Kommunales Integrationszentrum Rhein-Berg Natur erleben und Sprachkenntnisse verbessern

Rhein-Berg · Zwölf Familien aus Somalia, Syrien, der Ukraine, Mazedonien und Bulgarien gingen auf Entdeckungstour im Gut Alte Heide. Zuvor hatte das Kommunale Integrationszentrum seine Jahresbilanz vorgestellt.

 Gemeinsam mit einem Naturpädagogen beschäftigten sich die 15 Frauen und 18 Kinder mit Eichhörnchen und dem Lebensraum Wald.

Gemeinsam mit einem Naturpädagogen beschäftigten sich die 15 Frauen und 18 Kinder mit Eichhörnchen und dem Lebensraum Wald.

Foto: Ramiha-Nur Özsoy

Ein besonderes Erlebnis mit vielen neuen Eindrücken organisierte das Kommunale Integrationszentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises für zwölf Familien aus Somalia, Syrien, der Ukraine, Mazedonien und Bulgarien. 15 Frauen mit insgesamt 18 Kindern entdeckten auf dem Wermelskirchener Gut Alte Heide nicht nur gemeinsam die Natur, sondern verbesserten dabei auch ihre Deutschkenntnisse. Die teils alleinerziehenden Mütter und ihre Kinder im Alter von ein bis drei Jahren gehören zu den „Griffbereit-Gruppen“ des Kommunalen Integrationszentrums, das so das Erlernen der deutschen Sprache erleichtern und die Kinder fördern will. Im Kreisgebiet gibt es derzeit neun dieser Gruppen in Bergisch Gladbach, Burscheid, Leichlingen und Overath. Perspektivisch sollen weitere in Wermelskirchen, Rösrath, Kürten und Odenthal folgen.

Mit einem Naturpädagogen ging es in den Wald, um sich mit Eichhörnchen und ihrem Lebensraum Wald zu beschäftigen. Hier gab es viele Informationen und spannende Geschichten. Dadurch erfuhren die Kinder, dass es nicht nur große Tiere im Wald gibt, sondern dass auch die kleinen Bewohner wie Insekten wichtig für diesen Bereich der Natur sind. Die Kleinstlebewesen wurden dann auch im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen. Kinder und Eltern machten sich auf die Suche nach den kleinen Waldbewohnern und beobachteten ihre Funde in einem Lupenglas.

„Die Familien wurden für die Bedeutung der Natur sensibilisiert und betrachten sie nun noch bewusster“, freute sich Nurhan Dogruer-Rütten, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, nach dem Ausflug. Zudem wurde mit Stöcken und anderen Fundsachen im Wald gespielt, um die Motorik der Kinder zu schulen. Bei den gemeinsamen Aktivitäten, beim Essen und einfach beim Zusammensein kamen die Mütter und Kinder aus den verschiedenen Teilen der Welt in den Austausch, lernten sich kennen und verbesserten ganz nebenbei noch ihre Sprachkenntnisse.

Kurz zuvor hatte das Kommunale Integrationszentrum (KI) bei der 8. Fachkonferenz Integration des Rheinisch-Bergischen Kreises seine Jahresbilanz vorgestellt und gab einen Ausblick auf 2023. Die vielfältigen Aufgaben und Vorhaben präsentiert das KI in einem Handlungskonzept, das im Frühjahr in den Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises eingebracht werden soll. Geprägt war die Integrationsarbeit 2022 besonders durch den Angriff Russlands auf die Ukraine. Dies sorgte im Frühjahr für die Flucht zahlreicher Menschen nach Deutschland. Insgesamt flüchteten bis Ende November etwa 3900 Menschen aus der Ukraine in den Rheinisch-Bergischen Kreis, wie die Ausländerbehörde berichtete. Davon halten sich etwa 3200 aktuell noch im Kreis auf. Fast zwei Drittel sind weiblich, 1069 Personen unter 18 Jahren alt. Aber auch aus anderen Krisenregionen der Welt wie Syrien, Afghanistan und dem Irak flüchteten im Verlaufe des Herbstes wieder mehr Menschen hierher. „Faktoren wie Krieg und auch die Pandemielage beeinflussten eklatant die Rahmenbedingungen mit Blick auf die Integrationsarbeit in der Region“, erklärte Dezernentin Aggi Thieme während der Fachkonferenz. Es sei aber ebenso deutlich geworden, dass „die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis für offene Begegnung und solidarische Hilfe stehen.“

