Kommentar Nachbarstädte erkennen den touristischen Reiz

Kommentar · Eine Chance für die Zukunft

"Eine Ausgabe von 500 000 Euro bei dieser Finanzsituation schmerzt", meinte Stadtkämmerer Klaus Stubenrauch bei der Einbringung des Haushaltes 2010 – schränkte aber ein, dass die Radtrasse schon "überregionale Bedeutung" habe. Und Bürgermeister Eric Weik sieht trotz der dramatischen Finanzlage in dem Radweg auf der Trasse eine "Weiterentwicklung der Stadt", für die es sich lohne zu sparen.

Inzwischen haben auch die Nachbarstädte Position bezogen. Remscheid will die Trasse realisieren, ohne dabei den Haushalt zu belasten. Gerechnet wird für die Strecke Lennep-Bergisch Born mit einem Eigenanteil von 375 000 Euro – der Betrag soll über "Zuwendung Dritter" abgedeckt werden. Was die Oberbürgermeisterin damit meint, will sie nicht verraten, da Verhandlungen noch laufen. Möglich ist, dass künftig Versorgungsleitungen in die Trasse gelegt werden – und damit tragen die Versorgungsunternehmen die Kosten. Ob die Finanzierung klappt, will die Verwaltung am 21. Januar 2010 mitteilen. Der Remscheider Rat fasste jedenfalls den Grundsatzbeschluss. Denn bis Jahresende muss der Förderantrag in Köln vorliegen.

Auch in Leverkusen gibt es zwar noch eine Mehrheit gegen den Ausbau, aber "die Tür ist noch nicht zu", so die Grünen. Da es überhaupt keine verlässlichen Daten in Leverkusen gibt, sollen jetzt im Rahmen eines Gutachtens die erstmals exakten Kosten ermittelt werden. Einsparungsvorschläge sind bereits vorgelegt worden, um das Radweg-Projekt zu finanzieren. Denn auch in Leverkusen erkennt man mittlerweile den touristischen Reiz des Projektes. "Sponsoren ließen sich da bestimmt befinden", heißt es seitens der Grünen.

Auch Burscheid hat inzwischen den Bau der Radtrasse beschlossen. Der Förderantrag ist schon raus.

Wermelskirchen wird in den nächsten Jahren den Gürtel enger schnallen müssen. Daran geht kein Weg vorbei. Kann sich dann eine Stadt – trotz mannigfacher Projekte wie Markterneuerung, Mensa-Bau und Rathaus-Fassade – noch freiwillige Ausgaben wie den Eigenanteil für den Radweg auf der alten Balkantrasse leisten? Oder muss eine Stadt darauf verzichten?

Bürgermeister Eric Weik hat den Sparkurs angekündigt, um auch dieses Projekt finanzieren zu können. Vereine, Verbände und Institutionen sollen ab 2011 ein Fünftel weniger Zuschüsse bekommen. Das wird hart.

Doch allen Kritikern muss gesagt werden: Wer sich jetzt aus diesem Projekt verabschiedet, hat eine große Chance vertan. Nie war es so günstig, für die Bürger einen Radweg auf dieser Trasse zu bauen. Das ist der Einstieg in den sanften Tourismus. Der wird schließlich von allen gefordert. Dort sieht man Entwicklungspotenzial. Und wer einmal in Remscheid, Solingen oder Wuppertal auf deren ehemaligen Bahntrassen geradelt oder gewandert ist, weiß eine so stadtnahe Freizeitmöglichkeit zu schätzen. Dass jetzt auch Politiker in Leverkusen wieder liebäugeln mit dem Projekt, lässt hoffen, dass der Weg bald doch von Lennep bis zur Rheinschiene führen wird.

(RP)
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