Wermelskirchen Pilzkrankheit zerstört die Buchsbäume

Wermelskirchen · Eine schwerwiegende Erkrankung an Buchsbäumen sorgt seit dem ersten Auftreten in Deutschland im Jahre 2004 für Schäden in verheerendem Ausmaß. Erkrankte Pflanzen und das Laub müssen vernichtet werden. Das Buchsbaumsterben hat eingesetzt.

Wermelskirchen: Pilzkrankheit zerstört die Buchsbäume
Foto: Moll Jürgen

Der Buchsbaumzünsler frisst die Hecken und Bäume kahl - Hiobsbotschaft für Hobbygärtner, Baumschulen, Gartenanlagen und Friedhöfe. Doch in Wermelskirchen ist dieser aus Ostasien eingeführte Schädling kein so großes Problem - hier hat ein Buchsbaumsterben eingesetzt. Ausgelöst von einer pilzartigen Erkrankung, dem Cylindrocladium buxicola. Das jedenfalls hat der Leiter des städtischen Friedhofs, Thomas Pleil, beobachtet.

 ! Thomas Pleil mit einer zerstörten Buchsbaumbepflanzung. $ So verändern sich die Blätter durch Pilze und Bakterien. # Eine gesunde Buchsbaumhecke.

! Thomas Pleil mit einer zerstörten Buchsbaumbepflanzung. $ So verändern sich die Blätter durch Pilze und Bakterien. # Eine gesunde Buchsbaumhecke.

Foto: Jürgen Moll/Udo Teifel

Auf jedem zweiten bis dritten Grab sind Buchsbäume gepflanzt - als Grabeinfassung oder als Formholz. "Diese Pilzerkrankung breitet sich immer mehr aus", berichtet er. Pleil geht offensiv damit um, macht Aushänge für die Fachfirmen, die die Pflege mancher Gräber übernehmen. "Sobald wir erkennen, dass es sich um dieses Schadbild handelt, reagieren wir. Dann muss der Buchsbaum sofort raus."

Wermelskirchen: Pilzkrankheit zerstört die Buchsbäume
Foto: Teifel Udo

Im Gegensatz zum Buchsbaumzünsler, der wärmeres Klima bevorzugt und im Moment besonders in Burscheid verbreitet ist und die Pflanzen kahl frisst, zerstört der Pilz die Pflanzen. Die Blätter fallen ab, die Triebe sterben ab, schließlich die ganzen Pflanzen. Pleil: "Auf der Erde liegen dann die Blätter. Daran ist diese Krankheit erkennbar."

Befallene Blätter und Pflanzen haben es aber in sich. Sie dürfen auf keinen Fall in den Kompost geworfen werden, denn die abgefallenen Blätter überdauern nicht nur im Boden mindestens vier Jahre, sondern könnten somit über den Kompost weiterverbreitet werden. Restmüll, verbrennen oder ganz tief vergraben - das sind die Empfehlungen der Fachleute. Auch sollte die oberste Erdschicht, so ist der Fachliteratur zu entnehmen, ebenfalls entfernt und mit dem Restmüll entsorgt werden, denn die Erreger können in der Erde mehrere Jahre überdauern.

Vom einem Nachpflanzen mit dem Buchsbaum raten Fachleute ab; alternative Pflanzen als kleine Hecke oder schnittfeste, standorttolerante Immergrüne sind kaum vorhanden. Pleil rät deshalb, Buchsbäume nur zu schneiden, wenn es "supertrocken" ist. Bei feuchtem Wetter entstehen Wunden, die sich als idealer Nährboden für Pilzerkrankungen eignen.

Auf den Friedhöfen schätzt der Leiter des Friedhofamtes den Befall der Gräber mit unter zehn Prozent ein: "Wir haben es gut im Griff."

Gärtnermeister Rainer Sichelschmidt kämpft weniger mit der Pilzerkrankung denn mit Raupen. "Das ist in diesem Jahr ganz schlimm", berichtet der Fachmann. Innerhalb von 14 Tagen hätten diese Raupen ganze Bestände gefressen. Er war gerade von einem Kunden gekommen, um die Buchsbäume zu spritzen. "Anders bekommt man das Problem nicht in den Griff." Zudem reiche einmaliges Spritzen heute nicht mehr aus. "Zwei- bis dreimal muss man da schon ran, denn in den Gespinsten legt die Raupe ihre Eier, die dann schnell schlüpfen - und dann geht es von vorn wieder los."

Er habe so einen starken Raupenbefall noch nicht erlebt, erzählt der Gärtnermeister. Seiner Ansicht nach sei es nicht der hinlänglich bekannte Buchsbaumzünsler. "Die fressen einfach langsamer. Diese Raupenart ist viel aktiver. Innerhalb von drei Tagen ist ein Buchsbaum kahl."

Befallen seien nach seinen Beobachtungen weniger die kleinblättrigen Buchsbäume, sondern die großblättrigen Sorten. "Die Raupe spinnt die Blätter zusammen und legt die Eier dort rein. So werden sie von außen geschützt, und deshalb muss man mehrfach spritzen."

Während Sichelschmidt nicht glaubt, dass diese Raupe zur Buchsbaumzünsler-Art gehört, sondern neu eingeschleppt sei, vermuten andere Fachleute, ohne die Raupen gesehen zu haben, dass dies eher eine Unterart sei. So auch der Sprecher des Pflanzenschutzdienstes NRW der Landwirtschaftskammer, Bernhard Rüb: "Der Buchsbaumzünsler ist in all seinen Variationen stark verbreitet. Ich kann nicht glauben, dass es eine neue Raupenart ist. Aber wir müssten die Tiere oder die Zweige sehen."

(RP)
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