Entscheidungsträger für den Rheinisch-Bergischen Kreis Der Krisenstab zieht Bilanz

Rhein-Berg · Am 28. Februar 2020 tagte der Krisenstab des Rheinisch-Bergischen Kreises erstmalig zum Thema Coronavirus. Kurz darauf wurde ein Lagezentrum eingerichtet. Die festen Mitglieder oder deren Vertreter tagen mittlerweile zweimal wöchentlich und teilweise auch am Wochenende. Ein Rückblick nach einem Jahr Corona-Pandemie.

Krisenstab: Die Entscheidungsträger im Rheinisch-Bergischen Kreis
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Die Entscheidungsträger im Rheinisch-Bergischen Kreis

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Stephan Santelmann (Landrat): „Viele Mitarbeitende der Kreisverwaltung arbeiten mittlerweile im Homeoffice und kümmern sich von dort um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Es ist uns wichtig, die Dienstleistungen für die Menschen im Kreis weiter aufrecht zu erhalten, aber gleichzeitig unsere Mitarbeitenden bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen. Weiterhin wird die Bekämpfung des Coronavirus höchste Priorität für die Kreisverwaltung haben. Ein weiterer Meilenstein war für mich die Eröffnung des Impfzentrums in der RheinBerg-Galerie am 8. Februar. Für uns alle ist die Impfung aktuell die größte Chance, uns gegen das Coronavirus zu schützen und dazu beizutragen, die Pandemie wirksam zu bekämpfen. Ich wünsche mir, dass es etwas schneller ginge, bis alle, die geimpft werden möchten, auch geimpft werden können. Ich freue mich, wenn viele Bürger baldmöglichst ein Impfangebot erhalten und dieses Angebot annehmen.“

Dr. Erik Werdel, Krisenstabsleiter: „Es ist ein unglaublicher Kraftakt, anfangs täglich, mittlerweile zweimal wöchentlich und teilweise am Wochenende zu tagen, dabei alles im Blick zu halten und oftmals weitreichende Entscheidungen zu treffen. Bereits seit einiger Zeit finden die Krisenstabssitzungen in digitaler Form statt, wodurch sich der „normale“ Arbeitsalltag drum herum flexibler gestalten lässt. Für viele Krisenstabsmitglieder sind durch den unermüdlichen Einsatz während der Pandemie unzählige Überstunden angefallen. Umso wichtiger ist es, dass alle Stränge  - Lagezentrum, Impfzentrum und Krisenstab - eng zusammenarbeiten, wir uns aufeinander verlassen können und alle gemeinsam zur Bewältigung der Krise beitragen. Die Strukturen haben sich bewährt. Auch in schwierigen Zeiten bestand eine gute Zusammenarbeit beispielsweise mit verschiedenen Akteuren aus den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Job-Center, um nur einige zu benennen.“

Markus Fischer, Leiter des Lagezentrums: „An jedem der gemeldeten Fälle von Neuinfektionen schließt sich die Kontaktnachverfolgung an. Von Beginn an sind nahezu alle Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes eingebunden. In der ersten Welle waren es bis zu 180 Personen, die aus anderen Ämtern der Kreisverwaltung, aber auch aus dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen gestellt wurden. Durch die Entwicklung eigener IT-Verfahren und vieler weiterer Maßnahmen zur Optimierung der Prozessabläufe, der Aufarbeitung der sich kurzfristig ergebenden Regelungen sowie der Einarbeitung des Personals, wurde die Effizienz kontinuierlich verbessert. In der zweiten Welle waren rund 110 Mitarbeitende eingesetzt. Neben dem Personal des Gesundheitsamtes wurden insbesondere neu eingestellte Mitarbeitende mit befristeten Verträgen gewonnen und qualifiziert, sowie flexibel auf die personelle Unterstützung durch die Bundeswehr zurückgegriffen.“

Cassandra Staehler, Geschäftsführung Krisenstab: „Die Aufgabe der Geschäftsführung ist die Leitung und Koordination der „Koordinierungsgruppe des Krisenstabs“, die sich aus den Funktionen Innerer Dienst, Lage und Dokumentation, Informationsgewinnung und Sichter zusammensetzt. Wir werten alle eingehenden Informationen und Meldungen aus, stehen im Kontakt mit unseren Aufsichtsbehörden und den kreisangehörigen Kommunen, stimmen die weiteren Schritte ab. Aus diesen Informationen entwickeln wir strategische Handlungsempfehlungen, die im Krisenstab diskutiert und beraten werden. Als es am 3. März hieß „Krisenstab aktiviert“, hätte keiner von uns für möglich gehalten, wie lange uns diese Pandemie in Atem halten wird, welche Aufgaben auf uns zukommen, dass wir ein Lagezentrum einrichten, über potenzielle Notkrankenhäuser diskutieren oder in großen Mengen Schutzausrüstung für unsere Bevölkerung einkaufen werden.“

