Wermelskirchen Posseik: Zeiten für Zeitarbeiter

Wermelskirchen · Die Wirtschaftskrise macht sich auch bei den Zeitarbeitern bemerkbar: Auch für die gibt es neuerdings Kurzarbeit oder sie werden gekündigt. Die Firma Posseik ist eine Ausnahme, sie beschäftigt jetzt sogar 15 Zeitarbeiter.

"Die Unternehmen sind jetzt froh, wenn sie ihre festen Mitarbeiter überhaupt halten können. Für Zeitarbeiter sind die Zeiten in Wirtschaftskrisen immer besonders schlecht", weiß Ortwin Walter, Pressesprecher der für Wermelskirchen zuständigen Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach. Deshalb gebe es jetzt seit Januar auch die Möglichkeit der Kurzarbeit für Zeitarbeitsfirmen, die auch bereits genutzt werde.

Auch hätten sich seit Ende 2008 bereits gekündigte Kurzarbeiter arbeitslos gemeldet, weiß der Pressesesprecher. Eine absolute Ausnahme stellt nach Kenntnis der Bergischen Morgenpost aber die Wermelskirchener Möbelfabrik Posseik dar: Sie beschäftigt jetzt aktuell besonders viele Zeitarbeiter, um die Aufträge von der Möbelmesse auch erfüllen zu können, wie Seniorchef Dieter Posseik berichtet. Zu einer festen Belegschaft von 100 Mitarbeitern sind zur Zeit 15 Zeitarbeiter bei Posseik verpflichtet worden.

Posseik bleibt wohl Ausnahme

"Wir haben schon für das ganze Jahr gut zu tun. Denn seit der Möbelmesse sind wir auch bei Neckermann mit im Katalog", freut sich Dieter Posseik. Obwohl mit den Katalogbestellungen für das Bäderprogramm erst richtig ab Juni zu rechnen sei, laufe das Geschäft schon jetzt an, berichtet der Senior-Chef des Unternehmens. Die Zeitarbeiter seien aber teilweise schon so bewährt in der Firma, dass man sie fast als feste Mitarbeiter betrachten könne, räumt Posseik ein. Von der Remscheider Zeitarbeitsfirma, die Posseik schon seit Jahren betreut, war allerdings zu erfahren, dass diese Firma eigentlich so gut wie der einzige Kunde in Wermelskirchen sei. Auch Ortwin Walter vom Arbeitsamt geht davon aus, dass die antizyklisch gute Konjunktur dieser Möbelfirma momentan eine positive Ausnahme darstellt. Doch Dieter Posseik hat eine Erklärung: "In schlechten Zeiten besinnen sich die Menschen auf ihr Zuhause. Sie geben ihr Geld dann eher für die Verschönerung ihrer Wohnung aus, als für Reisen oder Autos."

Aber in der Agentur für Arbeit gehen die "Kenner der Szene" davon aus, dass dieses positive Beispiel in Wermelskirchen eher auch eine Ausnahme bleibt: "Denn der Rheinisch-Bergische Kreis ist ohnehin der schlechteste Markt für Zeitarbeit, im Oberbergischen Kreis und in Leverkusen werden viel mehr Zeitarbeiter beschäftigt", weiß der Pressesprecher und erläutert den Unterschied: "Unser Kreis ist vorwiegend ein Dienstleistungsstandort, Zeitarbeiter werden aber vorwiegend in Produktionsbetrieben benötigt."

Dass Zeitarbeiter fest beschäftigten Mitarbeitern die Arbeitsplätze wegnehmen könnten, glaubt der Sprecher der Agentur für Arbeit aber nicht. Es sei festzustellen, dass die bergischen Unternehmen derzeit große Anstrengungen machten, ihre Belegschaft auch zu halten und deshalb immer mehr auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgriffen.

(RP)
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