Vor dem Rathaus in Wermelskirchen Protest gegen AfD-Bürgerdialog am Gedenktag

Wermelskirchen · Demonstration gegen Rassismus vor dem Rathaus: Mehr als 100 Teilnehmer erinnern an die Befreiung von Auschwitz.

 Vor dem Rathaus-Eingang versammelten sich am Montagabend  Bürger friedlich zu einem Protest gegen eine AfD-Veranstaltung.

Vor dem Rathaus-Eingang versammelten sich am Montagabend  Bürger friedlich zu einem Protest gegen eine AfD-Veranstaltung.

Foto: Udo Teifel

Genau 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz hatte die AfD am Montag zum Bürgerdialog ins Rathaus eingeladen. Die Landtagsfraktion wollte am Gedenktag über Medien, Steuern und Flüchtlingsunterbringung diskutieren.

Das rief mehr als 100 Protestler auf den Plan – die sich über die sozialen Netzwerke verabredet hatten. Sie kamen mit Kerzen, Plakaten und Wut im Bauch zum Rathaus. „Nicht an einem Tag wie heute“, betonte Viola Willinghöfer, „nicht an einem Tag, an dem wir an die Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz erinnern.“ Am Rathaus traf sie auf Vertreter von CDU, SPD, Grünen und FDP, auf junge Menschen und Protestler älteren Semesters. „Wehret den Anfängen“, rief Jochen Bilstein über den Platz. Und auch Marie Louise Lichtenberg appellierte: „Wir müssen Gesicht zeigen.“ In Zeiten, in denen es weltweit einen Rechtsruck gebe, sei es wichtig, der Fremdenfeindlichkeit nicht die Bühne zu überlassen. „Wir haben gedacht, dass jenes Gedankengut, das erst zu Auschwitz geführt hat, irgendwann überwunden ist“, befand sie, „ist es nicht.“ Unfassbar sei es, dass an diesem Gedenktag eine Partei wie die AfD zur Versammlung einlade.

 Mit Transparenten wurde gegen die AfD-Veranstaltung des Landesverbandes protestiert.

Mit Transparenten wurde gegen die AfD-Veranstaltung des Landesverbandes protestiert.

Foto: Udo Teifel

Ja, der Termin sei wohl etwas „unglücklich“, räumte der stellvertretende AfD-Kreissprecher Jörg Vennedey ein, der sich den Protestlern zum Gespräch anbot. Die Menschen reagierten mit Empörung. „Etwas unglücklich?“, fragte Stefan Janosi. „Wie können Sie an einem Tag wie heute zu so einer Veranstaltung einladen? Wie konnte das zugelassen werden?“ Vennedey verwies auf den Gastgeber: die Landtagsfraktion. Außerdem solle es im Bürgerdialog ja gar nicht um historische Themen gehen. Auschwitz werde kein Thema sein. Wieder begegnete ihm Empörung und Protest: „Die wollen gar nicht diskutieren, die sind im Verteidigungsmodus“, betonte Sebastian Fürsich. Wenn der AfD an einem offenen Dialog gelegen hätte, hätte sie auf die Sicherheitsleute am Eingang verzichtet. Schließlich bekamen die Protestler doch noch eine Einladung zur der Veranstaltung, zu der rund 35 Besucher gekommen waren. „Wir müssen Gesicht zeigen, rein da“, rief eine Frau auf dem Weg ins Rathaus. Sie blieben nicht lange, nach zwei Zwischenrufen verließ die Gruppe, laut Polizei, den Veranstaltungsraum. Andere hatte bereits der Mut verlassen. „Die Zeit des Dialogs ist vorbei“, befand Fabian Hantke, „die AfD hat bereits ihr wahres Gesicht gezeigt.“

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