Weihnachstreff in Wermelskirchen Wenn der Nikolaus und seine Engel in die Stadt kommen

Wermelskirchen · Die neue Idee hat sich bewährt: Mit dem Lichterzug der Landwirte kam der Nikolaus am Samstag in die Stadt und machte Station am Weihnachtstreff am Rathaus. Dort duftete es schon am Nachmittag nach Glühwein und Popcorn.

Weihnachtstreff in Wermelskirchen
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So schön war die Lichterfahrt 2022 in Wermelskirchen

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Foto: Theresa Demski

Zwei Jungs sind auf den Stromkasten geklettert. Jede Sekunde kann es so weit sein, sind sich die beiden Fünfjährigen sicher und blicken gespannt über die Telegrafenstraße. Hunderte Menschen säumen hier bereits die Straße, die am Samstag für den Verkehr gesperrt ist. Und langsam macht sich eine Unruhe breit. Eltern haben alle Hände voll zu tun, um die Kinder bei Laune zu halten. Dann schallt der erlösende Ruf der beiden Jungs über die Straße: „Sie kommen!“

Die Blicke der vielen Wermelskirchener fliegen zum Anfang der Telegrafenstraße. Um kurz nach 18 Uhr sind hier die ersten Lichterketten zu sehen und Treckerhupen zu hören. Die Polizei flankiert den langen Zug der Landwirte. Ortslandwirt Torsten Mühlinghaus hat das Steuer einem anderen überlassen, ist abgestiegen und bittet die Eltern und ihre Kinder gelegentlich, einen Schritt zurückzutreten, damit die großen Schlepperreifen nicht zu nahe kommen. Doch trotz der Menschenmassen halten am Samstagabend alle respektvollen Abstand zu dem langen Tross, der sich durch die Straße schlängelt.

30 Landwirte haben ihre Trecker geschmückt – einer scheint eine Herde Rentiere im Gefolge zu haben, ein anderer zieht einen großen Stern. Lichterketten und Musik zieren die landwirtschaftlichen Maschinen. Jetzt sind die 30 Minuten Wartezeit am Wegesrand fast vergessen: Erst recht als die Kinder auf einem der hinteren Wagen den Nikolaus entdecken. Die Engel winken in die Menge. Dann hält der Tross an. Der Posaunenchor Tente, der trotz kalter Finger die Wartezeit mit Melodien überbrückt hat, stimmt zum letzten Lied an: „Lasst uns froh und munter sein.“

Dann steigen Clara und Hanna mit ihren Engel-Kollegen vom Wagen. „Das ist so schön“, sagt Clara. Seit über einer Stunde ist der Tross schon unterwegs und hat bei den Alten- und Pflegeeinrichtungen angehalten. „Auch außerhalb des Zentrums haben die Menschen am Straßenrand gestanden“, erzählt Torsten Mühlinghaus. Und Hanna ergänzt: „Und alle haben uns angelacht und sich gefreut.“ Die Stimmung hält auch am Rathaus an. Der Empfang fällt ausgesprochen herzlich aus.

Seit drei Stunden herrscht beim kleinen Weihnachstreff am Rathaus bereits ein fröhliches Kommen und Gehen. Kinder drehen auf dem Karussell, das der Marketingverein spendiert hat, ihre Runden. Glühwein und Eierpunsch gehen über den Tresen, Inga Manderla und Kirstin Bubenzer sorgen für Popcornduft: „Es ist richtig weihnachtlich“, stellt Inga Manderla vom Marketingverein „Wir in Wermelskirchen“ (WIW) fest. Und es sei allerhöchste Zeit, wieder eine Gelegenheit zu schaffen, um im Advent zusammenzukommen. Das zweite Adventswochenende mit dem Nikolausbesuch am Samstag und dem verkaufsoffenen Sonntag biete sich dafür bestens an. Die Wermelskirchener nehmen die Einladung an – je später es wird, desto mehr Gäste sind rund um das Rathaus unterwegs.

Als der Nikolaus und seine Engel dann Aufstellung an der Bühne bezogen haben, übernimmt noch kurz Landwirt Torsten Mühlinghaus das Mikrofon. Mit der Aktion „Ein Funken Hoffnung“ hätten die Landwirte mitten in Coronazeiten ein helles Zeichen setzen wollen, erinnert er an die erste Auflage der Lichterfahrt vor zwei Jahren. „Inzwischen brauchen auch wir Landwirte einen Funken Hoffnung“, sagt er dann. Immer mehr – auch traditionsreiche – Betriebe würden die Türen schließen müssen. „Wir kämpfen ums Überleben“, sagt Mühlinghaus.

Während die Engel dann beginnen, ihre Süßigkeiten zu verteilen, ist der Nikolaus vor allem als Fotomotiv gefragt: Desiree Schönherr ist mit ihren beiden Kindern zum Lichterzug gekommen. Gut gelaunt drückt sie dem Nikolaus den anderthalbjährigen Malian Lion in den Arm, Schwester Tiana bezieht neben dem Mann in Rot Aufstellung. Das Erinnerungsfoto wird einen Ehrenplatz bekommen. Und schon steht das nächste Kind in der Reihe für ein Foto.

Nach einer halben Stunde fährt der Lichterzug weiter. Auch nach Dabringhausen und Dhünn will er noch einen Funken Hoffnung bringen.

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