Öffentlicher Nahverkehr in Rhein-Berg Mobilstation für umweltfreundlichen Verkehr

Serie | Wermelskirchen · Der Rheinisch-Bergische Kreis ist Vorreiter bei dem Aufbau der Mobilstationen. Es gibt sie inzwischen in jeder Kommune des Kreises. Was nicht vorankommt, ist das Angebot von Park & Ride Parkplätzen. Die gibt es in Wermelskirchen bislang noch nicht.

 Fußläufig vom Busbahnhof entfernt und künftig zu erreichen durch einen Fußgängertunnel, soll eine Park-and-Ride-Anlage auf dem Grünstreifen zwischen den parallel verlaufenden Kenkhauser Straße und Dellmannstraße entstehen. Noch ist dort ein geschützter Grünstreifen mit vielen Bäumen und Büschen – einst angelegt als Ausgleichsmaßnahme.

Fußläufig vom Busbahnhof entfernt und künftig zu erreichen durch einen Fußgängertunnel, soll eine Park-and-Ride-Anlage auf dem Grünstreifen zwischen den parallel verlaufenden Kenkhauser Straße und Dellmannstraße entstehen. Noch ist dort ein geschützter Grünstreifen mit vielen Bäumen und Büschen – einst angelegt als Ausgleichsmaßnahme.

Foto: Jürgen Moll

Als der damalige Minister Andreas Pinkwart im Februar 2022 in Wermelskirchen war, schwebten die Bürgermeisterin Marion Lück und Landrat Stephan Santelmann auf Wolke 7. Der Minister weihte die erste Mobilstation im Rheinisch-Bergischen Kreis ein. Darauf darf die Bürgermeisterin stolz sein – für Landrat Santelmann ist das flächendeckende Mobilstations-Netz ein Alleinstellungsmerkmal bundesweit. Schwarz-Grün im Kreistag hatte das Projekt forciert, das Land fördert es. Inzwischen gibt es in allen acht Kommunen des Rheinisch-Bergischen Kreises Mobilstationen – aktuell sind es 18. Und es sollen noch mehr werden.

Mobilstationen entstehen an Verkehrsschnittpunkten und sind quasi eine Sammlung von Angeboten. Die reicht von e-Bike-Verleihstationen über Bike-Hotels an 15 Standorten und 13 Carsharing-Fahrzeuge. Zumeist befinden sich diese Mobilstationen an Busbahnhöfen, um den Verkehrsteilnehmern den Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr für weitere Strecken zu ermöglichen. Info-Stelen geben die Nutzern einen Überblick, was alles möglich ist.

Das e-Bike-Verleihsystem der RVK ist in Wermelskirchen am Busbahnhof und in Dabringhausen möglich. Ausflüge auf der Balkantrasse sind oftmals eine Gelegenheit, so ein Bike auszuleihen; 103 stehen kreisweit zur Verfügung. Und es sollen mehr werden. Während die Bikes an jeder Station angegeben werden können, ist das beim Carsharing nicht möglich. Der e-Peugeot muss zur Ausleihstation zurückgebracht werden. In Wermelskirchen gibt es eine zweistellige Nutzerzahl – laut Kreisverwaltung lässt sich eine zunehmende Nutzung des wupsi-Car-Angebotes erkennen. Das Fahrzeug ist seit Februar etwa 2000 Kilometer gefahren.

 Die Mobilstation am Busbahnhof mit e-Bike-Verleih, Bike-Hotels und Carsharing, wo ein e-Fahrzeug steht.

Die Mobilstation am Busbahnhof mit e-Bike-Verleih, Bike-Hotels und Carsharing, wo ein e-Fahrzeug steht.

Foto: Udo Teifel

In Dabringhausen ist jetzt eine feste Mobilstation entstanden: Mit zwei Fahrradboxen und sechs Rädern mit den Aufladestationen. Zudem eine Info-Stele, auf der informiert wird, wann die nächsten Busse kommen.

Neben Elektro- und Hybridbussen sind auch Mitfahrerbänke und Park & Ride Parkplätze (P&R) Bausteine der Mobilitätsoffensive. Wobei gerade die P&R-Anlagen in Wermelskirchen nicht vom Kreis ausgehen, sondern von der Stadt, quasi zur Förderung der nachhaltigen Verkehrsmittel. 20 Parkplätze sind am Busbahnhof geplant. Aber während die Mobilstation offiziell eingeweiht ist, kommt die Stadt da nicht so recht voran. Die Anlage soll von der Kenkhauser Straße aus angefahren werden, die Fläche liegt in einem Grünstreifen entlang der Umgehungsstraße. Von dort ginge es dann durch die Unterführung zum Drehkreuz Busbahnhof, wo e-Bikes, Carsharing und die Busse fußläufig in einem Radius von 50 bis 100 Metern zu erreichen sind. Besser geht es eigentlich nicht!

