Wermelskirchen Schillers Premiere in St. Michael

Wermelskirchen · Neuer Priester feierte zwei Wochen nach seiner Weihe gestern die Primiz.

 Gestern feierte Michael Schiller seine Primiz in der Kirche St. Michael. Als frisch geweihter Priester bleibt er ein weiteres Jahr in Wermelskirchen.

Gestern feierte Michael Schiller seine Primiz in der Kirche St. Michael. Als frisch geweihter Priester bleibt er ein weiteres Jahr in Wermelskirchen.

Foto: Demski

Michael Schiller steht in der Sonne vor St. Michael. Nach der Priesterweihe hat der 34-Jährige kurz durchgeatmet und ist pünktlich zu seiner Primiz nach Wermelskirchen zurückgekehrt. Eine Mitarbeiterin kommt aus dem Pfarrbüro nebenan und er strahlt. "Wir sehen uns doch Sonntag?" sagt er und nimmt sie herzlich in den Arm. Später wird Schiller erklären, das sei seine Mentalität. Er sei ein offener, menschenfreundlicher Typ, eher emotional als kopfgesteuert. Und gerne in Gesellschaft. Der junge Priester verabschiedet sich und nimmt sich dann Zeit für Erinnerungen.

Vor zwei Jahren kam Michael Schiller frisch vom Theologiestudium nach Wermelskirchen. Das Erzbistum hatte Michael Knab als Mentor ausgesucht und den jungen Theologen nach St. Michael geschickt. Das erste Jahr assistierte er noch und schaute den erfahrenen Kollegen über die Schulter. Im vergangenen Jahr wurde er zum Diakon berufen und mit dem Abschluss der praktischen Ausbildung erhielt er Anfang Juni die Priesterweihe in Köln. Wann seine Geschichte mit der katholischen Kirche begonnen hat? "Ich bin in einem frommen und erzkonservativen Elternhaus aufgewachsen", erzählt er, "ich war Ministrant." Eine Laufbahn als Priester allerdings habe er nie im Blick gehabt. Bis der Pfarrer seiner Gemeinde mit dieser Idee um die Ecke kam. "Er legte damals einen Samen in mein Herz", sagt er, "und dieser Same keimte." Drei Punkte fehlten ihm zum bestandenen Abitur, also machte er Zivildienst und dann eine Ausbildung in der Verwaltung des Erzbistums, bevor er noch mal zwei Jahre zur Schule ging, um das Abitur im zweiten Anlauf zu schaffen. "Natürlich hadert man dann auch mal mit seiner Entscheidung", sagt Schiller heute. Sollte das Priestertum wirklich sein Weg sein? Sollte er die Vorstellung von Architekturstudium und Familie ad acta legen? "Irgendwann fragst du dich schon: War das wirklich der Heilige Geist oder dein eigener Vogel?", sagt Schiller und grinst. Er bestand das Abi, wurde zum Studium zugelassen und zog es durch. Seine Motivation in all den Jahren? "Ich will Jesus Christus nachfolgen", sagt er, "ich will von Gott erzählen und davon, dass er bei den Menschen ist - ob in der Freude oder im Leid." In diesen Zeiten Gehör zu finden, werde schwieriger, räumt er ein. Kritiker würden lauter. "Aber es gibt da diese Pattsituation: Ich kann Gott nicht beweisen, aber Atheisten können auch nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt."

In den vergangenen zwei Jahren hat er vor allem mit Jugendlichen zusammengearbeitet, Menschen in Pflegeeinrichtungen besucht. Ab jetzt darf er selber die Heilige Messe leiten - er bleibt ein weiteres Jahr in Wermelskirchen. Was er sich für die Gemeinde in der Messe wünscht? "Es wäre schön, wenn sie Gott begegnen", sagt er, "und wenn sie das stärkt für den Alltag und ihnen Lebensfreude gibt."

(RP)
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