Wermelskirchen Schauspiel beeindruckt

Wermelskirchen · Eine reife Leistung brachte das Fokus-Theater der Katt mit "Fahrenheit 451" auf die Bühne. Neue Medien durften in der unter die Haut gehenden Inszenierung nicht fehlen. Es war eine Vorstellung mit "Gänsehaut-Faktor".

"Feuer. Rauch und Asche. Antwort auf alles. Das ist alles, was es zu wissen gibt": Hauptmann Beatty weiß, wovon er spricht. Auf der Leinwand lodern die Flammen. Auf acht Fernsehbildschirmen rundherum auch. Dann betritt Guy Montag die Bühne. Und zweifelt. Das Fokus-Theater der Katt brachte Ray Bradburys Klassiker "Fahrenheit 451" auf die Bühne – Gesellschaftskritik unter Einsatz moderner Medien.

Mittendrin im Spiel

Das Stück sollte zum Nachdenken anregen, durchaus auch etwas bedrücken. Die Zuschauer waren "gefangen" in einem Kreis aus Fernsehbildschirmen, die Darsteller bespielten nicht nur die Bühne, sondern den gesamten Raum. Mittendrin sein im Theater: Das wirkte. Es geht um eine totalitäre Zukunft, in der alles über Bildschirme und Monitore läuft und die Feuerwehr anstelle von Brandbekämpfung Bücherverbrennung betreibt. Da herrscht ein System, das nicht durchbrochen werden darf. Anonymität und feste Regeln, die nicht hinterfragt werden, sind alles, was zählt. Clarisse McClellan (sehr einfühlsam gespielt von Mona Schlesinger) hat noch etwas für die Schönheit und Individualität des Lebens übrig. Und steckt Montag damit an, der selbst bei der Feuerwehr arbeitet. Er beginnt, das System zu hinterfragen. Es ist schließlich der Fall von Alice Hudson (sehr überzeugend: Paula Stevens), der Montags Wertesystem stürzt.

Hier, wie auch an anderen Stellen, nutzte Regisseur Bardia Rousta die Verquickung von Schauspiel, Projektion und Film, die fließend ineinander übergingen. Kräftiger Szenenapplaus war der Dank.

Montag behält eines der eigentlich zu verbrennenden Bücher zurück und beginnt zu lesen. "Je mehr Fakten ich in meinen Kopf stopfte, je mehr ich wusste, desto kränker wurde ich", versucht Hauptmann Beatty (facettenreich: Sarah-Chanelle Olms), ihn "auf den rechten Weg" zurückzuführen. Doch Montag rebelliert und ist am Ende mit seinen Literaturhelden vereint.

Viele literarische Zitate, krasse Stimmungswechsel, keine leichte Sprache: Die zehn Darsteller meisterten das anspruchsvolle Stück hervorragend. Das Bühnenbild war schlicht aber wirkungsvoll, der Fokus wurde auf Sprache und Mimik gelegt. "Zeit zu reden, zuzuhören, frei zu denken. Niemand will mehr der Rebell sein", verdeutlicht es die Figur von Clarisses Oma, Faber.

Bedrängend und aktiv

Die Schauspieler des Fokus-Theaters der Katt legten eine beeindruckende Leistung vor, die Gänsehaut verursachte. Das Zusammenspiel funktionierte hervorragend, der Einsatz der modernen Medien, die den Hauptfaktor des Stücks darstellen, machte das Theaterspiel noch bedrängender und aktiver. Chapeau!

Frage des tages

(RP)
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