Beratungsstelle Pro Familia-Projekt an der Sekundarschule

Wermelskirchen/Burscheid · Die Beratungsstelle zählte 2019 deutlich mehr Beratungsfälle rund um Schwangerschaftskonflikte, Sexualität und Partnerschaft. Pro Familia sucht verstärkt das Gespräch mit Schülern zu den Themen Verhütung, Geschlechtskrankheiten und Sex.

 Das Pro Familia-Team, das für Wermelskirchen und Burscheid zuständig ist (v.l.): Floris Bottinga, Heike Bültert, Silke Großmann, Andrea Knab, Angela Plücker, Kerstin Scheffer-Schelm.

Das Pro Familia-Team, das für Wermelskirchen und Burscheid zuständig ist (v.l.): Floris Bottinga, Heike Bültert, Silke Großmann, Andrea Knab, Angela Plücker, Kerstin Scheffer-Schelm.

Foto: Pro Familia

Regelmäßig reist Floris Bottinga zu den Schulen im Kreisgebiet – und hat dann einen Koffer voller Infomaterial im Gepäck. Der Sozial- und Sexualpädagoge von Pro Familia kommt dann mit den Schülern über Themen ins Gespräch, die sie für gewöhnlich nur ungerne mit Erwachsenen besprechen: der eigene Körper, Verhütung, Geschlechtskrankheiten und Sex. „Dank der Kleingruppen im geschützten Rahmen und der Schweigepflicht entsteht schnell eine vertrauensvolle Atmosphäre“, erzählt Bottinga.

Insgesamt 714 Schüler erreichte Pro Familie so im vergangenen Jahr – zum ersten Mal auch an der Sekundarschule in Wermelskirchen. Die Statistik im aktuellen Jahresbericht zeigt: Standen 2018 noch 21 Schulbesuche im Kalender des Sozialpädagogen, waren es im vergangenen Jahr schon 33. Dabei geht es weniger um Wertevermittlung als um Information. Viele Jugendliche, vor allem Jungs, würden schon in jungen Jahren leicht zugängliche Pornos schauen, heißt es im Jahresbericht. „So bekommen sie ein falsches Bild von Sexualität, das oft nicht zu der realen Lebenswelt passt“, weiß der Sozialpädagoge. Also stellt er sich den Fragen der Jugendlichen –und die nutzen die Gelegenheit.

Neben den Regelschulen stattet Bottinga im Rahmen der sexualpädagogischen Arbeit auch Menschen mit Behinderung in Wohneinrichtungen und Werkstätten Besuche ab und bietet Informationsveranstaltungen und Teamberatungen für Gruppen an.

Gestiegen ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der Menschen, die das Beratungsangebot von Pro Familia angenommen haben: 561 Beratungsfälle mit insgesamt 702 Gesprächen verzeichnet die Beratungsstelle in Burscheid, die auch für Wermelskirchen zuständig ist – ein Jahr zuvor waren es noch 501 Fälle und 690 Gespräche gewesen. Den kleineren Teil dieser Fälle macht die Schwangerschaftskonfliktberatung aus, die vor einem möglichen Schwangerschaftsabbruch vorgeschrieben ist: 154 Frauen kamen zur Beratung – 44 mit ihrem Partner, 18 mit einer anderen Begleitperson. Ein Jahr zuvor waren es 147 Frauen. Die am häufigsten genannten Gründe für den Schwangerschaftskonflikt lauteten: körperliche oder psychische Verfassung, die berufliche oder wirtschaftliche Situation, das Alter, partnerschaftliche Probleme, eine abgeschlossene Familienplanung oder die Situation als Alleinerziehende.

Pro Familia bietet darüber hinaus aber auch Gespräche nach der Geburt und zu Fragen der Sexualität an: 362 Frauen und 48 Männer nahmen das Angebot an. „Die Menschen finden den Weg zu uns“, resümierte Beraterin Silke Großmann und verwies auf Informationsmaterial, das etwa beim Arzt oder in Kindertagesstätten auch in Wermelskirchen ausliegt. Immer öfter sei es im vergangenen Jahr bei der Beratung von Schwangeren auch darum gegangen, die verschiedenen Varianten, die das Elternzeit- und Elterngeldgesetz ermöglichen, zu verstehen und abzuwägen. Auch die Veränderung, die das Leben mit Kind mit sich bringt, wurden während vieler individueller Beratungsgespräche in den Blick genommen. „Für Menschen in schwierigen sozialen und persönlichen Verhältnissen waren teilweise intensive Begleitungen nötig“, resümieren die Berater, „manchmal wurde es notwendig, zusätzliche Hilfen zu installieren.“

Viele Eltern nehmen das Angebot von Pro Familia auch nach der Geburt in Anspruch – wenn es um persönliche Probleme geht, aber auch zur Unterstützung beim Anträgen. Hilfe gibt es für Menschen in Notsituationen auch dank des Verhütungsmittelfonds – neun Kupferspiralen, eine Hormonspirale und zwei Sterilisationen wurden bewilligt und mit Geldern des Kreises bezahlt. Außerdem wurden Verhütungsmittel an geflüchtete Frauen ausgegeben, heißt es in dem Jahresbericht..

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