Wermelskirchen Nachtschichten für Jäger

Wermelskirchen · Schweinepest: Schwarzwild soll ab Ende Februar geimpft werden. Ab kommendem Wochenende werden die Wildschweine auch stärker bejagt. Geimpftes Fleisch darf nicht in den Handel.

In der vergangenen Jagdsaison 2008 sind schon bis zu 200 Sauen geschossen worden. Eine Zahl, die nicht unüblich ist nach so milden Wintern wie den vergangenen. Vor vier, fünf Jahren gab es schon mal eine solche Strecke. Doch in den nächsten Wochen, wenn das Wetter es zulässt, werden die Jäger Nachtschichten einlegen und sicher die Abschussstrecke noch mal deutlich steigern: Dem Schwarzwild, Hauptüberträger der Schweinepest, geht es an den Kragen.

Am kommenden Wochenende rechnen die Jäger wieder mit Mondlicht. Dann werden sie ansitzen. Förster Wolfgang Müller geht davon aus, dass vermehrt Frischlinge geschossen werden, weil sie nicht so widerstandsfähig sind. "Viele Sauen haben Antikörper im Blut. Sie hatten also die Schweinepest, sind also inzwischen resistent gegen die Viren." Doch sie sind die Überträger dieser hochinfektiösen, für den Menschen aber nicht gefährlichen Krankheit.

Viren halten sich bis zu 20 Tage

Die Viren halten sich bis zu 20 Tagen an Schwarte, Suhle-Plätzen, Hundehaaren oder auch der Kleidung von Menschen. "Nach der Jagd müssen Geräte, Kleidung, das Fahrzeug und auch die Tiere sorgfältig gereinigt und desinfiziert werden." Müller weiß, wovon er redet. Er ist Schweißhundeführer und fast jede Nacht unterwegs: Auf der Suche nach Schwarzwild, das zwar getroffen, aber dann noch ins Unterholz flüchtete. "Die Jäger sind schon sehr gewissenhaft. Sie wissen eben, wie schnell sich der hoch ansteckende Virus verbreiten kann."

Geplant ist, die Kirrungen, so genannte Anfütterungsplätze, verstärkt mit Mais zu versorgen, damit sich die Wildschweine einfinden. Dort sollen wahrscheinlich ab Ende Februar die Impfköder ausgelegt werden. Denn die Rotten sind mobil: Sie legen in einer Nacht mindestens zehn Kilometer zurück, in der Regel aber das Mehrfache. So ist im Bergischen eine Rotte mit 18 Sauen unterwegs, die man in Lüdorf, beim Wupperverband, bei Bayer Leverkusen und in Hückeswagen kennt.

Noch keine Sammelstelle

Von jeder erlegten Sau muss der Jäger eine Blut- sowie Gewebeprobe ans Kreisveterinäramt einschicken — denn noch gehört Wermelskirchen nur zur Überwachungszone. Gerechnet wird aber damit, dass sehr bald das Stadtgebiet auch zum gefährdeten Gebiet erklärt wird: Dann muss das erlegte Schwarzwild an einer zentralen Stelle abgeliefert werden. Die gibt es aber noch nicht im Kreisgebiet.

"Mit ruhigem Gewissen kann man das Fleisch nicht mehr essen", gesteht Hegeringsleiter Hajo Geiser zu. Obwohl die Schweinepest für Menschen nicht gefährlich ist. Auch geimpftes Schwarzwild-Fleisch darf laut EU-Richtlinien nicht in den Handel kommen. Müller: "Das ist schon ein finanzieller Verlust für die Jäger." Und Geiser setzt einen drauf: "Der Jäger wird hier zum Ungeziefer-Bekämpfer degradiert. Das ist schon hart." Der eigentliche Sinn der Jagd, eben das Fleisch zu verzehren, gehe gänzlich verloren. "Wir sind nur noch da zur Schadensminimierung."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort