Lage im Rheinisch-Bergischen Kreis Viele Herausforderungen für die heimische Wirtschaft

Rhein-Berg · Die Unternehmen fahren laut der Wirtschaftsförderung im Rheinisch-Bergischen Kreis noch auf Sicht. Das ergab eine Umfrage zur aktuellen Lage.

 RBW-Geschäftsführer Volker Suermann stellt fest, dass nach den jüngsten Aufregungen nun eine gewisse Beruhigung eingekehrt ist.

RBW-Geschäftsführer Volker Suermann stellt fest, dass nach den jüngsten Aufregungen nun eine gewisse Beruhigung eingekehrt ist.

Foto: Susanne Prothmann

Bei Volker Suermann klingt die Erleichterung deutlich mit. Der Geschäftsführer der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderung (RBW) stellt am Mittwochmittag fest: „Die meisten heimischen Unternehmen sind von den aktuellen Herausforderungen bisher nicht so dramatisch getroffen worden, wie vielleicht befürchtet.“

Energiekrise, Inflation, Fachkräftemangel und Digitalisierung: Die Vorzeichen für die aktuelle Umfrage der RBW bei heimischen Unternehmen wirkten dramatisch. „Wir stellen nach all den Aufregungen der letzten Monaten nun aber eine gewisse Beruhigung fest“, resümiert Suermann. 1900 Unternehmen hatte die RBW nach ihrer aktuellen Lage gefragt. 300 Firmen hatten geantwortet – aus Handwerk, Industrie und dem Dienstleistungssektor.

Das Ergebnis: Schätzten im Februar 2022 – vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber nach den Corona-Lockdowns – 13,1 Prozent ihre Situation als „sehr gut“ ein, sind es im Februar 2023 nur noch 4,98 Prozent. Gleichzeitig ist allerdings auch die Zahl derer, die ihrer Lage im vergangenen Jahr noch als „sehr schlecht“ bezeichneten von 4,15 Prozent auf 1,66 Prozent gesunken. Vor allem diejenigen, die von einer „befriedigenden Situation“ sprechen, stellen dabei heute den größten Anteil.

Die Wirtschaftsförderung stellt gleichzeitig fest: „Die Unternehmen fahren noch auf Sicht“, erklärt RBW-Geschäftsführer Suermann, „sie agieren in für sie überschaubareren Zeiträumen, weil die Planungszeiten kurz sind.“ Denn die Herausforderungen sind geblieben. 62 Prozent der Betriebe machen sich vor allem Sorgen um die Fachkräftesicherung. Es gebe bereits Probleme in der Abarbeitung bestehender Aufträge und der Erbringung bestimmter Dienstleistungen, weiß dann auch Suermann.

Auch Innovationen müssten auf der Strecke bleiben, weil nicht genug Personal zur Umsetzung vorhanden sei. Viele Betriebe hätten inzwischen die Zahl ihrer Auszubildenden erhöht, um die Nachwuchssicherung selbst in die Hand zu nehmen. Auch die Wirtschaftsförderung arbeite in diesem Bereich intensiv an Lösungsansätzen: So beteiligen sich an der Fachkräftekampagne „Kluge Köpfe arbeiten hier“ inzwischen 130 Unternehmen.

Auch die Energiekosten landen bei der Befragung weit oben auf der Liste der größten Herausforderungen. „Vielfach haben Unternehmen aber auch eigene Lösungen gefunden“, stellt Suermann fest. Betriebe würden immer mehr auf eine eigene Erzeugung von Strom setzen – etwa mit Fotovoltaik. „Andere haben Strategien für den Einkauf von Strom entwickelt, um so Kosten zu sparen“, erklärt der RBW-Geschäftsführer.

Dennoch gebe es Branchen, die sehr energieaufwändig arbeiten müssen und deswegen auch stärker mit den immer noch hohen Energiepreisen kämpfen. Dann müssten Unternehmen entscheiden, wie stark sie diese Preise an ihre Kunden weitergeben können. „Ein Unternehmen, das Prototypen für die Medizin entwickelt, kann diese Kosten eins-zu-eins weitergeben“, beschreibt Suermann, „ein Bäcker in der Grundversorgung kann das nicht und muss die Preise moderat erhöhen.“ Es bleibe für viele Unternehmen eine große Herausforderung.

Dazu gesellen sich Themen wie die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit, die in den Firmen für viel Handlungsbedarf sorgen: „Wir bieten in diesen Bereichen Unterstützung an“, berichtet Volker Suermann. Die RBW hat eine Projektgruppe zum Thema „Nachhaltigkeit“ gegründet. Beratungsangebote, Workshops und Vernetzungen sollen den Unternehmen dabei helfen, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.

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