Präventionsarbeit in Wermelskirchen Grundschüler erkunden ihr Bauchgefühl

Wermelskirchen · Die Ausstellung „Fühlfragen“ gastierte für Dritt- und Viertklässler eine Woche lang in der Stadtbücherei. „Wir wollen den Kindern Mut machen, auf ihre Gefühle zu hören“, sagt Lena Hollenders vom Kinderschutzbund.

Greta (l., 9) und Pia (8) ordnen die Begriffe an der Wand „Wie gut kennst Du deinen Körper“? richtig zu.  Foto: Moll

Greta (l., 9) und Pia (8) ordnen die Begriffe an der Wand „Wie gut kennst Du deinen Körper“? richtig zu. Foto: Moll

Foto: Jürgen Moll

Greta und Pia legen ihre Ohren an die Lautsprecher. Eine Kinderstimme erzählt den Mädchen von einem Geheimnis. „Gutes oder böses Geheimnis?“ fragt die Stimme. „Ist es richtig, dieses Geheimnis für dich zu behalten?“ Die Mädchen müssen nicht lange überlegen. „Das ist ein gutes Geheimnis“, entscheiden sie und erzählen von Plänen für eine Geburtstagsparty. Einen Lautsprecher weiter allerdings erzählt ein Kind von blauen Flecken, die es bei einem Freund entdeckt hat. „Ein böses Geheimnis“, finden die Mädchen. Es wäre besser, jemanden zur Hilfe zu holen. Wie sie diese Entscheidungen treffen? „Ich höre auf mein Bauchgefühl“, sagt Pia.

Stadtjugendreferentin Katja Töbelmann und Lena Hollenders vom Kinderschutzbund im Rheinisch-Bergischen Kreis nicken: „Das Baugefühl ist meistens ein guter Ratgeber“, weiß Lena Hollenders, „und wir wollen den Kindern Mut machen, auf ihre Gefühle zu hören.“ Regelmäßig gastiert deswegen die Wanderausstellung „Fühlfragen“ in Wermelskirchen.

Alle Dritt- und Viertklässler sind dann klassenweise zu Gast. Kinderschutzbund, Stadt und Diakonie des Kirchenkreises Lennep ziehen dafür an einem Strang: Referenten kommen mit den Kindern ins Gespräch, sie schulen Lehrer und bieten einen Elternabend an. „Wir erleben, dass die Kinder richtig gut über ihre Gefühle sprechen können“, erzählt Katja Töbelmann.

Schließlich ist die Ausstellung nur ein Baustein der Präventionsarbeit, die schon im Kindergarten ansetzt. Die Aktionen haben ein Ziel: „Wir wollen die Kinder stark machen, damit sie sich in schweren Situationen selber helfen können oder wissen, wo sie Hilfe bekommen“, sagt Lena Hollenders.

Viele Schüler nutzen die Gelegenheit, um mit Eltern und Geschwistern wieder zu kommen. Dazu gehören auch Mira und ihre Mutter Janina Hackmann. Sie stecken beide an der Fühlstation ihre Hände in die kleinen Kästchen, um dahinter auf Federn oder Holz zu treffen. Gemeinsam ordnen sie an einer Wand die Körperbegriffe den Bildern zu – und bringen noch Schilder unter, wo sie auf keinen Fall berührt werden wollen.

„Ich glaube, diese Ausstellung tut uns beiden gut“, sagt Janina Hackmann, „wir kommen miteinander ins Gespräch.“ Gerade kehrt Mira von den Lautsprechern zurück: Die Achtjährige und ihre Mutter kommen den Gefühlen auf die Spur. „Wenn mein Bauch grummelt, dann stimmt was nicht“, sagt das Mädchen, „aber wenn mein Herz hüpft, dann freue ich mich.“

Nach Kreativstation, Leseecke, Computeraktion und kleinen Hilfekarten können sich die Kinder auf einem Podest bejubeln lassen. „Nicht, weil sie irgendwas Besonderes geschafft haben“, sagt Lena Hollenders, „sondern einfach, weil sie sind wie sie sind.“

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