Sozialplanung des Rheinisch-Bergischen Kreises „Probleme nicht nach Gefühl beurteilen“

Wermelskirchen · Die Sozialplanung des Kreises wurde vorgestellt. Kreis fördert Jugendfreizeitpark mit 10.000 Euro. Dhünn braucht Pflegeplätze.

 Idyllisch sieht’s in Dhünn aus. Doch der Schein trügt. In dem Ortsteil fehlen Pflegeplätze.

Idyllisch sieht’s in Dhünn aus. Doch der Schein trügt. In dem Ortsteil fehlen Pflegeplätze.

Foto: Udo Teifel

(resa) Die Zahlen sind eindeutig: Leben heute 65.605 Menschen über 65 Jahre im Rheinisch-Bergischen Kreis, werden es 2040 schon 90.019 Menschen in dieser Altersklasse sein – und damit jeder Dritte. Nehmen heute 12.850 ältere Menschen Pflegeleistungen in Anspruch, geht der Kreis davon aus, dass 2039 rund 17.626 Menschen pflegebedürftig sind. Und weil der Kreis in 20 Jahren auf diese Entwicklungen nicht nur reagieren will, sorgt er vor – mithilfe der Sozialplanung „Motiv Mensch – Sozialen Wandel gestalten“. Die nimmt auch Wermelskirchen in den Blick.

„Wir wollen ortsnahe und passgenaue Angebote steuern und Problemlagen nicht nur nach Gefühl beurteilen“, erklärte Dr. Katharina Hörstermann vom Kreis im städtischen Sozialausschuss. Deswegen würden die Zahlen genauestens analysiert, mit den Kommunen besprochen, um dann gemeinsam entsprechende Projekte auf den Weg zu bringen. Dass diese Arbeit in Wermelskirchen erste Spuren hinterlässt, machte Katharina Hörstermann im gleichen Atemzug deutlich. Im Rahmen der Sozialplanung wird die Stadt Wermelskirchen nicht als ein Ort im Kreis behandelt, sondern als elf Wohnplätze – jeder dieser Wohnplätze wird genau unter die Lupe genommen. Wie ist die Altersstruktur der Anwohner in dem jeweiligen Bereich, Menschen welcher Nationalitäten sind dort Zuhause, welche Ergebnisse haben die Schuleingangsuntersuchungen gebracht. Insgesamt 30 Indikatoren helfen bei der Einschätzung der Wohngebiete.

Und diese Analyse ergab auch: In der Innenstadt gibt es zu wenig Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. „Dazu kommt, dass Kattwinkelsche Fabrik und Bahndamm beide auf eine Komm-Struktur setzen“, erklärte Katharina Hörstermann. Kinder und Jugendliche würden also nicht abgeholt, sondern müssten selbst den Weg finden. „Also bilden sich inoffizielle Treffpunkte, die dann zuweilen auch Probleme mit sich bringen“, fasste die Fachfrau zusammen. Deswegen zeige die Sozialplanung deutlich: Es müssen dringend niederschwellige Angebote geschaffen werden, damit Kinder und Jugendliche die Möglichkeit bekommen, Schlüsselkompetenzen zu erlernen.

„Wir freuen uns über erste Taten“, befand Katharina Hörstermann. Die Schaffung einer Streetworker-Stelle, die noch zu besetzen ist, sei in diesem Zusammenhang ein Erfolg. Auch der geplante Bau des Jugendfreizeitparks sei wichtig: Deswegen fördere der Kreis das Projekt mit 10.000 Euro.

Außerdem sei beim Jobcenter eine Sozialarbeiterin eingestellt worden, die sich in Wermelskirchen und Burscheid um junge, schwer erreichbare Arbeitslose kümmere, informierte Katharina Hörstermann. Andere Wohnplätze in Wermelskirchen allerdings würden auch andere Herausforderungen mit sich bringen – Senioren, die in die Innenstadt gezogen sind, brauchen Angebote. Dhünn brauche Pflegeplätze. Die Zahlen und voraussichtlichen Entwicklungen liegen auf dem Tisch. „Das sorgt für Handlungsdruck“, stellte die Fachfrau klar.

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