Mein Wermelskirchen Neues Zuhause über den Dächern der Stadt

Wermelskirchen · Gisela und Jürgen Löhmer sind in die Innenstadt gezogen. Heute leben sie im Dachgeschoss des neuen Bauer-Hauses.

 Jürgen und Gisela Löhmer genießen im Sommer die große Dachterrasse ihres Penthouses an der Telegrafenstraße.

Jürgen und Gisela Löhmer genießen im Sommer die große Dachterrasse ihres Penthouses an der Telegrafenstraße.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wer sich zu Fuß auf den Weg zu den Löhmers macht, der muss ein paar Stufen hinter sich bringen. Im vierten Stockwerk öffnet sich dann die weiße Wohnungstür und Jürgen Löhmer strahlt. Er selbst gehe auch meistens die Stufen, sagt er. Und doch sei es gut zu wissen, dass auch der Aufzug bis ins Dachgeschoss fahre. Dann macht er die paar Schritte in die helle, freundliche Wohnung. Beide Terrassentüren stehen offen, ein warmer Sommerwind bläht die weißen Vorhänge durch die offenen Türen und wer genau hinhört, der kann in der Ferne ein leises Murmeln hören. „Ich freue mich immer über diese Geräusche“, sagt Gisela Löhmer. Sie genieße es, wenn mittags im Restaurant gegenüber die Menschen ins Plaudern geraten und ein leises Echo zu den Dächern klettert. Oder als bei der Fußball-Weltmeisterschaft ein Auto-Korso über die Telegrafenstraße fuhr. „Fröhliche Lebensgeräusche“, nennt das ihr Mann.

Seit vergangenem November wohnen leben Gisela und Jürgen Löhmer ganz oben im Penthouse des Neubaus an der Telegrafenstraße. Im Erdgeschoss hat Christian Bauer sein Landcafé eröffnet und in luftiger Höhe hat er für Wohnraum gesorgt. Wie luftig die Höhe wirklich ist, zeigt sich, als die Löhmers auf ihre Dachterrasse treten. Von hier aus schweift der Blick über das Bergische Land bis nach Remscheid. „Das war ein atemberaubender Ausblick am Silvesterabend“, sagt Jürgen Löhmer und erinnert sich mit strahlenden Augen an den ersten Jahreswechsel in der neuen Wohnung. Durch den offenen Wohnraum samt Küche, Esszimmer und Wohnzimmer führt der Weg Richtung Balkon auf der anderen Seite. „Wenn die Sonne nicht zu heiß scheint, frühstücken wir hier“, erzählt das Paar und genießt nach wie vor den Blick auf beide Kirchtürme, die Spitze des Weihnachtsbaums und die Eipringhauser Felder.

„Es ist eine bildschöne Wohnung“, sagt Gisela Löhmer (74). Und doch schwingt im Unterton eine leise Traurigkeit mit. Denn der Abschied von ihrem Zuhause in Sellscheid fiel beiden schwer. „Wir haben dort vor 40 Jahren auf der Suche nach einem Bauplatz das Ende der Welt gefunden“, sagt Jürgen Löhmer. Und genau dort schufen sie ihr Zuhause. „Luft, Licht und Sonne“, sagt der 77-Jährige, „wir haben tausend Ideen gesammelt, bevor wir das Haus geplant haben.“

Als die beiden Kinder längst aus dem Haus waren, Jürgen Löhmer in den Ruhestand wechselte, da machten sich die beiden zum ersten Mal Gedanken. „Was würde geschehen, wenn es einen von uns nicht mehr geben würde“, sagte Gisela Löhmer damals, „oder wenn wir nicht mehr mit dem Auto fahren könnten.“ Außerdem fraß die Pflege des großen Hauses viel Zeit und Kraft. Zehn Jahre sollte es dauern, bis sich die beiden mit dem Gedanken an einen Umzug in die Stadt anfreunden konnten.

Dann sahen sie die Pläne für den Neubau an der Telegrafenstraße. „Ich wollte schon immer in einem Penthouse wohnen“, sagt sie. Die Entscheidung fiel von jetzt auf gleich – der erste Besuch bei Christian Bauer brachte die Entscheidung.

„Aber danach hatten wir eine harte Zeit“, sagt Jürgen Löhmer, „wir haben empfunden wie bei einem Trauerfall.“ Ein halbes Leben musste aussortiert und eingepackt, das Haus verkauft und die neue Küche geplant werden. Hatte sie den Umzug auch angetrieben, war am Ende er es, dem der Blick nach vorne leichter fiel. Im November vergangenen Jahres zogen Gisela und Jürgen Löhmer dann in ihrer neue Wohnung ein.

„Ich bin jetzt angekommen und habe abgeschlossen“, sagt er, „und wir wissen heute: Viel älter darf man nicht sein, um diese Entscheidung zu treffen. Es war der richtige Zeitpunkt.“ Jeden Morgen holt er unten beim Bäcker die Brötchen. „Und wir können jetzt abends ins Restaurant gehen und beide ein Glas Wein trinken“, sagt sie. Der Metzger, die Banken, die Cafés seien nicht weit. Und ohnehin: Wenn man in der Stadt lebe, treffe man viel öfter Menschen. „Anonymität ist hier gar nicht möglich“, sagt sie und freut sich über die neuen Möglichkeiten in der Innenstadt.

 Inzwischen hat das Ehepaar seine Terrasse bepflanzt, um sich wieder ein bisschen Grün ins Haus zu holen und das Fernweh zur Natur abzumildern. Und sie freuen sich auf die Kirmes. „Das ist das pure Leben hier“, sagt er und lacht, „und wir sind mittendrin.“

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