Wermelskirchen Philip Simon - ein Spinner auf der Bühne

Wermelskirchen · Wenn einer mit der Pistole auf der Bühne herumfuchtelt, kann einem angst und bange werden. Nicht auszudenken, ein Terror-Islamist sitzt vor ihm im Publikum der Katt, die Hände bereits am Abzugshahn. Wer schießt/zündet zuerst? Rums. Und Simon Philip, der Kabarettist mit der Pistole, hat als Agnostiker das Nachsehen.

Nun denn, wir haben Simons Programm "Anarchophobie - die Angst vor Spinnern" überlebt. Weder Terrorist im Publikum ("Heute Moslems im Publikum?") noch schießwütiger Kabarettist auf der Bühne. Die Argumente fehlen ihm schon lange, sagt er: "Waffen sind das Sprachrohr der Sprachlosen." Und für Deutschland als Waffenlieferant gleichzeitig der "Meinungsexport Made in Germany".

Eigentlich wollte er sich ja selbst aus Frust die Kugel geben, aber er bevorzugte dann doch das in sich gekehrte Summen. Nur so kann er seine "Angst vor den Spinnern" in den soziopathischen Netzwerken voller "willenloser Resthirnverwertungsinhaber" ertragen. Und vor den gierigen Managern in der Wirtschaft und in der Politik, wie etwa der bayerische Innenminister Joachim Herrmann: "Wie lange kann sich der deutsche Sozialstaat das monatliche Gehalt von rund 21.000 Euro für Herrmann leisten, der sich fragt, wie lange Deutschland es sich leisten kann, 143 Euro im Monat für einen Balkanflüchtling zu zahlen?"

Und dann setzt er an zum Rundumschlag über das Chaos überall, zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik. Er stellt 235 Milliarden für Bankenrettung 1,5 Milliarden für Integrationskurse gegenüber und geißelt diejenigen, die sich als tatsächliche Wirtschaftsflüchtlinge billige Waren aus dem Ausland kaufen und damit zukünftige Flüchtlinge produzieren.

Er stellt die Religionsorganisationen - nicht den Glauben - mit einem Bibelwort (Johannes 1, Vers 1) an den Pranger: "Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott." Und führt es fort mit: "Und der Mensch nahm das Wort und machte sich Gott." Und so wurden die Religionen zu den Kriegstreibern in der Welt. Kommerz und Konsum seien unsere neuen Religionen: "Apple Unser im Himmel" und "Update" statt "Amen".

Dabei braucht die Welt Spinner. Und zwar diejenigen, die kreativ "herumspinnen" und so die Entwicklung nach vorne treiben. Wie irgendwann in grauer Vorzeit der Mensch, der vermutlich stundenlang zwei Hölzer aneinander rieb und schließlich Feuer entfachte. Und deswegen werde er auch nicht müde, als Kabarettist weiterzumachen. Ein scharfzüngiges Programm. Zum Mitdenken und Mitlachen, auch wenn einem mancher Lacher im Halse stecken blieb.

(bege)
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