Trockener Sommer Dürreschäden – alles halb so wild?

Wermelskirchen · Der Bauernverband fordert eine Milliarde Euro zum Ausgleich der Dürreschäden. Im Bergischen sehen aber nicht alle Landwirte die Lage so kritisch.

 Torsten Mühlinghaus versorgt seine Kühe. Dass die Milchleistung in den letzten Wochen nicht so hoch war, sieht er nicht so ernst.

Torsten Mühlinghaus versorgt seine Kühe. Dass die Milchleistung in den letzten Wochen nicht so hoch war, sieht er nicht so ernst.

Foto: RP/Peter Meuter

Nicht jeder Landwirt im Bergischen leidet gleich stark unter dem trockenen Sommer. Liegt das Feld am Hang in Nord- oder in Südrichtung? Ist der Boden sandig oder lehmig? Peter Lautz, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Rhein-Berg, will keine pauschale Aussage machen: „Das ist regional. Was mach ich, wo bin ich? Lehmböden speichern mehr Wasser“, sagt Lautz. Besonders hart treffe es Getreide, vor allem Mais. Die Kolben sind kleiner, die Pflanzen schwächer. „Die richtigen Probleme werden aber noch kommen“, sagt Lautz. Viele Viehhalter müssen jetzt schon an die Vorräte für den Winter gehen, um ihre Tiere zu ernähren.

Lieber weniger ernten und dafür einen besseren Preis erzielen – so blickt Landwirt Torsten Mühlinghaus auf die aktuelle Debatte. „Was nützen mir Rekordernten, wenn ich dafür keinen vernünftigen Preis bekomme“, sagt er. Der 51-Jährige ist seit seinem 16. Lebensjahr Landwirt. Die Forderung des Bauernverbands nach einer Milliarde Euro hält er für Blödsinn. „Wetterkapriolen haben wir immer schon gehabt. Man muss eben in den guten Jahren haushalten“, sagt Mühlinghaus. Natürlich gebe es Gegenden in Deutschland, in denen die Lage ernst sei. In Norddeutschland war es im letzten Herbst zu nass und im Frühjahr zu trocken. Dem wolle er gar nicht widersprechen, wenn er sagt: „Im Bergischen sind trockene Jahre gute Jahre“. Im letzten Jahr habe man das Heu von der Weide stehlen müssen, weil es so viel regnete. In diesem Jahr sei der erste und zweite Schnitt gut gewesen. Erst der dritte Schnitt lag unter dem Durchschnitt. Wenn jetzt wieder Regen kommt, kann Mühlinghaus im Oktober einen vierten Schnitt machen. „Ich denke, das ist für 90 Prozent der Betriebe in Ordnung.“

Ganz anders sieht das Christa Meuthen. Sie bewirtschaftet einen Hof in Leichlingen mit angeschlossenem Hofladen. „Wir müssen jetzt schon an den Wintervorrat gehen, im Winter haben wir dann nichts mehr“, klagt sie. Das sei aber erst der Anfang einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten. „Man muss überlegen, ob man die Tiere abschaffen oder den Bestand reduzieren will“, sagt Meuthen. Die Schlachthöfe seien bereits überlastet, einige hätten sogar einen Annahmestopp verhängt. Außerdem fielen die Preise. „Der Verbraucher kauft ja nicht mehr, bei der Hitze kochen die meisten eher weniger.“ Und der erste Regen, der komme, könne in die ausgetrockneten Böden gar nicht eindringen. „Das läuft weg, wie Wasser auf Mehl in einer Schüssel“, beschreibt Meuthen den Effekt. Obstbäume werfen bei Stress nicht nur ihre Blätter sondern auch die Früchte ab. Äpfel, die in der prallen Sonne hängen, bekommen Sonnenbrand. Komme die nächsten vier Wochen nicht genug Regen, komme es zu Noternten. So könnten die Maispflanzen wenigstens als Futter genutzt werden. Zur Forderung des Bauernverbands sagt sie: „Der Staat muss sich überlegen, ob er die Existenzen aufgibt. Sind sie einmal weg, kommt aber gewiss keiner nach.“

In einem Punkt sind sich alle drei, Lautz, Mühlinghaus und Meuthen, einig. Die Trockenheit in Europa wird sich auf die Weltmarktpreise auswirken, der Zukauf von Futter für den Winter wird teurer. Manch ein Landwirt wird es sich überlegen müssen, ob er dafür Kredite aufnimmt, sollten Bund und Länder nicht eingreifen. Mühlinghaus bringt es auf den Punkt: „Das ist schlecht für die Entwicklungsländer, wenn die reichen Europäer den Markt leerkaufen“.

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