Schauspielerin aus Wermelskirchen „Muss nicht schön sein auf der Bühne“

Dabringhausen · Simone Silberzahn liebt die Bühne – als Schauspielerin und Regisseurin, als Pädagogin und Mutmacherin. Und die Dabringhausenerin weiß um die Kraft der Geschichten.

Hauptsache authentisch: Simone Silberzahn aus Dabringhausen arbeitet als Schauspielerin und schätzt das Theater als Raum zur Entfaltung.

Hauptsache authentisch: Simone Silberzahn aus Dabringhausen arbeitet als Schauspielerin und schätzt das Theater als Raum zur Entfaltung.

Foto: Theresa Demski

Am Anfang saß sie im Kasten der Souffleuse. Damals war sie 13 oder 14 und träumte davon, irgendwann selbst auf der Bühne zu stehen. Weil die Theater-AG an ihrer Schule in diesem Jahr aber keine Darsteller gesucht hatte, war sie bei der Schulaufführung im unsichtbaren Kasten gelandet. „Und ich war vom ersten Moment an total gefangen“, sagt Simone Silberzahn heute, „ich saß im Souffleusenkasten und hatte Gänsehaut.“ Das Gefühl hat sie nie mehr losgelassen. Bis heute spürt sie manchmal diese Gänsehaut, wenn sich der Vorhang hebt. Inzwischen steht die Dabringhausenerin längst selbst auf der Bühne – in Theaterhäusern der Region.

Noch damals in der Schule ergatterte sie schließlich einen Platz im Ensemble der Theater-AG und schlüpfte in ihre ersten Rollen. Sie spielte ein junges Mädchen und eine schrullige Frau im gleichen Stück. Und damals erkannte sie: „Wir tragen so viele Facetten in uns.“ Sie sei eigentlich nie ein Mädchen gewesen, das es in die erste Reihe gezogen habe, sagt Simone Silberzahn. Aber das Theater bot ihr einen Schutzraum, in dem sie sich verwirklichen konnte. „Ich kann mich dort bis heute total entfalten“, sagt sie. Dann entstehen in der Improvisation Geschichten, die lange in ihr geschlummert haben. „Und sie sind besser als alles, was wir uns ausdenken könnten“, sagt sie.

Als junges Mädchen fehlte ihr allerdings der Mut: Statt sich an der Schauspielschule zu bewerben, trat sie das Studium zur Sozialpädagogin an. Aber schon während des Studiums zog es sie wieder auf die Bühne. Sie gründete eine Theatergruppe und setzte noch die Ausbildung zur Theaterpädagogin oben drauf. „Dann bin ich wach geworden“, sagt sie heute, „und ich verwirklichte meinen Traum.“ Mit 27 bewarb sie sich doch noch an der Schauspielschule in Köln und wurde angenommen. „Ich habe dort viel gelernt“, erzählt sie. Ihre Figuren nahm sie noch gründlicher unter die Lupe und wurde ein Teil von ihnen. Und sie verstand: „Ich muss nicht schön sein auf der Bühne. Was für eine Befreiung.“ Stattdessen sucht sie in den Figuren nun sich selbst und legt dann noch eine Schüppe oben drauf. Mal ist das laut und euphorisch und mal ganz leise und poetisch. „Ich mag es, wenn Bilder entstehen“, sagt sie. Dann müsse das Blut nicht sprudeln, es werde zwischen den Zeilen sichtbar.

Gelegentlich gesellt sich auf der Bühne auch die Musik dazu. „Ich suche sie nicht, aber sie kommt zu mir“, sagt Simone Silberzahn. Dann kommt ihr die musikalische Ausbildung an Geige, Fiedel und Streichpsalter zugute. Und gelegentlich beginnt sie auch zu singen. Auch das Tanzen gehört dank der Weiterbildung zur Tanzpädagogin inzwischen zu ihren Einsatzbereichen. Sie hat schon im Theaterhaus in Köln auf der Bühne gestanden, spielt im Cassiopeia Theater in der Domstadt, ist mit ihrem kleinen Chanson-Theater auf heimischen Bühnen zu Gast. Längst arbeitet sie auch als Regisseurin, schreibt Kindermusicals und bringt sie mit Jungen und Mädchen auf die Bühne.

Ohnehin hat sie ihre pädagogische Seite einfach mitgenommen auf die Bühne: Sie bietet Kurse für Mädchen an. „Dann möchte ich einen Raum für sie schaffen, in dem die Mädchen nicht schön oder angesagt sein müssen“, sagt die Schauspielerin. Dann geht es nicht um den Schein, sondern um das Sein. Mit Grundschülern steigt sie in die Theaterarbeit ein und macht dabei berührende Begegnungen: „Ein Junge sollte darstellen, dass er vom Pferd fällt. Ohne Pferd natürlich“, erzählt sie und springt mitten auf dem Kirchhof in Dabringhausen auf und beginnt zu spielen. Das Fallen sei ihm schwer gefallen – also habe sie ihn ermutigt, ihm Varianten gezeigt und Möglichkeiten, sich gehen zu lassen. Sie zeigt, was sie meint und fällt dramatisch gleich auf den Boden vor der Kirche. Der Junge, eigentlich in einer kleinen Rolle, wurde schließlich zum Star des Stückes. Das Publikum jubelte, lachte und applaudierte. Und als der Vorhang längst gefallen war, zog der Grundschüler Simone Silberzahn am Ärmel: „Das war der schönste Tag in meinem Leben“, flüsterte er. Simone Silberzahn strahlt immer noch: „Der Junge ist um einen halben Meter gewachsen. Dank des Theater“, sagt die Schauspielerin.

Sie kennt diese Momente und diese Wirkung und sie schätzt Räume, die genau diese Erfahrungen möglich machen. Und sie will diese Räumen schaffen.

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