Wermelskirchen Neuer Verein setzt auf selbst angebaute Bio-Produkte

Wermelskirchen · Der Verein Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) will auf einem eigenen Grundstück Gemüse-, Obst- und Kräuter anbauen und ernten.

Ihr heimischer Garten ist und bleibt ihr heilig: Auch wenn die Vorsitzende des neuen Wermelskirchener Vereins Solidarische Landwirtschaft (SoLawi), Thordis Ruppio, in Zukunft ihr Gemüse und Obst aus dem Projekt beziehen wird, steht für die 42-jährige fest: "Mein Garten bleibt!" Ziel des Vereins ist die Bewirtschaftung eines Grundstücks mit Gemüse-, Obst- und Kräuter-Anbau in biologischer Form - die Mitglieder erhalten im Gegenzug einen monatlichen Ernte-Anteil, der rechnerisch für die Versorgung einer zehnköpfigen Familie ausreicht.

Pate für die Gründung des Vereins stand das gleichnamige Projekt in Lindlar. Dort arbeitet der Wermelskirchener Richard Kranz, der gelernter Agrar-Ingenieur und Thordis Ruppios Onkel ist. "Das hat uns bei der Gründung und der Entwicklung des Konzepts sehr geholfen", sagt Thordis Ruppio. Ihre Stellvertreterin im Vorstand ist Yasmin Schnippering. Die Satzung liegt beim Amtsgericht Köln, damit SoLawi ins Vereinsregister eingetragen wird.

Aktuell ist der Verein auf der Suche nach einem Grundstück, das unter Anleitung des Fachmanns Richard Kranz bewirtschaftet werden kann. "Es gibt eine etwa 3000 Quadratmeter große innenstadtnahe Fläche, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Die Verhandlungen mit dem Besitzer laufen", sagt Ruppio. Sie ist zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt wird. Denkbar sei aber auch eine Variante wie in Lindlar, wo ein Landwirt einen Teil seines Hof-Grundes für SoLawi abgegeben hat. Der Zeitplan ist klar: "Wir wollen im März mit der Arbeit starten - mit Beginn des Gartenjahres."

Die Mitarbeit auf dem Feld ist natürlich gerne gesehen, für die Mitglieder aber kein Zwang. "Für ältere Menschen ist diese Arbeit möglicherweise zu anstrengend. Sie könnten sich als Mitglieder dennoch einbringen, etwa mit Einkoch- und Einmach-Tipps oder Rezept-Ideen", sagt Thordis Ruppio. Genauso wie ordentliche Mitglieder zahlen auch Fördermitglieder 20 Euro monatlich (mit Begründung kann ein Sozialtarif von einem Euro beantragt werden). Der Unterschied: Fördermitglieder haben kein Stimmrecht und keinen Anspruch auf einen Ernteanteil, von ordentlichen Mitgliedern ist eine Mitarbeit erwünscht.

Mit dem Anbau von Kartoffeln, Tomaten, Salat oder Äpfeln wird sich niemand autark versorgen können, ein Zukauf wird wohl nie ganz ausgeschlossen sein. "Interessant ist, dass schon jetzt die Tafel und auch der Weltladen großes Interesse an unserem Projekt bekundet haben", erläutern die beiden SoLawi-Vorsitzenden.

Der Verein baut zudem auf einen erwünschten, pädagogischen Nebeneffekt: Durch ihre Beteiligung an SoLawi können Familien sicherstellen, dass Kinder anschaulich lernen, dass Salat nicht auf der Gemüsetheke im Supermarkt wächst. "Das ist besonders für Menschen ohne einen eigenen Garten interessant. Außerdem ist in unserem Verein beim Anbau niemand auf sich alleine gestellt - im eigenen Garten schon", betont Yasmin Schnippering, deren achtjähriger Sohn Nikos sich schon auf das Projekt freut: "Da muss auf jeden Fall auch ein Sandkasten hin", fordert er. Obendrein will SoLawi in Zukunft Kooperationen mit Kindergärten und Schulen entwickeln.

Von einer dreistelligen Mitgliederzahl wagen Thordis Ruppio und Yasmin Schnippering aktuell noch nicht zu träumen, auch wenn die Versorgung mit regionalen und biologischen Lebensmitteln immer beliebter wird: "Aber in zwölf Monaten können wir schon einen Mitgliederstand von 50 und mehr haben - das halten wir für realistisch!"

(sng)
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