Wermelskirchen Schulen kein Jagdrevier für Pokémon

Wermelskirchen · Das Smartphonespiel um die kleinen Monster sorgte in den Ferien für Wirbel. Den Schulalltag wird es nicht beeinflussen, da sind sich die Schulleiter einig.

Längst hat das Pokémon-Fieber kuriose Auswüchse erreicht. Es bringt Spieler dazu, gegen Laternen und durch Blumenbeete zu laufen. Es zwang die Stadt Düsseldorf dazu, die Girardetbrücke für Autos zu sperren, da sie von Hunderten Pokémon-Go-Spielern belagert war. Und nun ist Schulbeginn und die Sorge der Eltern groß, dass ihre Kinder auch in der Schule lieber auf virtuelle Monsterjagd gehen, statt dem Unterricht zu folgen. Wann ein Handy genutzt werden darf und wann nicht, entscheidet jede Lehranstalt aber selbst. Die Bergische Morgenpost hat in Wermelskirchens Schulen nachgefragt, wie gehen sie mit dem Phänomen um. Gibt es Spielverbote, gibt es Sanktionen? Ergebnis: Der Pokémon-Hype wird gelassen gesehen.

"Ich habe keine Sorge, dass es in der Schule zu Problemen kommen wird", sagt Schulleiter Dietmar Paulig von der Sekundarschule. Dabei weiß der Rektor, wie sich der Hype auswirken kann. Quasi vor seiner Haustür in Dhünn gibt es einen Pokémon-Hotspot. Dort tummeln sich täglich Jugendliche, um nach den Monstern zu jagen. "Doch in den Sommerferien, in denen ein Loch zu füllen ist, herrscht auch eine ganz andere Situation als im Schulalltag", sagt Paulig. Seiner Meinung nach besteht bei Kindern und Jugendlichen große Akzeptanz für den Raum Schule und damit für die Regeln, die dort gelten. An der Sekundarschule lauten diese: Auf dem Schulhof ist Handyverbot. Im Unterricht sind Smartphones erlaubt - etwa zu Recherchezwecken oder für Filmsequenzen. "Allerdings nur mit Autorisierung des Lehrers", sagt Paulig.

Auch das Städtische Gymnasium will Schülern den verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones beibringen. Mit heutigem Start ins neue Schuljahr tritt das neue Konzept in Kraft. Demnach sind Handys selbst im Unterricht erlaubt. "Wegen des Spiels nun wieder zurückzurudern, halte ich für wenig sinnvoll", sagt Schulleiterin Martina Bahr. "Wir warten erst ab und beobachten, wie sich die Neuregelung entwickelt. Ob die Pokémon darauf Einfluss haben und wir etwas ändern müssen, lässt sich noch nicht sagen." Sollte es aber zu Problemen kommen, würden alle Schüler für ein Gespräch versammelt werden.

Erläuterungen zum Verhalten an der Schule und somit zum Umgang mit Smartphones hält auch Berufskolleg-Schulleiterin Sylvia Wimmershoff für ausreichend. Diese habe es zum Schulstart schon immer gegeben, lange vor dem Pokémon-Hype. "Am Berufskolleg gilt, das Handy soll nicht hörbar und sichtbar sein. Man darf in der Pause mal eine Nachricht lesen, aber eben so, dass es nicht stört", erklärt die Rektorin. Bisher habe das wunderbar geklappt, ergänzt sie. "Das hängt wohl auch damit zusammen, dass das Berufskolleg ein freiwilliges Angebot ist und die Schüler deshalb sehr selbstverantwortlich agieren."

Etwas Nachdruck bedarf es an der Hauptschule gelegentlich schon. Wird ein Schüler im Schulgebäude mit Smartphone erwischt, wird dieses einkassiert. Auf dem Pausenhof ist das Simsen und Daddeln erlaubt. Schulleiter Gerbhard Lehr: "Über den neuen Schlager Pokémon haben wir uns aber noch keine Gedanken gemacht. Wir gucken erst, ob es Regelungsbedarf gibt."

(beaw)
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