Dr. Sabine Kieth, Leiterin des Gesundheitsamtes: „In der Hochphase der ersten Welle Mitte April lag der höchste Inzidenzwert bei 37,4, und an einem Tag wurden im Kreisgebiet maximal bis zu 20 Neuinfektionen gemeldet. Sehr schnell baute sich die Zahl der Neuinfektionen im Rheinisch-Bergischen Kreis wieder ab, so dass in den Sommermonaten nur sehr geringe Zahlen von Neuinfektionen pro Tag auftraten, teilweise sogar keine gemeldet wurden. Umso dynamischer entwickelte sich das Ausmaß der so genannten Zweiten Welle. Am 1. Oktober lag der Inzidenzwert bei 16,9, am 16. Oktober bei 50,8. Bis zum Höhepunkt am 18. Dezember entwickelte sich ein Inzidenzwert von 197,3. Gerade in der zweiten Welle gingen außerdem täglich mehrere Meldungen von Infektionsgeschehen in Schulen, Kindertagesstätten, Pflegeeinrichtungen und anderen Unternehmen ein. Derzeit beschäftigen uns vor allem die Mutationen.“

Lennart Hußmann, Lage / Dokumentation: „Die Aufgaben des Bereichs ,Lage/Dokumentation‘ ist es,  die aktuelle Lageentwicklung täglich für den Krisenstab darzustellen. Dafür nutzen wir alle Datenquellen, die zur Verfügung stehen - beispielsweise aus dem Lagezentrum, hausinterne Quellen, Veröffentlichungen von Behörden oder dem Robert Koch-Institut sowie den Medien. Hierbei werden auch eigene statistische Auswertungen verwendet und die Medienarbeit des Rheinisch-Bergischen Kreises unterstützt. Wir haben ein Dashboard aufgebaut, welches wir stetig weiterentwickeln. Hier werden die Daten täglich aktualisiert und grafisch aufbereitet dargestellt. Seit Beginn der Krisenstabsarbeit zur Corona-Lage wurden rund 100 Lageentwicklungsübersichten sowie rund 250 Lageberichte verfasst. Alle Datenaufbereitungen dienen dem Krisenstab als Basis für die jeweilige Lagebeurteilung und zur Entscheidungsfindung.“

Claudia Materne, EMS Pflege / EgH: „Es war ein anstrengendes Jahr für die Mitarbeitenden des Amtes für Soziales & Inklusion. Beratung, Unterstützung, Sicherstellung der pflegerischen Versorgung und immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen, die den Weg zu uns gefunden haben, waren die wesentlichen Themen des vergangenen Jahres. Die Kreativität für individuelle Maßnahmenplanungen unter erschwerten Bedingungen hat ein neues Selbstbewusstsein geschaffen. Es wäre schön, wenn die Solidarität auch in neuen Zeiten wieder ihren Platz hat. Wir haben erkannt, dass mehr die Bedürfnisse einzelner Personengruppen in den Fokus gerückt werden müssen, um differenzierte Abwägungen vornehmen zu können. Alle Menschen sind gleichwertig bei den Planungen zur Bekämpfung der Infektionslage und ihren, teilweise zielgruppenspezifischen, Auswirkungen zu berücksichtigen.“

Birgit Bär, Pressesprecherin: „402 Pressemitteilungen haben wir innerhalb eines Jahres zum Thema „Corona“ verfasst. Die aktuellen Fallzahlen melden wir an sieben Tagen in der Woche an die Medien sowie auf der Webseite des Rheinisch-Bergischen Kreises und in den sozialen Netzwerken. Dort haben wir auch eine Vielzahl von Informationen, Tipps und Links zum Thema Corona zusammengestellt. Außerdem erreichten uns in den vergangenen zwölf Monaten unzählige Presseanfragen, aber auch Anrufe, E-Mails und Social-Media-Kommentare von Bürgern. Der Informationsbedarf ändert sich rasch: Es ging beispielsweise schwerpunktmäßig bereits um Hygieneregeln, sichere Reiserückkehr, Schwellenwerte, Schutzmaßnahmen und vieles mehr. Aktuell erhalten wir viele Anfragen zum Thema „Impfen“. Zeit zum Abschalten, freie Abende oder Wochenenden gibt es da im Grunde kaum – aber das allgemeine Verständnis der Lage und die Akzeptanz der Maßnahmen sind groß.“

