Wermelskirchen Pilger tauschen Erfahrungen aus

Wermelskirchen · Bei der "langen Nacht des Jakobsweges" kamen mehr als 70 Pilger zusammen. Eine Lesung des Autors Stefan Albus bildete den Höhepunkt des Abends.

 Die Jakobsweg-Stele am Rande der Hüpp-Anlage.

Die Jakobsweg-Stele am Rande der Hüpp-Anlage.

Foto: DÖRNER

Wie verändern sich Menschen durch eine Pilgerreise? Lassen sich durch die Erfahrung des Pilgerns neue Impulse gewinnen, und kann sie gar der Start in ein neues Leben sein? Trotz Schneechaos fanden am Samstagabend mehr als 70 Besucher den Weg ins "Film-Eck", um sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und auch von eigenen Erfahrungen auf dem Jakobsweg zu berichten.

In der gemütlichen Atmosphäre des urigen Wermelskirchener Kinos las zunächst Dr. Stefan Albus aus seinen beiden Büchern über den Jakobsweg, bevor die Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten von Annegret Napiwotzki verwöhnt wurden. Nach dem Essen konnten die Teilnehmer dann von ihren eigenen Erfahrungen als Pilger berichten, und zum Abschluss wurde der Dokumentarfilm "Camino de Santiago" gezeigt.

"Beim Pilgern werden die Sinne geschärft, man denkt nur noch an die wirklich wesentlichen Dinge" - so beschreibt Autor Stefan Albus die Wirkung der langen Reise zu Fuß. Im Jahr 2009 war er mehrere Wochen lang auf dem Jakobsweg unterwegs - jedoch nicht in Spanien, sondern auf einem Streckenabschnitt in Deutschland, der auch durchs Bergische Land und durch Wermelskirchen führt. Ursprünglich hatte Albus geplant, nach Santiago de Compostela zu Pilgern. "Dann erschien jedoch Hape Kerkelings Buch (Ich bin dann mal Weg), womit klar war, dass es für mich dort erst einmal zu voll werden würde." Doch auch die Pilgerreise durch Deutschland veränderte Albus tiefgehend: Nach den Entbehrungen der Wanderung kümmerte der gelernte Chemiker sich nicht mehr so stark um materiellen Wohlstand und er fand den Mut, um sich neu zu erfinden und Schriftsteller und Künstler zu werden. Am Samstagabend las Albus nun aus seinem Erfahrungsbericht "Santiago liegt gleich um die Ecke" sowie aus seinem aktuellen Buch "Jakobsweg - und dann?". In Letzterem dreht sich alles darum, wie die Pilgerreise das Leben verschiedener Menschen veränderte. Ein Kapitel, aus welchem Albus vorlas, erzählt etwa von Manolo, der sich nach dem Tod seiner Frau in einer tiefen Lebenskrise befand. Er beschloss, nach Santiago zu pilgern, und lernte dort eine neue Liebe aus Irland kennen. Heute, zehn Jahre später, sind die beiden noch immer zusammen - und Manolo hat eine Wohnung in Galicien.

Stoff zum Nachdenken gab es also reichlich, und die Gäste hatten an dem Abend auch die Gelegenheit, selbst zu Wort zu kommen. Bei dem lebhaften Austausch konnten interessierte Neulinge sich unter anderem wertvolle Ratschläge von den erfahrenen Pilgern unter den Gästen holen. Zum Abschluss des Abends wurde dann noch der Dokumentarfilm "Camino de Santiago" gezeigt, der sich ebenfalls um die Geschichten verschiedener Pilger drehte.

Fazit des Abends: Pilgern auf dem Jakobsweg ist anstrengend, aber lohnend - und da eine Pilgerroute direkt durch Wermelskirchen führt, muss man gar nicht weit reisen, um sich der Herausforderung zu stellen. "Alle im Saal waren schon einmal auf dem Jakobsweg", merkte ein Gast an. Im Prinzip kann man also gleich loslaufen.

(fre)
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