Vor der konstituierenden Bundestagssitzung In der Rolle der Opposition

Berlin / Rhein-Berg · Der im Rheinisch-Bergischen Kreis direkt gewählte Bundestagsabgeordnete Hermann-Josef Tebroke (CDU) geht in Berlin ebenso in seine zweite Amtszeit wie Harald Weyel (AfD).

 Hermann-Josef Tebroke holte im Wahlkreis 100 für die CDU mit deutlichem Vorsprung das Direktmandat. Mit Engagement wollen er und seine Parteikollegen nun in der Opposition arbeiten.

Hermann-Josef Tebroke holte im Wahlkreis 100 für die CDU mit deutlichem Vorsprung das Direktmandat. Mit Engagement wollen er und seine Parteikollegen nun in der Opposition arbeiten.

Foto: Laurence Chaperon

Hermann-Josef Tebroke gehörte am Abend des 26. September zu den Siegern in CDU-Kreisen. Mit einem Anteil von fast exakt 30 Prozent und einem Vorsprung von über 12.000 Stimmen vor Kastriot Krasniqi (SPD) holte der Lindlarer im Rheinisch-Bergischen Kreis das Direktmandat. Im Gegensatz zu einigen anderen Bundestagsabgeordneten hat Tebroke darauf verzichtet, im Sommer seine Berliner Wohnung zu kündigen. „Ich bin ein Optimist“, sagt der 57-Jährige, der mit der konstituierenden Sitzung am Dienstag in seine zweite Amtszeit geht.

Folglich kann Hermann-Josef Tebroke die Arbeit in seinem angestammten Büro mit seiner Stammmannschaft fortsetzen. Das Einarbeiten und Zurechtfinden bleibt ihm im Vergleich zu 2017 erspart. „Trotzdem sind es spannende Tage, weil ein paar ehemalige Kollegen nicht mehr in Berlin dabei sind und ein paar neue wiederum hinzugekommen sind.“ Und da wäre noch die neue Rolle, die die Christdemokraten im Bundestag künftig einnehmen werden: „Es war das klare CDU-Ziel, weiterhin Teil der Regierung zu sein. Aber das Wahlergebnis ist so wie es ist.“

Kleiner als in den Jahren zuvor bildet die CDU-Fraktion die Opposition – eine Rolle, die Hermann-Josef Tebroke und seine Parteikollegen mit Engagement ausfüllen wollen, denn es gebe inhaltlich viel zu gestalten. Er selbst würde dies gerne in Ausschüssen und Arbeitsgruppen weiterhin in den Bereichen Finanzen, Familie und Kommunales tun.

Ungeachtet der eigenen Partei-Zugehörigkeit hofft Tebroke darauf, dass SPD, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP als bald wie möglich die Koalitionsverhandlungen abschließen und sich eine Regierung bildet. „Das wäre gut für das Land“, lautet sein Urteil. „Vor vier Jahren hat der ganze Prozess viele zu lange gedauert – und es war schwer, in der Warteschleife zu hängen.“

Wie ist es ist, in der Opposition zu arbeiten, hat Harald Weyel in den vergangenen vier Jahren erlebt. Wie Maik Außendorf (Grüne) und Christian Lindner (FDP) war der 61-Jährige für die AfD zuletzt im Kampf um das Direktmandat im Rheinisch-Bergischen Kreis  zwar gegen Hermann-Josef Tebroke chancenlos, wahrte aber über Listenplatz neun seinen politischen Arbeitsplatz in Berlin. „Der Lack des Zaubers Bundestag ist schon lange ab“, sagt der Bergisch Gladbacher mit Ernüchterung in der Stimme. Das habe laut seiner Aussage damit zu tun, dass „das Neue nicht in Sicht ist und Sachdiskussionen aus dem Weg gegangen werden“. Als ein Beispiel nennt Weyel die Atmosphäre bei der Diskussion um die Sitzordnung im neuen Bundestag, bei der die Kollegialität infrage gestellt werde.

 Harald Weyel (AfD)  schaffte es über ­Listenplatz neun in den Bundestag.

Harald Weyel (AfD)  schaffte es über ­Listenplatz neun in den Bundestag.

Foto: Achim Melde

Die zweite Amtsperiode beschränkt sich für Harald Weyel auf ein berufliches Nachhause kommen. „Man hat sein Büro, man hat seine Stammmannschaft.“ Und er habe den großen Vorteil, dass er thematisch das machen kann, was er auch beruflich gemacht hat. „Von internationaler Betriebswirtschaft und Außenpolitik ist das Publikum hier in Berlin genauso wenig begeistert wie an der Hochschule“, sagt der 62-Jährige und lacht.

Aus privater Sicht allerdings hat das Leben in Berlin für Harald Weyel an Charme verloren, was er auch an Auswirkungen der Corona-Pandemie festmacht. Als Folge dessen „habe ich im Juni mein Appartement in der Abgeordnetenschlange aufgegeben, das ich zweieinhalb Jahre unterhalten hatte“. Stattdessen lebt der AfD-Politiker während der Sitzungswochen erst einmal in einem der vielen Hotels der Bundeshauptstadt – aus dem Koffer.

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