Politik in Wermelskirchen Mutlosigkeit ist kein guter Ratgeber

Meinung | Wermelskirchen · Die Beschlussempfehlung des Schulausschusses in Wermelskirchen an den Stadtrat für eine fünfzügige Gesamtschule ist enttäuschend. Außerdem sorgt der Weggang des Technischen Beigeordneten Christian Pohl für Unruhe.

Stephan Singer ist Redakteur der Bergischen Morgenpost.

Stephan Singer ist Redakteur der Bergischen Morgenpost.

Foto: Guido Radtke

Kleinreden, kleinmachen, klein denken: So lässt sich die Beschlussempfehlung des Schulausschusses an den Stadtrat für eine fünfzügige Gesamtschule charakterisieren. Denn der erfolgreiche Start der Gesamtschule war ein gelungener Wurf, jetzt hätte der große Wurf folgen müssen.

Dabei geht es nicht nur um die deutlichen Einschätzungen, die der Schulentwicklungsplan festgeschrieben hat und steigende Kinderzahlen prognostiziert. Wer dem Gedanken, den sich die Kommunalpolitik noch vor wenigen Monaten auf die Fahne geschrieben hat – alle Wermelskirchener Kinder sollen in Wermelskirchen einen Schulplatz finden – konsequent folgt, darf keine fünfzügige Gesamtschule beschließen. Da war der Ansatz von Grünen und FDP richtig, in andere Richtungen zu denken und im Zweifel in den sauren Apfel einer Zwei-Standort-Schule zu beißen, um eine sechszügige Gesamtschule zu gewährleisten, der bessere und fantasievollere. Zwei gut organisierte Standorte schaden dem Ruf einer Schule auf Dauer weniger als Ablehnungen von Anmeldungen, wenn nicht genug Plätze vorhanden sind.

Wir erinnern uns an die Fehleinschätzungen der Kommunalpolitik zu Beginn der 2000er-Jahre. Irgendwelche „Glaskugel-Gucker“ waren von sinkenden Kinderzahlen überzeugt, in der Folge wurden Kindergärten dicht gemacht. Wer den Mut gehabt hätte, diese bestehen zu lassen, müsste heute nicht ganz so händeringend nach Standorten für dringend benötigte neue Kindergärten suchen.

Dieser Fehler wiederholt sich, weil die Einschätzung des Schulentwicklungsplans für null und nichtig erklärt wird in puncto Entwicklung der Schülerzahlen. Durch die Entscheidung für eine Fünfzügigkeit wird auch die Entscheidung der Eltern, die voller Vertrauen ihre Kinder an einer neuen Schule angemeldet und letztlich für eine sechszügige Gesamtschule im ersten Schuljahr des Bestehens gesorgt haben, ad absurdum geführt. Wenn von Seiten der Christdemokraten im Schulausschuss zu hören ist, dass die stattliche Resonanz ja nur „mal so ein Run“ gewesen sei, ist es für diese Eltern wie ein Schlag ins Gesicht und an Überheblichkeit nicht zu überbieten. Wer meint, die Anmeldungen zum ersten Gesamtschuljahr seien nur ein Strohfeuer gewesen, muss seine Energie darauf verwenden, dass das Feuer weiterhin brennt – das ist auch die Verantwortung der Kommunalpolitik. Mutlosigkeit ist dabei kein guter Ratgeber.

Für Unruhe sorgt die Entscheidung des Technischen Beigeordneten Christian Pohl, Wermelskirchen nach nur wenigen Monaten im Amt wieder verlassen zu wollen. Dazu kommt die Entscheidung von Jugendamtsleiterin Barbara Frank, eine neue berufliche Herausforderung zu suchen. Sie wechselt Ende Oktober nach Köln. Mit Frank geht eine Institution, war sie doch rund drei Jahrzehnte für die Stadt Wermelskirchen tätig.

Trotz aller Unruhe, die solche Personalien mit sich bringen, gilt es Ruhe zu bewahren. Denn bei einer Stadtverwaltung mit über 500 Mitarbeitern sind einige Abgänge kein Aderlass, aber ein Fingerzeig, der zur Aufmerksamkeit mahnt.

Verwaltungsfachleute sind gefragt – wer gehen will, findet in der Regel schnell einen neuen Job. Das heißt: Die vorhandenen Kräfte dürfen nicht drangsaliert, sondern müssen zu Erfolgen geführt werden, denn diese sorgen für berufliche Zufriedenheit und bringen die Ergebnisse, die die Stadt und ihre Bürger brauchen.

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