Dank und Anerkennung sprach die Dezernentin für Schule, Bildung, Integration und Kultur den vielen ehrenamtlich Engagierten und den zahllosen freiwilligen Helferinnen und Helfern aus. Ebenso lobte sie die Arbeit der Menschen in der Freien Wohlfahrtspflege sowie in den Kommunalverwaltungen.

Nurhan Dogruer-Rütten, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, zeigte der Fachkonferenz unterdessen auf, wie die Weichen für die Arbeit des KI im Jahr 2023 gestellt werden. Im Bereich der Erstintegration von Neuzugewanderten engagiert sich das KI weiter stark in der Seiteneinstiegsberatung. Hier werden neu zugewanderte Eltern mit ihren Kindern zielgerichtet beraten, um den passenden Schulplatz zu finden. Gemeinsam mit der Unteren Schulaufsicht werden sie dann dorthin vermittelt. 2022 führte das KI mehr als 750 dieser Beratungen durch, darunter waren viele Kinder und Jugendliche aus der Ukraine.

Auch 2023 werden die Beratungen wieder eine der wichtigsten Aufgaben des Kommunalen Integrationszentrums sein. Im Bereich der nachhaltigen Integration in die Regelsysteme unterstützt das KI – als eins von vielen Angeboten – Eltern mit Zuwanderungsgeschichte sowie ihre Kinder im Vorschulalter dabei, sie auf Kita und Schule vorzubereiten. Dabei steht die sprachliche Förderung im Mittelpunkt. 2022 wurde das Angebot bereits von vier auf neun Gruppen mit jeweils zehn bis 15 Teilnehmern ausgebaut – 2023 sollen weitere Gruppen folgen. Ebenso wird die Zielgruppe der unter Einjährigen zusätzlich mit neuen Angeboten in den Blick genommen.

Zudem werden Fortbildungen für die Mitarbeiter in Kitas sowie weitere Programme zur Sprachförderung von Eltern und ihren Kindern angeboten. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird auch in diesem Jahr wieder die Stärkung des Ehrenamts sein. Dazu gehört die Förderung von Ehrenamtsinitiativen und deren unterschiedliche Vorhaben. Dafür stehen 110.000 Euro bereit, die über das KI im Zuge des Projekts KOMM-AN NRW abgerufen werden können. Bei verschiedenen Veranstaltungen mit Kooperationspartnern zu Themen wie „Ehrenamtliche gewinnen und halten“ oder „Wie soll ich das bezahlen?“ erhalten Unterstützerinnen und Unterstützer zugewanderter Menschen auch zukünftig wichtige Tipps und Hilfestellungen für ihr Ehrenamt.

Schulrätin Barbara Gerhards-Engels präsentierte den Teilnehmern der Fachkonferenz Integration aktuelle Schülerzahlen von Kindern und Jugendlichen, die aus der Ukraine in den Rheinisch-Bergischen Kreis gekommen sind. 618 Kinder und Jugendliche aus dem Land erhalten aktuell eine sprachliche Erstförderung. Dafür wurden an den Schulen im Kreisgebeite 134 Lerngruppen eingerichtet.

Insgesamt erhielten 1112 Kinder und Jugendliche aus vielen verschiedenen Ländern nach ihrer Ankunft im Rheinisch-Bergischen Kreis diese spezielle Unterstützung. Sie bedankte sich bei dem KI für die gute Arbeit im Zuge der Seiteneinstiegsberatung – hier habe man trotz der massiven und damit unplanbaren und starken Zuwanderung aus der Ukraine die Herausforderungen gemeinsam erfolgreich gestemmt. Die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen und des Kommunalen Integrationszentrums würdigten zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fachkonferenz und begrüßten das Einbringen der vorgestellten Handlungsschwerpunkte des KI für das Jahr 2023 in die Kreispolitik.

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