nicken oder Blickkontakt suchen. „Keine langen Reden“, hatte die scheidende Schulleiterin des Bergischen Berufskollegs vorgegeben, „nur Ansprachen oder Grußworte.“ Die Abschiedsfeier in der Aula am Standort in Wipperfürth sollte überschaubar bleiben – das galt für die Zahl der Gäste ebenso wie für die Redebeiträge. Auf einen eigenen Redebeitrag verzichtete Sylvia Wimmershoff, die am 1. Oktober ihre Stelle als schulfachliche Dezernentin bei der Bezirksregierung in Köln angetreten hatte, komplett. Die Moderation übernahm ihr bisheriger Stellvertreter Thilo Mücher.

Und doch schimmerte etwas durch von der unkonventionellen Art der Schulleiterin, die vor zehn Jahren erst das Berufskolleg in Wermelskirchen und nach der Fusion mit der Wipperfürther Schule das neu gegründete Bergische Berufskolleg geleitet hatte. Für diesen Schimmer sorgten vor allem zwei Ereignisse: Erst setzte sich Sylvia Wimmershoff in der Aula wortlos an das Keyboard und begleitete wie eh und je ihre Schulband und dann trat Lehrervertreterin Gardy Meine ans Mikrofon. Sie habe das Kommando für kurze Reden nicht erhalten, sagte sie und noch ahnte niemand, dass die Zuhörer davon profitieren sollten. Denn Gardy Meine zeichnete ein so ehrliches und berührendes Bild von der Zeit mit Sylvia Wimmershoff, dass das Publikum sich schließlich in begeistertem wie zustimmenden Applaus verlor. „Ja, wir waren skeptisch“, räumte die Lehrerin ein. Eine Schulleiterin, die Kreide an Schüler austeilte, sich kurzerhand auf den Boden setzte, wenn kein Platz mehr frei war und selbst für die Deko im Sekretariat sorgte, das sei ihnen damals fremd gewesen. Delegieren könne sie schlecht, ihr Tempo habe zuweilen atemlos gemacht und ihre Furchtlosigkeit – auch gegenüber der Politik – sei beeindruckend gewesen. „Ihre neuen Mitarbeiter bei der Bezirksregierung können sich auf eine erhebliche Veränderung der Schlagzahl einstellen“, prognostizierte Gardy Meine zur großen Freude des Publikums und setzte dann noch einen drauf: „Jede Behörde bekommt das, was sie verdient.“

Bereits zuvor hatten auch politische Vertreter an gemeinsame Schlachten erinnert: Ralf Schmallenbach vom Oberbergischen Kreis bedankte sich für die „kurze und heftige Zusammenarbeit“. Er habe schnell begriffen, dass man die Energie der Sylvia Wimmershoff am besten nicht zügle, sondern laufen lasse. Und Rainer Bleek, der nicht nur als Wermelskirchener Bürgermeister, sondern auch als Vorsteher des inzwischen aufgelösten Zweckverbands für das Berufskolleg Bergisch Land nach Wipperfürth gereist war, stellte fest: „Sie haben alle Skeptiker überzeugt.“ Mit Herzblut und Tatendrang habe sie sich für ihre Schule eingesetzt und mit der Fusion „etwas Großes bewegt“. Nach einer Stunde schien alles gesagt – und Sylvia Wimmershoff verabschiedete sich mit einem Glas Sekt.

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