Wermelskirchen "Piratenschiff" hat Schlagseite

Wermelskirchen · Nachbarkommunen lassen Weiks Ankündigung der "Piraterie" kalt – Politiker wollen jetzt zügig neue Flächen ausweisen. Erster Antrag liegt vor. Das "Autobahnohr" wird von WNKUWG und CDU favorisiert.

Nachbarkommunen lassen Weiks Ankündigung der "Piraterie" kalt — Politiker wollen jetzt zügig neue Flächen ausweisen. Erster Antrag liegt vor. Das "Autobahnohr" wird von WNKUWG und CDU favorisiert.

Die Ankündigung von Bürgermeister Eric Weik, eine Großoffensive in Sachen Wirtschaftsförderung zu starten und als "Stadt-Piraten" Firmen aus dem Umland anzuwerben, lässt die Nachbarkommunen kalt. Radevormwalds Bürgermeister Dr. Josef Korsten meinte, die "Rhetorik verpufft schnell. Unternehmen entscheiden sehr rational und wirtschaftlich. Da mache ich mir für meine Stadt keine Sorgen."

Vom Grundsatz sei es völlig in Ordnung, dass Kommunen in Konkurrenz bei der Ansiedlung von neuem Gewerbe stehen. Die Zielsetzung sei gleich, bestimmte Methoden wolle er nicht kommentieren. "Ich sehe Weiks Pläne auch deshalb gelassen, weil die Firmen Fakten haben wollen und keine Versprechen."

Hückeswagens Wirtschaftsförderer Dietmar Persian kommentierte Weiks Ankündigungen nicht. "Wir setzen in Hückeswagen auf unsere Stärken." Stark aufgestellt sei die Stadt mit dem neusten Gewerbegebiet "West 2" in Winterhagen-Scheideweg. Hückeswagen wolle bei Firmen auf der Suche nach einem neuen Standort mit "maßgeschneiderten Angeboten" punkten. Persian: "Wir können Interessierten jedes Grundstück in jeder Größe anbieten — und das fertig erschlossen."

"Jetzt haben die Piraten Schlagseite", kommentierte süffisant der Bündnispartner Henning Rehse (WNKUWG). Dabei kritisierte er die Absage der Januarsitzung des Fachausschusses aufgrund nicht genügender Beratungspunkte. "Die vom Bürgermeister richtigerweise als notwendig beschriebene schnelle und unbürokratische Entwicklung von Gewerbeflächen erfordern eine schnelle Beratung und Beschlussfassung der bisweilen komplizierten Themen."

Jeder Monat Zeitverlust, so Rehse, bedeute hier ein Handicap. "Umsiedlungswillige Betriebe warten nicht, bis Verfahren abgeschlossen sind. Insofern müssten Flächen zu Beginn eines ,Beutezugs', den die WNKUWG grundsätzlich unterstützt, zumindest in Grundzügen planerisch die Flächen entwickelt sein. Nur so könnte man Unternehmen mit einer Zeitschiene eine interessante Perspektive bieten.

Seine Fraktion zog jetzt die Konsequenzen und beantragte die Einleitung der Verfahren zur Ausweisung weiterer Gewerbeflächen. Und zwar fürs "Autobahnohr", Hinzer dem Hofe und In den Birgden/Bähringhausen.

Blauäugige Ankündigung

Es sei schon ziemlich "blauäugig", solche Ankündigungen zu machen, wenn man keine erschlossenen Gewerbegebiete zur Hand habe, so Volker Schmitz (CDU). "Wir sind zurzeit trocken", meinte er mit Blick auf die nicht vorhandenen städtischen Gewerbeflächen. Es reiche nicht aus, als "Piraten" in die Akquise zu gehen, wenn man "nichts in der Pipeline" habe.

Im letzten Jahr sei viel herum diskutiert worden, aber es habe der Schritt gefehlt, etwas entwickeln zu wollen. Es habe der konsequente Schritt bei Stadt und Politik gefehlt, meinte er auch selbstkritisch. "Ich habe dem Bürgermeister in einem Telefonat die Unterstützung zur Entwicklung von Gewerbeflächen der CDU zugesagt."

Die CDU favorisiere das "Autobahnohr" als schnellstmögliches Verfahren; Büschhausen sei seiner Ansicht nach aus Kostengründen nicht realisierbar. "Dann muss man es aber auch aufgeben." Auch Höferhof halte er für respektabel: "Nicht alle Gewerbebetriebe brauchen die schnelle Autobahnanbindung." Er forderte, dass sich Wermelskirchen im Gewerbeflächenangebot breit aufstelle: "Wir können nicht nur 1a-Lagen anbieten."

(RP)
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