Die neue Mobilstation Dabringhausen an der Ecke Hilgener Straße/L101. In der Info-Stele werden die Busankunft- und -abfahrtzeiten angekündigt.

Die neue Mobilstation Dabringhausen an der Ecke Hilgener Straße/L101. In der Info-Stele werden die Busankunft- und -abfahrtzeiten angekündigt.

Foto: Udo Teifel

Doch seit über eineinhalb Jahren ist die Stadt in Abstimmungsgesprächen mit dem Eigentümer, dem Landesbetrieb Straßen.NRW. Flächentausch oder Kauf stehen zur Option – aber da geht es nicht voran. Den Grund nennt Straßen.NRW-Sprecher Rainer Herzog: „Auf der Fläche befindet sich derzeit eine Ausgleichsmaßnahme des Landesbetriebs. Diese muss bei der Planung des Park-and-Ride-Parkplatzes berücksichtigt werden. Dazu sind Abstimmungen mit den Naturschutzbehörden erforderlich.“ Es kann also noch lange dauern, bis dort die ersten Fahrzeuge parken können.

Auch die zweite geplante P&R-Anlage unabhängig von der Mobilstation entsteht in der Nähe zur Autobahn in Bollinghausen, Dönges-straße: In Zusammenarbeit mit der Stadt sind auf dem Gelände der Firma Dönges & Wetec 57 Parkplätze entstanden. Da die Schlussabnahme noch aussteht, ebenso die befestigte Zufahrt (über den geplanten Kreisverkehr) fehlt, können diese Parkplätze nicht genutzt werden. Zudem plant der bergische Energieversorger BEW, dort einen Ladepark mit sechs Ladepunkten zu bauen. Wann die nutzbar sind, ist noch offen, denn laut Stadtverwaltung hat die BEW die Ladesäulen bestellt, aber der Liefertermin ist noch unbekannt.

Weitere P&R-Flächen wird es aber in Wermelskirchen laut Stadt nicht geben. Der Grund ist einfach: Es stehen keine Flächen zur Verfügung. Außerdem sollten die beiden geplanten Anlagen erst einmal in Betrieb gehen, um die Auslastung zu überprüfen und einen möglichen weiteren Bedarf abzuschätzen, heißt es in einer Antwort auf einer Anfrage der Redaktion.

Angebote für Pendler macht die Stadt nicht: Es existierten verschiedene Portale im Internet. Ein rein städtisches Portal sei nicht zielführend, so die Verwaltung: Die Gründe seien die Größe der Stadt, die Anzahl der Einwohner und die Zahl der Nutzer des Portals. Das sei vor einiger Zeit einmal überprüft worden mit dem Ergebnis, dass „der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen steht“, so die Stadtsprecherin.

Zum Öffentlichen Personennahverkehr gehört natürlich auch die Anbindung an die Domstadt. Mit der RVK-Linie 260, die zweimal in der Stunde Richtung Köln und zurück unterwegs ist, besteht ein Angebot – doch durchschnittlich 90 Minuten Fahrtdauer sind viel. So wurde im Dezember 2021 in einem Schnellschuss vom Landrat ein Schnellbus zwischen Wermelskirchen über Hilgen nach Opladen eingesetzt, weil der Kreis versäumt hatte, Fördermittel zu beantragen, obwohl Santelmann Vorsitzender des zuständigen Verwaltungsgremiums im Verkehrsverbund war. Denn dieser SB 24 fährt von Wermelskirchen zwar ohne Zwischenstopp bis Hilgen, von dort bis Opladen wird aber jede Haltestelle angesteuert. Der Schnellbus ist kein Schnellbus.

 Mit solchen Informationsstelen (hier am Radweg Balkantrasse kurz vor dem Busbahnhof) wird auf Mobilstationen hingewiesen.

Mit solchen Informationsstelen (hier am Radweg Balkantrasse kurz vor dem Busbahnhof) wird auf Mobilstationen hingewiesen.

Foto: Udo Teifel

Inzwischen gibt es Fördergelder für den vom Kreistag beschlossenen Bergischen Schnellbus (SBX), der ab 11. Dezember eingesetzt wird und auf der Route Wermelskirchen-Burscheid-Leverkusen eingeplant ist. Unklar ist aktuell, ob er über die Autobahnen 1 und 3 fahren wird. Er dürfte aber auf jeden Fall schneller sein als der SB 24. Wobei dann Leverkusen das Drehkreuz ist, wo die Nahverkehrszüge in Richtung Köln und Düsseldorf halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort