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Wermelskirchen Reise in ein Land voller Widersprüche

Wermelskirchen · Dorothea Hoffrogge fuhr mit ihrem Mann Markus und Pfarrer Friedhelm Krämer in den Kosovo. Die Gemeinde Hilgen-Neuenhaus und der Kirchenkreis unterstützen die dortige Diakoniestation. Es war ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.

 In Mitrivica teilt eine aufgerissene Straße den albanischen vom serbischen Teil der Stadt. Zwischen den Bewohnern kommt es immer wieder zu Spannungen.

In Mitrivica teilt eine aufgerissene Straße den albanischen vom serbischen Teil der Stadt. Zwischen den Bewohnern kommt es immer wieder zu Spannungen.

Foto: Hoffrogge

Dorothea Hoffrogge engagiert sich schon lange für Flüchtlinge. Bekannt wurde die Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen Neuenhaus durch ihren Einsatz für die Familie von Mehmet Duda, die aus dem Kosovo stammt. Zusammen mit Pfarrerin Cornelia Seng ist sie zudem Mitgründerin der Flüchtlingsinitiative "Willkommen in Wermelskirchen". Um sich ein "richtiges Bild" von der Lage vor Ort zu machen, reiste sie vor kurzem mit ihrem Mann Markus sowie Pfarrer Friedhelm Krämer vom Kirchenkreis Lennep für eine Woche in den Kosovo. Im BM-Gespräch berichtet sie von ihren Erlebnissen.

Sie kam in ein Land voller Widersprüche und Gegensätze: Moderne Neubauten neben Kriegsruinen, traumhafte Landschaften mit verschmutzten Gewässern, renovierte Fußgängerzonen und Müllberge, Hass und riesige Gastfreundschaft. "Die Deutschen haben im Kosovo ein unglaublich hohes Ansehen. Wenn wir als Deutsche erkannt wurden, war es manchmal richtig peinlich", berichtet Hoffrogge. Die Gemeinde in Neuenhaus unterstützt mit dem Kirchenkreis Lennep finanziell die Diakoniestation in Mitrovica, die vor etwa acht Jahren aufgebaut wurde. "Zuerst hat man sich um die Rückkehrhilfe gekümmert, dann kam die Ausbildungshilfe hinzu", berichtet Hoffrogge. Viele deutsche Firmen beteiligen sich an den Ausbildungsprojekten. Diese Hilfe wird anerkannt und ist bitter nötig.

 Befriedet ist der Kosovo längst nicht. An einem Zaun wird mit Fotos nach Vermissten gesucht.

Befriedet ist der Kosovo längst nicht. An einem Zaun wird mit Fotos nach Vermissten gesucht.

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"Im Schnitt gibt es eine Arbeitslosigkeit von 50 Prozent, bei den Volksgruppen der Roma und Ashkali liegt sie bei 90 Prozent, bei den Frauen sogar bei 99 Prozent", zählt Hoffrogge auf. Es ist die Perspektivlosigkeit, die viele Menschen veranlasst, das Land zu verlassen. Alles wird verkauft, um die Reise in das vermeintliche Paradies Deutschland zu finanzieren.

Die meisten werden abgeschoben, müssen zurück und stehen dann schlechter da als am Anfang. Gibt es eine Perspektive? "2008 hat sich die Republik Kosovo für unabhängig erklärt. Die völkerrechtliche Anerkennung durch Deutschland ist ein paar Tage später erfolgt", sagt die Vorsitzende des Presbyteriums. "Mittlerweile haben 23 von 28 EU-Mitgliedsstaaten die Republik Kosovo anerkannt. Es bedarf noch viel Unterstützung, damit dieses Land auf die Beine kommt."

 Für die Albaner sind die zerstörten Häuser von Adem Jashari eine Pilgerstätte.

Für die Albaner sind die zerstörten Häuser von Adem Jashari eine Pilgerstätte.

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Der Hass zwischen den Volksgruppen spiegelt sich in ganz alltäglichen Dingen wieder. Mitrovica ist eine geteilte Stadt mit einer serbischen und einer albanischen Bevölkerung. An der "Grenze", mitten durch die Stadt, ist die Straße aufgerissen. "Wir mussten an unseren Fahrzeugen die Nummernschilder abschrauben, um gefahrlos in den serbischen Teil fahren zu können", erzählt Hoffrogge. "Es ist auch nicht ratsam, in einem serbischen Restaurant albanisch zu sprechen. Der Hass ist immer noch groß und endet nicht selten in Gewalt."

Ein ganz besonderes Mahnmal sind die zerstörten Häuser von Adem Jashari. Für die Albaner ist Jashari ein Widerstandskämpfer und ein Volksheld, für die Serben ist er ein Terrorist. Fast die gesamte Familie von Ashari wurde getötet, die zerstörten Häuser sind für die Albaner heute eine Pilgerstätte. Trotz aller Widersprüche und Probleme ist für Dorothea Hoffrogge klar: "Da fahre ich noch einmal hin. Die Diakoniestation leistet hervorragende Arbeit - und auch wenn die Erfolge noch klein sind, es gibt sie wirklich."

(wsb)
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