Emissionsfrei in Wermelskirchen „Nichts hören, nichts riechen“ - ÖPNV mit Brennstoffzelle

Wermelskirchen · Ein weiterer Teil Europas größter Brennstoffzellen-Hybridbusflotte des RVK in Wermelskirchen wurde eingeweiht. Auf dem Betriebshof in Braunsberg steht auch die Wasserstoff-Tankstelle für die Busse.

 Fünf der zehn neuen Hybridbusse stehen auf dem Gelände der Regionalverkehr Köln GmbH in Wermelskirchen.

Fünf der zehn neuen Hybridbusse stehen auf dem Gelände der Regionalverkehr Köln GmbH in Wermelskirchen.

Foto: Annika Lamm

„Nichts hören, nichts riechen“ steht auf den brandneuen wasserstoffbetriebenen Bussen auf dem Gelände der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) in Braunsberg. Am Mittwoch wurden dort sowohl die ersten zehn emissionsfreien Fahrzeuge als auch die erste Wasserstoff-Tankstelle am Standort eingeweiht. Insgesamt betreibt die RVK 35 der emissionsfreien Busse und verfügt damit über Europas größte Brennstoffzellen-Hybridbusflotte. Neben den zehn Bussen in Wermelskirchen fahren die restlichen 25 Fahrzeuge in Bergisch Gladbach, Meckenheim und Hürth. Die neuen Busse ergänzen die bisherige Flotte von 30 dieselbetriebenen Fahrzeugen der RVK in Wermelskirchen.

Die RVK ist sichtlich stolz auf das Erreichte. Geschäftsführer Eugen Puderbach spricht den Gästen, darunter Gesellschafter, Fördergeber und Partner der RVK, seinen Dank aus: „Ich kann all diese Mitstreiter als Pioniere bezeichnen, die den Wert dieses alternativen Antriebs für einen wirkungsvollen Klimaschutz früh erkannt haben und den Mut hatten, das Projekt gemeinsam mitzugestalten.“ Günter Rosenke, Vorsitzender des Aufsichtsrates der RVK, pflichtet ihm bei. Er hält den Wasserstoff-Antrieb für die derzeit zukunftsfähigste Technologie der emissionsfreien Energien.

 Günter Rosenke, Aufsichtsratvorsitzender der RVK (l.), und Landrat Stephan Santelmann betanken einen der neuen Wermelskirchener Hybridbusse mit Wasserstoff.

Günter Rosenke, Aufsichtsratvorsitzender der RVK (l.), und Landrat Stephan Santelmann betanken einen der neuen Wermelskirchener Hybridbusse mit Wasserstoff.

Foto: Annika Lamm
 Die erste Wasserstoff-Tankstelle auf dem Gelände der RVK in Wermelskirchen. Sie bietet die Kapazitäten, um 20 Busse zu betanken. Vielleicht eines Tages auch für Privatkunden.

Die erste Wasserstoff-Tankstelle auf dem Gelände der RVK in Wermelskirchen. Sie bietet die Kapazitäten, um 20 Busse zu betanken. Vielleicht eines Tages auch für Privatkunden.

Foto: Annika Lamm

Bürgermeister Rainer Bleek betont, vor welcher bedeutenden Klimaveränderungen die Menschheit stehen würde und begrüßt daher die „nachhaltige, intelligente und emissionsarme Antriebsform des Wasserstoff“, mit der technologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen begegnet würde. „Wasserstoff ist eine hoffnungsvolle Option zu fossilen Energieträgern“, so Bleek. „Heute werden wir in Wermelskirchen Teil der Zukunftstechnologien.“ Die RVK habe die Zeichen der Zeit erkannt.

Und die neuen Busse halten, was die RVK mit dem auf ihnen aufgedruckten Slogan verspricht. Sowohl von innen als auch von außen lässt sich dabei zunächst kein Unterschied feststellen – bis der Motor angestellt wird. Denn man hört nichts bis auf das leise, kaum merkliche Summen des Elektromotors. Ganz anders als das laute Brummen eines Dieselmotors. Auch ohne die Aufschrift dürfte es den künftigen Fahrgästen also kaum schwerfallen, die zehn emissionsfreien Fahrzeuge des RVK von den üblichen Dieselbussen zu unterscheiden. Und auch der zweite Teil des Spruchs stimmt. Statt Abgase sondern die Wasserstoffbusse nämlich nur eine klare, geruchlose Flüssigkeit ab: Wasser.

Landrat Stephan Santelmann beschreibt die Einweihung der Busse sowie der Wasserstoff-Tankstelle als Meilenstein und bezeichnet sie als zukunftsweisend für den Kreis: „Beim Einsatz von Wasserstoff im ÖPNV ist der Rheinisch-Bergische Kreis Vorreiter. Der enorme Stellenwert dieser innovativen Technologie für Politik, Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen durch die Wasserstoffbusflotte der RVK und die Wasserstoff-Tankstelle in Wermelskirchen sichtbar.“

Vor zehn Jahren rief die RVK das Projekt Null Emission ins Leben. An der Wasserstoff-Tankstelle als Teil des Projekts wurde von April 2018 bis August diesen Jahres gebaut. Noch hat sie jedoch keine Betriebserlaubnis, doch das sei nur eine Frage von Tagen, wie Günter Rosenke erklärt. Wenn sie dann jedoch einsatzbereit ist, kann ein Bus innerhalb von zehn Minuten mit der ausreichenden Menge für eine gesamte Tagesstrecke mit Wasserstoff betankt werden. Dabei erzielen die Hybridbusse Reichweiten von ungefähr 350 Kilometern. Der Wasserstoff wird von der Firma Linde aus Marl angeliefert, soll bald jedoch aus der Region stammen. Zwei riesige Tanks auf dem Gelände der RVK in Wermelskirchen können dabei 800 Kilogramm Wasserstoff speichern, für eine Tankfüllung werden 25 Kilogramm benötigt. Theoretisch könnten mit der Tankstelle 20 Wasserstoffbusse versorgt werden.

„Wir wollen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen“, sagt Günter Rosenke. Es stünden zahlreiche weitere umweltorientierte Ziele auf der Agenda. Bis Ende 2021 sollen weitere 15 Brennstoffzellen-Hybridbusse an den Standorten im Rheinisch-Bergischen Kreis, Rhein-Sieg-Kreis und in Hürth in Betrieb genommen werden, bis 2021 sollen so 52 Busse im Einsatz sein. Die RVK will außerdem spätestens bis 2030 nur noch Null-Emissions-Fahrzeuge anschaffen.

„Wir setzen uns dafür ein, dass die Wasserstofftechnologie im Rheinisch-Bergischen Kreis nicht nur im öffentlichen Verkehr eine Rolle spielt“, schließt Landrat Santelmann.

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