Wermelskirchen Passantin fühlt sich bedroht - Autofahrer (60) vor Gericht

Wermelskirchen · Ein 60-jähriger Fahrer eines Autos der Marke Ford Transit musste vor dem Amtsgericht Rede und Antwort stehen. Er war angeklagt, eine Fußgängerin beleidigt und bedroht zuhaben. Er soll, sagte die Staatsanwältin, zur 49-jährigen Frau in Rage gesagt haben: "Du alte F...., ich bring dich um, spinnst du?". Die Frau hatte Anzeige erstattet.

Dem Vorfall vorausgegangen war ein Beinahe-Kontakt zwischen ihr und dem Auto. Sie schilderte das Geschehen wie folgt: In einer engen Anliegerstraße ohne Bürgersteig sei ihr, die sie zu Fuß unterwegs war, der Ford Transit entgegengekommen. Der Fahrer habe zunächst angehalten, sei dann aber mit Vollgas knapp an ihr vorbeigefahren. Es sei so eng gewesen, dass das Trittbrett des Autos sie nur haarscharf verfehlt habe.

Entrüstet habe sie mit der Hand einmal aufs Auto geschlagen. Daraufhin habe der Fahrer gehalten, sei ausgestiegen und sie beschimpft. Sie habe sich im Recht gefühlt, da er die Straße für die Durchfahrt benutzt habe und nicht als Anlieger.

Der Angeklagte schüttelte den Kopf. Für ihn hatte die Frau den Eindruck gemacht, als wolle sie einen Schritt zur Seite auf die Wiese gehen, um ihn vorbeizulassen. Nachdem er sie langsam passiert hatte, habe sie gegen das Auto getrommelt. Er habe dann gehalten, sei ausgestiegen und habe ihr "Du alte Folie" zugerufen. Mehr sei nicht passiert. Wie er sich denn die Aussage der Zeugin erklären könne, er habe sie unflätig beschimpft?, wollte der Richter wissen. "Ich bin Sachse und spreche sächsisch", sagte der Angeklagte. "Viele Leute verstehen mich deswegen falsch." Er habe sie nicht beleidigt. Er sei Fahrer eines Dienstleisters, und da gehe es manchmal sehr hektisch zu. "Ja, ich habe mich weit ausgelehnt - es tut mir leid."

Er wisse, dass es knapp gewesen war. Er habe die Straße extra ausgemessen. Sie sei 2,70 Meter breit und sein Auto 2,45 Meter. Da bleibe nun mal nicht Platz für einen Fußgänger übrig. Er entschuldigte sich bei der Frau: "Ich habe überreagiert, keine Frage."

Eine 81-jährige Passantin, die den Vorfall beobachtet hatte, bestätigte die Aussage der Geschädigten. "Mein Mandant ist kein Diplomat", sagte der Verteidiger des Angeklagten. Der Richter machte den Vorschlag, das Verfahren gegen eine Zahlung von 1000 Euro an eine gemeinnützige Organisation einzustellen.

Der Angeklagte zögerte. Der Richter baute ihm noch goldene Brücken: "Eine Verurteilung kommt für Sie teurer", sagte er zum Angeklagten. Schließlich willigte der Pflegedienst-Fahrer ein.

(bege)
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