Wermelskirchen Plastik im Biomüll – BAV kontrolliert jetzt

Wermelskirchen · Ab der kommenden Woche werden in Wermelskirchen die Biotonnen auf Fehlwürfe hin kontrolliert, in Hückeswagen schon zum zweiten Mal. Denn sauber getrennter Müll dient auch der Forschung, der Stromgewinnung und der Gesundheit.

 Das soll Biomüll sein? Solche Mengen an Plastik müssen aus dem Biomüll, der auch aus Leichlingen, Wermelskirchen und Hückeswagen angeliefert wird, auf der Deponie Leppe noch mühselig aussortiert werden.

Das soll Biomüll sein? Solche Mengen an Plastik müssen aus dem Biomüll, der auch aus Leichlingen, Wermelskirchen und Hückeswagen angeliefert wird, auf der Deponie Leppe noch mühselig aussortiert werden.

Foto: H. F. Hoffmann

Wenn in der nächsten Woche morgens um vier Uhr fremde Menschen durch die dunkle Stadt gehen und ihre Köpfe in Mülltonnen "stecken" werden, dann hat das seine Richtigkeit. Denn der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) muss die Notbremse ziehen und die Biotonnen kontrollieren. Berge von Plastikmüll müssen mittlerweile aus dem Biomüll mühselig aussortiert werden, der auch aus Wermelskirchen und Hückeswagen in Lindlar zur Kompostierung angeliefert wird.

In Hückeswagen werden die Biotonnen in der nächsten Woche nachkontrolliert, in Wermelskirchen zum ersten Mal. Wer dann eine gelbe oder rote "Karte" auf die Tonne geklebt bekommt, hat etwas falsch gemacht und kann noch nachbessern. Wer allerdings unbelehrbar ist, riskiert, dass seine Biotonne künftig nicht mehr entleert wird. Diplom-Biologe Dr. Berthold Häßlin von der AVEA bereitet es zunehmend Sorgen, dass im Biomüll immer mehr Plastiktüten auftauchen: Dabei sei es besser und reiche völlig aus, den Biomüll in Zeitungspapier einzuwickeln, rät er. Sogar ein ganzer Vorschlaghammer sei kürzlich auf der Deponie Leppe in einem Zerkleinerer der aufwendigen Vergärungs- und Kompostieranlage aufgetaucht und habe Maschinenschrott in Höhe von 80 000 Euro verursacht.

Aber auch kleinere Plastikteile sorgen nicht nur für erhebliche Mehrkosten und zusätzliche Sortierarbeit, die sich dann für den Bürger in höheren Gebührenkalkulationen niederschlagen. Richtig spürbar kann schlecht getrennter Biomüll sogar dann werden, wenn etwa nur noch schlechter Kompost aus der Anlage käme. Das verhindere aber der Gesetzgeber: "Wir dürfen keinen Humus ohne Gütesiegel an die Landwirtschaft und den Gartenbau abgeben", betont Häßlin. Denn schließlich gehe es bei der Landwirtschaft um die Nahrungsqualität und damit um die Gesundheit für alle Menschen in der Region.

Sauber getrennter Biomüll aus Wermelskirchen, Hückeswagen und allen anderen Städten im Verbreitungsgebiet des BAV versorgt zudem 2000 Haushalte in der Region mit Strom. Und Mülltrennung als Basis für die Wiederverwertung der Ressourcen schafft neuerdings sogar Studienplätze. Denn die Deponie auf der Leppe ist weit mehr als ein Berg "stinkender Müll", sondern zu einem anspruchsvollen Forschungsprojekt geworden. "Wir werden einen eigenen Studiengang in Ressourcenmanagement im Metabolon anbieten", kündigt BAV-Sprecherin Annette Göddertz an. Der werde an die Forschungsprojekte anknüpfen, die dort bereits mit der Universität Köln liefen. Das Metabolon in Lindlar versucht laut Göddertz jetzt auch an Umweltschutzmittel zu gelangen, um Kinder und Jugendliche als Nachwuchsforscher zu schulen

(RP)
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