Johannes Deppe, Innerer Dienst:„Das Team des Inneren Dienstes koordiniert alle administrativen Tätigkeiten des Krisenstabs. Wir organisieren die Sitzungen, die inzwischen als Videokonferenz stattfinden. Zu unseren Aufgaben gehört auch, den Kontakt zur Bundeswehr zu halten und uns darum zu kümmern, die erforderlichen Einsätze von Soldaten zu beantragen und zu koordinieren. Hierzu stehen wir in engem Austausch mit dem Kreisverbindungskommando. Gemeinsam mit der Heimaufsicht wurden hierfür die Bedarfe ermittelt. Bereits nach wenigen Tagen konnten die ersten Soldaten ihren Dienst vor Ort antreten. Obwohl die Bundeswehr keine unmittelbaren Pflege- oder Betreuungstätigkeiten übernehmen darf, haben Soldaten bei hauswirtschaftlichen Aufgaben unterstützt und das Personal in den Einrichtungen entlastet. Diese Hilfe wurde in den Einrichtungen stets sehr dankbar angenommen.“

Volker Schenk, Sichter der Nachrichtenzentrale: „Die Sichter der Nachrichten­zentrale prüfen alle eingehenden Nachrichten und leiten diese an die zuständigen Bereiche des Krisenstabs zur zügigen Bearbeitung weiter. Am Anfang der Corona-Pandemie vor inzwischen einem Jahr bedeutete das, innerhalb kürzester Zeit aus der Masse der eingehenden Nachrichten einen Überblick über die Ereignisse zu gewinnen. Stetig wächst die Zahl der Nachrichten, und je nach Lage muss der Krisenstab schnell Entscheidungen treffen. Wir als Sichter sind daher in der Nachrichtenzentrale an sieben Tagen in der Woche im Einsatz. Die Bekämpfung der Corona-Krise brachte in kürzester Zeit neue Arbeitsabläufe mit sich. Der Krisenstab ist nun seit 365 Tagen aktiv. Die lange Dauer der Krise ist eine große Herausforderung und für alle Beteiligten eine hohe Belastung. Ihr Familien- und Arbeitsleben geht weiter, die Krise läuft „on top“.

Carina Haag, Sichterin der Nachrichtenzentrale: „Das Virus betrifft die weltweite Gesellschaft. Es hat uns aus unserem gewohnten Leben und unserem Wohlfühlbereich geworfen. Viele Menschen haben Angst um die eigene Gesundheit, ihre wirtschaftliche Existenz, die Familie und die Freunde. Manche haben einen geliebten Menschen durch Corona verloren. Das Jahr war aber auch von Solidarität, Hilfsbereitschaft, Engagement über das bisher bekannte Maß hinaus geprägt. Der Zusammenhalt und die Rückendeckung aller und der große Wunsch, den Schaden zu begrenzen, ist es, was den Mut und die Kraft zum Weitermachen fördert.“

Wolfgang Weiden, Kreisbrandmeister: „Meine Aufgabe ist es, die Kommunikation zwischen Krisenstab und den Kräften der Feuerwehren und den Hilfsorganisationen zu pflegen. In den Sitzungen nehme ich alle relevanten Informationen auf, damit wir sie so bewerten können, um einen möglichst sicheren Dienstbetrieb bei gleichzeitig uneingeschränkter Einsatzbereitschaft für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Kreis sicherstellen zu können. Weiterhin koordiniere ich solche Aufgaben, die aus der Krisenlage heraus, oftmals sehr kurzfristig entstehen, und die durch Kräfte der Gefahrenabwehr unterstützt oder übernommen werden können. Für all das, steht mir ein spezieller Führungsstab zur Verfügung, der ebenfalls seit einem knappen Jahr, mindestens einmal pro Woche tagt. Die Mitarbeit in diesem Gremium macht Freude, auch wenn wir alle am liebsten ins normale Tagesgeschäft zurück möchten.“

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