Wermelskirchen Pendler pöbeln gegen Bauarbeiter

Wermelskirchen · NRW versinkt im Stau. Den Frust der Pendler bekommen Straßenbauarbeiter täglich zu spüren.

 Nur noch eine statt mehrerer Spuren wie hier auf der A3. Da liegen die Nerven bei manchem Autofahrer besonders blank. Frust lassen einige dann auch an den Arbeitern aus.

Nur noch eine statt mehrerer Spuren wie hier auf der A3. Da liegen die Nerven bei manchem Autofahrer besonders blank. Frust lassen einige dann auch an den Arbeitern aus.

Foto: UM

Seinen Namen will er nicht nennen, aber seine Geschichte will er loswerden. Wir haben uns mit einem Mitarbeiter von Straßen.NRW, der nahezu täglich auf Baustellen im Großraum Köln unterwegs ist, über seinen Arbeitsalltag unterhalten. Der Ton auf der Straße sei rauer geworden, sagt er. Im Gespräch mit unserer Redaktion schildert er seine Erfahrungen:

"Bei den Leuten, die rund um Köln wohnen, ist der Frust riesig. Wer hier Auto fährt, steht häufig im Stau. Den Frust kriegen wir auf der Straße ab, und Beleidigungen gehören für uns inzwischen zum Alltag. Regelmäßig bekommen wir an den Baustellen Beleidigungen zu hören, die nettesten davon sind Arschloch oder Idiot", nennt der Mitarbeiter der Landesbehörde die Dinge beim Namen. "Es kann auch schon mal sein, dass an einer Baustelle plötzlich eine Glasflasche neben einem zerschellt. Das ist mir mal an der A3 bei Leverkusen passiert. Getroffen wurde, soweit ich weiß, zum Glück noch keiner."

Seit 17 Jahren arbeitet der Mann in diesem Job, ist viel unterwegs, vor allem am Abend und an den Wochenenden. Er kann zwischen früher und heute also vergleichen und hat diese Erfahrung gemacht: "In meinen Augen ist der Ton in den vergangenen paar Jahren deutlich rauer geworden. Das liegt sicher an den vielen Dauerbaustellen, ist aber aus meiner Sicht auch eine Gesamtentwicklung in unserer Gesellschaft. Man muss da ja nur an die Polizisten denken, die im Einsatz angegriffen werden."

Er sagt auch, dass die, die auf der Straße sind, nichts für die Baustellen können, aber die Leidtragenden sind. "Dass die Leute maßlos gefrustet sind, ist ja auch verständlich. Die Zeit, die sie im Stau verbringen, ist Lebenszeit, die verloren geht. Privat denkt man schon mal über die Beleidigungen nach, aber meistens gelingt es, das schnell abzuhaken. Wir haben an den Baustellen viel Stress, dass alles rechtzeitig fertig wird. Dann auch noch beschimpft zu werden, ist nicht schön. Die Jungs auf der Baustelle vertragen das, aber schön ist es trotzdem nicht." Interessant: Von Lkw-Fahrern kämen kaum Pöbeleien, meistens seien es junge Autofahrer, die unangemessene Töne anschlagen.

Oft sei auch der Müll ein großes Problem. "Wenn wir zum Beispiel eine Baustelle verlassen und dann am nächsten Tag wiederkommen, ist alles voller Müll, zum Beispiel Büchsen und Flaschen oder auch Tüten von Mc Donald's. Die werfen Verkehrsteilnehmer einfach auf die Straße", erklärt der Straßen.NRW-Mitarbeiter.

Der Frust auf Seiten der Autofahrer wird vermutlich ebenso bleiben wie die Pöbeleien. Denn die Baustellen werden in den kommenden Jahren in diesem Großraum eher noch mehr denn weniger.

(RP)
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