Wermelskirchen Raucher vor Kneipen nerven Anwohner

Wermelskirchen · Seit dem 1. Mai herrscht in Wermelskirchens Kneipen ein striktes Rauchverbot. Bisher liegen dem Ordnungsamt fünf Anzeigen aus der Bevölkerung vor. Das Ordnungsamt geht Hinweisen nach, für Razzien fehlt das Personal.

 Die Gäste des "Bierhahn" müssen seit 1. Mai zum Rauchen vor die Tür. Bernd Kalisch, Paolo Ferreira, Ralf Loch, Dennise Dürholt und Christoph Dattner (v.l.) qualmen auf der überdachten Terrasse.

Die Gäste des "Bierhahn" müssen seit 1. Mai zum Rauchen vor die Tür. Bernd Kalisch, Paolo Ferreira, Ralf Loch, Dennise Dürholt und Christoph Dattner (v.l.) qualmen auf der überdachten Terrasse.

Foto: Nico Hertgen

In Wermelskirchens Restaurants, Kneipen, Festzelten, in allen öffentlichen Einrichtungen, auf Spielplätzen, in Kultur- und Freizeiteinrichtungen aller Art und auch in Spielhallen darf seit gut einem Monat nicht mehr geraucht werden. Mit dem neuen Nichtraucherschutzgesetz sind auch bisherige Ausnahmen für Schulgelände, Raucherclubs oder Raucherräume etwa in Freizeiteinrichtungen gestrichen.

Die Folge: Die Raucher stehen oder sitzen nun vor den Kneipen. Das wird noch zum Problem für Arndt Mähler, seit 15 Jahren Inhaber der Kneipe "Der Bierhahn" in der Thomas-Mann-Straße. Anwohner fühlen sich durch Lärm und Qualm gestört. "Mindestens zwei Anwohner haben sich schon beschwert", berichtet der 42-Jährige. "Deshalb können wir immer nur kleine Grüppchen zum Rauchen nach draußen lassen."

Auch wenn die Stadt Wermelskirchen wie fast alle Städte angekündigt hat, gar keine speziellen Raucherkontrollen zu machen — die Drohung mit dem Knöllchen wirkt hier. "Wir achten sehr streng darauf, dass niemand in der Kneipe raucht", sagt Mähler. Alle Raucher des Bierhahns müssen vor die Tür. Das wirkt sich negativ aufs Geschäft aus: "80 Prozent unserer Gäste sind Raucher. Leute, die früher fünf Stunden geblieben sind, gehen jetzt schon nach zwei Stunden nach Hause", berichtet der Gastwirt, der eine teilüberdachte Terrasse und Stehtische vor der Kneipe aufgestellt hat. Das mache sich am Umsatz bemerkbar.

Bei vielen Gästen des "Bierhahns" sei die Stimmung schlecht: "Wir hatten einen sehr kalten Mai. Die Leute sind natürlich nicht begeistert, bei dem nassen Wetter vor die Tür zu müssen", sagt Mähler.

Christopher Dattner, der im "Bierhahn" arbeitet und auch privat gerne sein Bier in der Kneipe trinkt, sagt zum verschärften Rauchverbot: "Ich finde es nicht so toll, bei Regen vor die Tür zu müssen", sagt der 20-Jährige. Er ist der Meinung: "Zu einem Bier gehört die Zigarette einfach dazu."

Fünf Anzeigen aus der Bevölkerung hat das Ordnungsamt im Mai registriert, berichtet Jürgen Hemmerich. Die meisten Hinweise seien aus der Innenstadt gekommen. Im Schnitt habe das Ordnungsgeld bei 60 Euro gelegen, sagt der Ordnungsamtsleiter. Gezielte Kontrollen gebe es nicht. "Wir gehen Hinweisen nach, Razzien machen wir aber nicht", sagt der städtische Beigeordnete Jürgen Graef. "Dafür haben wir kein Personal."

Es gibt auch Anwohner, die sich nicht durch Raucher vor der Tür gestört fühlen. Zum Beispiel Nadine Ostrowski, die über dem "Bierhahn" wohnt. "Mich stört das nicht, wenn die Leute draußen stehen. Ich bin selbst Raucherin." Auch Anwohnerin Wally Börner sagt: "Zum gemütlichen Beisammensein gehört die Zigarette einfach dazu."

In der Gaststätte "Aber hallo" an der Eich macht sich das strikte Rauchverbot schon bemerkbar. "Mir ist im Mai ein Drittel des Umsatzes weggebrochen", sagt Inhaber Horst Eisenmenger. "Für den Winter muss ich mir was einfallen lassen." Die Knobelgruppe, die immer zum Spielen gekommen sei, bleibe jetzt lieber zuhause. Auch für Volker Friebe gehört die Zigarette zum Bier einfach dazu. "Ich fühle mich in meinen Grundrechten beschnitten.

(RP/rl)
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