Wermelskirchen Neue Pfarrerin in Tente sucht die Gespräche

Wermelskirchen · Sabrina Frackenpohl-Koberski tritt morgen ihre neue Pfarrstelle in Tente an. Die Gemeinde freut sich auf die Nachfolgerin von Pfarrer Heiko Poersch und lädt zu einem Gottesdienst mit Empfang ein.

 Sabrina Frackenpohl-Koberski bringt nun nicht nur die Offenheit einer Rheinländerin mit, sondern auch ihre ganz eigene Geschichte.

Sabrina Frackenpohl-Koberski bringt nun nicht nur die Offenheit einer Rheinländerin mit, sondern auch ihre ganz eigene Geschichte.

Foto: jürgen moll

Auf dem neuen Holzboden liegt ein dunkelroter, gemütlicher Teppich. Eine Kanne mit dampfendem Tee steht auf dem kleinen Tisch. Und auf dem Bücherregal hat sich eine Reihe bunter Engel eingerichtet. Telefon, Computer, theologische Bücher. Alles ist da. "Mein Mann hat gesagt, mein Arbeitszimmer sieht wie ein Wohnzimmer aus", sagt Sabrina Frackenpohl-Koberski und lacht. Aber Atmosphäre sei ihr wichtig, die kleinen Dinge, die Details. Und so fühlen sich Besucher, kaum eine Woche nach dem Umzug der neuen Pfarrerin und ihrer Familie aus Much, im Pfarrhaus in Tente bereits willkommen.

Elia (5) und Jona (3) gehen nebenan in den Kindergarten, und gemeinsam mit Ehemann Michael hat die neue Tenter Pfarrerin während verschiedener Nachtschichten die meisten Kartons ausgeräumt. Morgen Abend empfangen die Kollegen und die Menschen in der Gemeinde ihre neue Pfarrerin mit Gottesdienst und Empfang - mehr als ein Jahr nach dem Abschied von Vorgänger Heiko Poersch. Gleich mehrere Anläufe hat es gebraucht, bis mit Sabrina Frackenpohl-Koberski eine Nachfolgerin gefunden war.

Die bringt nun nicht nur die Offenheit einer Rheinländerin mit, sondern auch ihre eigene Geschichte. Groß geworden in Siegburg, begann sie während ihrer Konfirmandenzeit Fragen zu stellen. "Ich komme nicht aus einer Akademiker-Familie", sagt sie, "und wir gingen auch nur Weihnachten in die Kirche". Aber dann lieh der Pfarrer der Zwölfjährigen ein Buch von Dietrich Bonhoeffer aus - und sie verschlang es. Es blieb nicht das letzte theologische Buch, nicht das letzte authentische Bekenntnis, das sie begeisterte. Sie stieg in die Jugendarbeit ein und erklärte in der Schule, sie wolle nun auch noch Latein lernen. Nach dem Abitur besuchte sie den Ferien-Hebräisch-Kursus. "Meine Eltern hielten das für eine Laune, aber ich wusste, ich würde Theologie studieren", sagt sie.

An der Uni in Bonn suchte sie weiter nach Antworten. "Und die Wissenschaft war für mich sehr befreiend", sagt sie. Man lerne, die Bibel auszulegen, zu verstehen, was sie einem sagen will. "Von wegen, die Frau schweige in der Gemeinde", sagt sie und lacht. Klischees will sie nicht bedienen, keine Schubladen für Männer und Frauen im Pfarramt - neben Almuth Conrad (Hünger) ist sie die einzige Pfarrerin in Wermelskirchen. Aber schweigen wird sie nicht.

Sie wolle wissen, was die Gemeinde braucht. Offenheit zeigen. Und auch dort Menschen begegnen, wo Kirche nicht erwartet werde. Das hat sie damals im Praktikum in der Arbeit mit Obdachlosen getan, später begleitete sie Hundertschaften und Kriminalbeamte der Polizei. "Wir werden weltfremd, wenn wir nur darauf warten, dass die Menschen zu uns kommen", sagt die Pfarrerin. Eine lebendige Gemeinde, in der Menschen aller Generationen Gottesdienst feiern, wünscht sie sich. Neue Formen weiß sie zu schätzen, aber auch in alten Texten und Traditionen finde sie viel Vertrautes und Tragendes - wie in der Taufe. "Wenn man darum weiß, dass Gott einen in der Taufe an die Hand nimmt, dann kann einen das tragen", sagt sie. Nun wolle sie hören, was die Menschen in Tente bewegt. Fürs erste tritt die neue Pfarrerin die Stelle mit 50 Prozent an, während ihr Mann nach der Umschulung zum Berufsschullehrer sein Referendariat macht. Danach ist eine Aufstockung geplant.

"Ich werde also erstmal nicht alle Aufgaben auf einmal machen können, wir werden rausfinden, was gebraucht wird". Deswegen sei es wichtig, schnell mit den Menschen in der Gemeinde und mit den Presbytern ins Gespräch zu kommen.

(resa)
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