Wermelskirchen PCB weit über dem Grenzwert

Wermelskirchen · 4600 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft wurden nach einer Intensivreinigung im April in der Turnhalle der Realschule gemessen. Davon erfuhren erst jetzt Eltern in der Klassenpflegschaft. Vereine wurden nicht informiert.

 Diese Luftreiniger waren in der Turnhalle der Realschule installiert worden, doch sie brachten nicht die erwartete Leistung.

Diese Luftreiniger waren in der Turnhalle der Realschule installiert worden, doch sie brachten nicht die erwartete Leistung.

Foto: Hertgen

Die Stadtverwaltung bekommt die Reinigung der PCB-haltigen Luft in der Turnhalleder Realschule nicht in den Griff. Bei einer Messung am 2. Mai wurden Werte von 4600 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft ermittelt — 1600 Nanogramm über Grenzwert. Die Halle ist für den Schulsport gesperrt — nur Vereine nutzen sie (auf eigenes Risiko) weiter.

Die Luftreiniger wurden bereits entfernt, jetzt soll die Lüftungsanlage anders gesteuert werden: Die Frischluftzufuhr soll auf bis zu 100 Prozent erhöht werden, um so einen höheren Luftaustausch zu erreichen. Und das in der Hoffnung, dass viel PCB-haltige Luft aus der Halle transportiert wird.

Auf einer der Klassenpflegschaftsversammlungen, die jetzt im neuen Schuljahr stattfinden, erfuhren Eltern von den weit erhöhten Messwerten. "Ich bin schockiert", meinte Anette Vielhauer. "Zum Glück gehen die Schulkinder nicht mehr in die Halle." Ihres Wissens aber weiterhin die Sportvereine. "Das schockiert. Da kann man doch auch die Vereine nicht reinlassen. Das ist ja Körperverletzung. Werden die Vereine denn nicht informiert?" Das sei doch die Pflicht der Stadtverwaltung.

Über aktuelle Messergebnisse würden Vereine nicht informiert, so die Umweltbeauftragte Brigitte Zemella. "Den Vereinen ist freigestellt, ob sie die Halle nutzen. Sie wissen, dass wir dort hohe PCB-Werte haben." Dennoch tue die Stadtverwaltung alles, um die Werte niedrig zu halten: "Alle zwei Tage wird die Halle feucht gewischt."

In den Osterferien fand die letzte Intensivreinigung in der Turnhalle statt. Am 2. Mai wurden dann 4600 Nanogramm PCB je Kubikmeter Raumluft gemessen, am 9. Mai 2900 Nanogramm. "Wir können uns die Unterschiede nicht erklären", so Zemella. Die Werte seien aber deutlich höher als vorher. Die PCB-Fachgruppe sei über diese Entwicklung im Juni informiert worden.

Der Test mit den Luftreinigern führte nicht zum Erfolg — "ohne Aktivkohlefilter nutzt das nichts. Wir haben sie rausgenommen." Die Stadtverwaltung plant jetzt einen Test mit der Lüftungsanlage. "Wir wollen die Luftzufuhr in drei Stufen — 50, 75 und 100 Prozent — steuern und danach messen, ob sich der PCB-Anteil verringert hat." Denn mit der intensiven Frischluftzufuhr soll auch genauso viel verbrauchte Luft abgesaugt werden. "Wir lüften also kräftig", so Zemella. Das war eigentlich für die Sommerferien geplant, habe aber leider terminlich nicht funktioniert. "Wir wollen das aber schnellstmöglich umsetzen."

Zudem seien weitere Messenungen in den Klassenräumen vorgesehen.

(RP/rl)
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