Pfarrer Ulrich Seng aus Wermelskirchen geht in den Ruhestand Nach 32 Jahren Abschied von dem Gemeindeleben
Wermelskirchen · Pfarrer Ulrich Seng wird in den Ruhestand verabschiedet. Im Rückblick erinnert er sich vor allem an den Gemeindealltag.
Wenn sich Pfarrer Ulrich Seng an seine ersten Eindrücke von Wermelskirchen erinnert, dann fällt ihm ein Sonntagsausflug mit der Familie 1997 ein. Damals stand die Pfarrstelle im Westbezirk schon zur Debatte. „Und es war ein unglaubliches Wetter“, sagt er heute, „es hingen dunkle Wolken über der Stadt und immer mal wieder mischten sie dazwischen Sonnenstrahlen.“ Er erinnert sich genau an diese Stimmung, damals beim ersten Besuch in der Stadt. Und als sich die Familie längst für den Umzug von Kassel nach Wermelskirchen entschieden, Kartons und Möbel in das Pfarrhaus am Schwanenplatz gebracht hatte, da kamen noch andere Eindrücke hinzu. Die Kirmes. „Wir waren fix und fertig vom Umzug“, erzählt er, „aber es gab einfach keine Ruhe.“ Viele Kirmeserlebnisse kamen während der nächsten Jahrzehnte dazu, unvergessen aber bleibt die stürmische Ankunft – damals im Sommer 1997.
Mit dem Umzug nach Wermelskirchen kehrte Ulrich Seng dann in den Pfarrdienst zurück – in jenes Amt, für das er Jahrzehnte zuvor die Weichen gestellt hatte. „Der Pfarrer bei meiner Konfirmation hatte mir schon eindringlich nahegelegt, Theologie zu studieren“, erinnert er sich heute. Als habe er es gewusst. Denn nach dem Abitur entschied sich Seng dann tatsächlich für das Theologiestudium. „Es war eine geistliche Motivation“, sagt er, „ich wollte etwas für das Evangelium und Christus tun, hatte Freude an der Bibel und der Theologie.“ Parallel studierte er Psychologie. Er sei zwischen den beiden Welten gewandert, sagt er. Beide führten ihn ins Pfarramt – erst in Düsseldorf, dann mit seiner Frau in Wesel. Als sie 1991 den Niederrhein verließen, wechselte Seng die Kanzel gegen das Lehrerpult und wurde Fortbildungsreferent beim CVJM in Kassel. Sieben Jahre später stand die Rückkehr an. „Plötzlich öffneten sich die Wege nach Wermelskirchen“, sagt er, „das war erstaunlich.“
Er habe keine Strategie für die Gemeinde mitgebracht, sondern sich selbst mit seinen Möglichkeiten. Er habe hören wollen, was im Bezirk dran sei, was die Gemeinde wolle. Und so fanden die Gemeinde und ihr neuer Pfarrer zusammen. Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Besuchsdienst und die Amtshandlungen, dann Bibelstunden, der Krabbelgottesdienst, der Männerkreis. 1999 erfanden Ulrich und Cornelia Seng den Oase-Gottesdienst – ein zweites Gottesdienstprogramm. „Wir schätzten den Gottesdienst in der Stadtkirche“, sagt er, „aber wir wussten, dass es noch andere Bedürfnisse gab.“ 52 Oase-Gottesdienste fanden in sieben Jahren statt. 2003 entstand dann das Kirchenkino. „Es waren wieder die Themen, die uns antrieben“, sagt der Pfarrer, „das setzt sich fort.“ Und doch, wer ihn nach Glanzpunkten fragt, bekommt eine klare Antwort: „Der rote Faden war der Alltag im Pfarrdienst. Da ist unendlich viel, an das wir uns erinnern.“
Am 31. März verabschieden sich Ulrich und Cornelia Seng aus Wermelskirchen – nicht nur vom Pfarrhaus und der Gemeinde, sondern auch von der Stadt. Beide gehen in den Ruhestand. Mit welchen Gefühlen? „Da ist alles dabei, was man sich vorstellen kann: Erleichterung und Wehmut, Abschiedsschmerz und Vorfreude“, sagt Seng. Es gebe viele Themen für den Ruhestand. Aber sein Programm sei nun, sich kein Programm zu machen. Cornelia und Ulrich Seng kehren nach Kassel zurück.