Wermelskirchen „Neuer Zünder für alten Motor“Immer wieder gestellte Fragen

Wermelskirchen · Eine Krankheit ist kein Hobby

1959 wurde erstmals ein Patient mit einem Herzschrittmacher versorgt: „Damals war der Schrittmacher noch ein großer Apparat, der nur außerhalb des Körpers getragen werden konnte“, demonstriert Dr. Peter Wagner, der Ärztliche Leiter des Krankenhauses, auf einem Bild. Viel ist seither geschehen: Gerade mal Ei oder Schächtelchen groß sind die Herzschrittmacher heutzutage, die Dr. Wagner im Krankenhaus auch in einer Vitrine ausgestellt hat. Der Patient merke in der Regel nicht einmal, wenn die implantierten Herzschrittmacher Impulse geben. Auch sei es in den vergangenen Jahren nicht mehr zu Abstoßungsreaktionen des Körpers gegenüber dem Herzschrittmacher gekommen, betont der Facharzt.

Die Patienten blieben nach dem Eingriff, der übrigens keine Operation am offenen Herzen sei und auch in lokaler Betäubung durchgeführt werde, zwei bis drei Tage auf der Station und müssten dann alle sechs Monate zur ambulanten Schrittmacherkontrolle ins Krankenhaus kommen. Komplikationen nach der Operation könnten zwar auftreten, seien aber höchst selten, betont Dr. Wagner. Es komme nur in einem Prozent der Fälle vor, dass der Schrittmacher nicht fest genug liege und nachträglich noch mal fixiert werden müsse oder dass sich Infektionen ergäben. Auch psychisch nehmen nach Beobachtung von Dr. Wagner die Patienten den Herzschrittmacher nach einer Eingewöhnungszeit von zumeist einem halben Jahr durchweg gut an: „Die Patienten sind auch dankbar, dass sie durch den Schrittmacher ihre Lebensqualität wieder bekommen haben. Aber manche übertreiben es auch und meinen, sie müssten sofort Bäume ausreißen“, warnt der Mediziner. Bildlich gesprochen sei der Herzschrittmacher aber nur „ein neuer Zünder für den alten Motor“. Das Herz bleibe also dasselbe. Das Gros der Herzschrittmacher werde übrigens älteren Menschen implantiert – zumeist, weil sie akut oder schon längere Zeit unter Herzrhythmusstörungen litten. „Wir setzten auch 100-Jährigen noch Herzschrittmacher ein, eine Altersgrenze gibt es dabei nicht“, betont Dr. Peter Wagner.

Es gibt zwei Möglichkeiten, mitschweren Krankheitssituationen, so wie sie Klaus Förster erlebt hat, umzugehen: Die einen machen ein Hobby aus ihrer Erkrankung , Beeinträchtigung oder ihrem „Ersatzteil“. Die anderen nehmen es an, konzentrieren sich wieder auf ihren Alltag, machen die Beeinträchtigung nicht zum Hauptthema ihres Lebens. Genau dazu will Klaus Förster ermutigen. Und dies tut er nicht nur mit Worten, er geht mit bestem Beispiel voran: Niemand hat eigentlich gemerkt, dass er zwischenzeitlich „nicht mehr der Alte war“. Ohne viel Wirbel hat er die schwere Zeit - allerdings bestens von seiner Ehefrau Heidi unterstützt – hinter sich gebracht.

Dieses Beispiel macht Mut, dieses beherzte hinter sich Bringen und hinter sich Lassen! Denn chronisch Kranke oder Beeinträchtigte, die sich in ihrem „Zustand“ einrichten, werden nicht nur sich und ihrer Umwelt immer mehr zur Last, sie büßen auch ihre Lebensqualität ein. Und ganz wichtig! Sie verstellen sich auch den Weg zu dem heilsamenster aller Prozess: Wenn sich erst der Kopf nicht mehr (ausschließlich) mit der Krankheit beschäftigt, dann tut’s „wundersamer Weise“ auch der Körper schon bald nicht mehr.

Seitdem Klaus Förster einen Herzschrittmacher trägt, werden ihm einige Fragen immer wieder gestellt. Die Standardfragen, die auch die meisten anderen Patienten betreffen, beantwortet er so:

Ist der Schrittmacher dauernd in Betrieb?

Förster In der Regel nicht. Er produziert nur Impulse, wenn die Pulsfrequenz zu niedrig ist.

Wie lange hält die Batterie des Herzschrittmachers?

Förster Die Lebensdauer ist unter anderem abhängig vom Schrittmachertyp und vom Krankheitsbild. Sie liegt im Durchschnitt bei acht Jahren. Man merkt aber rechtzeitig bei den sechsmonatigen Kontrolluntersuchungen, ob die Batterie zu Ende geht. Sie lässt sich dann problemlos mit einer kleinen Operation austauschen.

Kann ein Schrittmacher einen Menschen künstlich an Leben erhalten?

Förster Nein, ein Herz funktioniert nur, wenn es ausreichend mit Blut und Energie versorgt wird. Im Todesfalle hat der Schrittmacher keinen Einfluss mehr auf das Herz.

Beeinträchtigt der Herzschrittmacher das tägliche Leben, worauf muss der Träger achten?

Förster Ich muss nur regelmäßig Blutdruckmedikamente nehmen und alle sechs Monate zur Funktionsuntersuchung des Herzschrittmachers. Im Gebrauch von technischen Geräten wie etwa einen Handy bin ich nicht beeinträchtigt. Nur im Flughafen muss ich meinen Schrittmacherpass vorzeigen, damit ich nicht durch die Sicherheitsschranke treten muss, die den Rhythmus des Schrittmachers beeinträchtigen könnte.

(RP)
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