Wermelskirchen Pfleger klagen: zu wenig Zeit und Personal

Wermelskirchen · Bei einem Fachgespräch informierte sich die Parlamentarische Staatssekretärin Ingrid Fischbach im Bürgerzentrum über die Pflegebedingungen in Wermelskirchen. Sie erfuhr: Glücklich sind weder die Pfleger noch die Gepflegten.

 CDU-Politikerin Ingrid Fischbach (M.) versprach, die angesprochenen Themen aus Wermelskirchen mit nach Berlin zu nehmen und bei anstehenden Diskussionen in der Politik anzusprechen.

CDU-Politikerin Ingrid Fischbach (M.) versprach, die angesprochenen Themen aus Wermelskirchen mit nach Berlin zu nehmen und bei anstehenden Diskussionen in der Politik anzusprechen.

Foto: Nico Hertgen

Immer mehr Menschen werden im Alter pflegebedürftig. Die Situation in der ambulanten und stationären Pflege aber ist schwierig: Ein Mangel an Pflegefachkräften und finanzieller Unterstützung sowie eine hohe psychische und körperliche Belastung sind nur einige der Herausforderungen, für die die Politik Lösungen suchen sollte. Diskutiert wurden sie gestern im Gespräch mit der Parlamentarischen Staatssekretärin und Bundestagsmitglied Ingrid Fischbach (CDU) sowie Vertretern der Pflege.

"Es gibt immer zwei Seiten, die beachtet werden müssen: die Personen, die gepflegt werden müssen, und die Situationen derer, die pflegen. Darauf wollen wir heute den Fokus legen", sagte Bürgermeister Eric Weik zu Beginn der Diskussion. Danach stellte Peter Siebel, Leiter der Diakoniestation und Veranstalter des Gesprächs, grundlegende Probleme dar: die Vergütung des Pflegepersonals und die individuellen Verhandlungen mit den Pflege- und Krankenkassen. Auch Marc Schue von der Rheinischen Gesellschaft verdeutlichte, dass stationäre Einrichtungen im gesellschaftlichen und politischen Bewusstsein nicht den Stellenwert haben, den sie haben sollten. "Die ambulante Pflege hat Grenzen. Besonders bei Menschen mit Demenz ist die Gefahr einer Entprofessionalisierung schwerwiegend", meinte Schue.

Melanie Hauck, Mitarbeiterin bei der Diakonie, und Jürgen Becker, Mitarbeiter im Haus Vogelsang, schilderten ihre persönlichen Eindrücke von der Veränderung der Pflege in den vergangenen Jahren. Sie kritisierten die mangelnde Zeit der Pfleger. "Wir haben weniger Zeit, um da zu sein, um jemanden in den Arm zu nehmen und einfach zuzuhören. Die psychische und körperliche Belastung ist durch den Zeitmangel größer geworden", beklagte Hauck. Auch Becker erklärte, dass die Schreibarbeit steige und er von einem Bürokratieabbau noch nichts gemerkt hätte. "In der Pflege gibt es zu wenig Zeit und zu wenig Personal. So steht man unter Dauerbeschuss", fasste Fischbach zusammen. Sie bestätigte, dass die Pflegeversicherung zu lange laufengelassen wurde, ohne sie zu revidieren. Doch dies soll sich mit dem ersten Pflegestärkungsgesetz jetzt ändern. Zukünftig soll eine Pflegefachkraft statt für 25 Pflegebedürftige nur für 20 zuständig sein.

Auch haben Untersuchungen ergeben, dass rund 40 Prozent der Bürokratie eingespart werden können. "Es muss ein Ruck durch die Gesellschaft gehen. Die Wertschätzung muss sich ändern. Pflege wird uns zukünftig viel stärker betreffen als U 3", meinte Fischbach. Mit Hilfe einer Kampagne will die Politik die Wertschätzung bewirken. Das bewerteten die Anwesenden kritisch: "Wenn sich an den Arbeitsbedingungen nichts ändert, nützt die schönste Kampagne nichts. Wie sollen Pflegekräfte werben, wenn sie körperlich und psychisch häufig am Limit sind?", fragte Siebel.

Auch Becker sprach vielen Anwesenden scheinbar aus der Seele: "Ich liebe den Beruf des Altenpflegers. Aber es muss mehr Geld zur Verfügung gestellt werden, dann wären Entbürokratisierung und Fachkräftemangel kein Thema mehr." Fischbach versprach, die angesprochenen Themen mit nach Berlin zunehmen und diese bei Diskussionen in der Politik zu Bedenken zu geben.

(srb)
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