Schüleraustausch in Wermelskirchen „Die Deutschen sind ja doch nett“

Wermelskirchen · Insgesamt 25 Jugendliche aus der französischen Partnerstadt Loches sind seit einer Woche zu Gast bei Wermelskirchener Gymnasiasten. Und es gab neue Erfahrungen und Einsichten.

 Empfang im Rathaus: 25 Gastschüler aus Loches und Gastgeber des Gymnasiums statteten Bürgermeisterin Marion Lück (l.) einen Besuch ab.

Empfang im Rathaus: 25 Gastschüler aus Loches und Gastgeber des Gymnasiums statteten Bürgermeisterin Marion Lück (l.) einen Besuch ab.

Foto: Theresa Demski

Wenn Elias mit seiner französischen Austauschschülerin Ella spricht, dann sprudeln die französischen Worte aus ihm heraus. Von Sprachbarrieren keine Spur. Ella wechselt gelegentlich vorsichtig ins Deutsche und versucht sich an der fremden Sprache. „Es ist sehr schön hier“, sagt sie auf Deutsch und lacht. Der 16-jährige Elias und die ein Jahr jüngere Ella kennen sich schon seit dem vergangenen Jahr. Im November machten sich 25 Gymnasiasten aus Wermelskirchen mit Französischlehrerin Heike Frankrone auf den Weg nach Loches. In der vergangenen Woche erreichte dann der Bus aus der Partnerstadt das Bergische Land – für den Rückbesuch der 25 französischen Schüler.

„Wir freuen uns sehr, dass wir diesen Austausch wiederbeleben konnten“, sagen Heike Frankrone und ihre französische Kollegin Dorothee Barret. Schließlich war es die Begegnung unter Schülern die einst die Partnerschaft zwischen den beiden Städten begründete. Aber seit dem Jahr 2014 hatte es aber keine Begegnung mehr unter den Schülern gegeben. „Das Interesse hatte nachgelassen“, erzählt Heike Frankrone. Im Französischkurs am Gymnasium fanden sich nicht mehr genug Gastgeber.

Bei einem Besucher in Loches traf Heike Frankrone dann auf Dotohee Barret und die beiden Lehrerinnen schmiedeten einen Plan, um den Austausch wieder zu beleben – nach der Pause und nach Corona. „Und jetzt ist auch das Interesse bei den Schülern wieder da“, erzählt die Französischlehrerin des Städtischen Gymnasiums in Wermelskirchen.

Am Mittwochmorgen sind Gastgeber und Gastschüler nun im Bürgerzentrum in Wermelskirchen bei Marion Lück und ihren beiden Vertretern Stefan Leßenich und Norbert Galonska zu Besuch. Oliver Platt ist zum Dolmetschen dazugekommen. Die Bürgermeisterin zaubert einen alten Brief aus ihrer Tasche aus den 1980er Jahren: „Damals hatte ich auch eine Brieffreundschaft mit einem Mädchen aus Loches“, erzählt das Stadtoberhaupt, „obwohl ich kein Wort Französisch konnte.“ Über Jahre pflegen die beiden ihre Brieffreundschaft. „Über die Sprachbarrieren hinweg hatten wir viele Gemeinsamkeiten“, erinnert sich Marion Lück.

Und so scheint es auch den Schülern heute zu gehen. Clemence und Leann, Elias, Lilly und Ella erzählen von einer schönen gemeinsamen Woche – von der Zeit in den Gastfamilien, dem Ausflug nach Köln und der gemeinsamen Tour nach Bonn, von dem Unterricht und den vielen Wörtern der jeweils anderen Sprache, die sie gelernt haben. „Wir hatten einfach eine gute Zeit“, sagt Elias, „das ist gelebte deutsch-französische Freundschaft.“

Und tatsächlich stellen auch die Lehrer fest, dass ihren Schülern die gemeinsame Woche gutgetan hat. „Wir unterscheiden uns ja nicht so groß in unseren Kulturen, aber eben in Kleinigkeiten“, sagt Heike Frankrone. Und so eine Begegnung schafft dann auch die Möglichkeit, eigene Verhaltensweisen noch einmal zu hinterfragen und Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen.

Ihre Kollegin Dorothee Barret hat noch eine andere Beobachtung gemacht: „Es gibt manchmal noch Vorurteile. Ganz anders und viel weniger als früher. Aber es gibt sie noch. Und ich erlebe meine Schüler, wie sie am Ende der Reise sagen: Die Deutschen sind ja doch nett.“ Am Donnerstag machen sich die Jugendlichen aus Loches bereits auf den Heimweg – mit neuen Erfahrungen und Einsichten im Gepäck.

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