Wermelskirchen Nach Kyrill regeneriert jetzt der Wald

Wermelskirchen · Von zehn Jahren fegte der Orkan Kyrill übers Bergische. Die betroffenen Bereiche erkennt Revierförsterin Kristina Lingslebe noch heute am jüngeren Bewuchs. Sie beobachtet eine natürliche Verjüngung und Gesundung des Waldes.

 Die jungen Bäumen wachsen inzwischen nach - wie hier oberhalb der Landstraße 409. Die Stump

Die jungen Bäumen wachsen inzwischen nach - wie hier oberhalb der Landstraße 409. Die Stump

Foto: Jürgen Moll

Zehn Jahre nach dem verheerenden Sturm Kyrill sind die Schäden in den Wermelskirchener Wäldern abgearbeitet, die betroffenen Flächen wieder hergerichtet. Wer mit aufmerksamen Augen durch den heimischen Wald geht, erkennt dennoch die Stellen, an denen der Sturm mit seiner Wucht ganze Baumreihen abknickte. Das berichten sowohl Revierförsterin Kristina Lingslebe als auch Robert Schmitz, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG), in der die privaten Waldbesitzer in Wermelskirchen organisiert sind.

In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 fegte Kyrill über Deutschland hinweg. Er richtete damals mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 180 Kilometer pro Stunde nicht nur Schäden in Milliardenhöhe an, sondern forderte deutschlandweit elf Todesopfer, davon sechs in Nordrhein-Westfalen. Besonders in den Wäldern im Sauerland und im Siegerland wurde die Kraft des Orkans spürbar. Insgesamt 15,7 Millionen Festmeter, zumeist Fichtenreinbestände auf einer Fläche von 50.000 Hektar, wurden umgeworfen.

"Wir hatten in Wermelskirchen ein bisschen Glück - relativ gesehen. Kyrill hat bei uns keine ganzen Waldbestände vernichtet. Solche dramatischen Schäden wie im Sauerland blieben uns erspart", sagt der FBG-Vorsitzende Robert Schmitz. Im Einzelfall werde ein betroffener Waldbesitzer natürlich nicht von Glück sprechen. Schließlich kalkuliere ein Forstwirt mit einer Planung von 60 bis 100 Jahren. Würden beispielsweise nach 40 Jahren die Bäume umgeworfen, werde das Ziel nicht erreicht. "Die umgeworfenen Bäume haben wir Waldbesitzer damals schnell abtransportiert. Zum einen, weil wir unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen müssen. Zum anderen, weil das tote Holz Ungeziefer anzieht, was die übrigen Bäume gefährdet. Und natürlich will ein Waldbesitzer das nutzbare Holz nach solch einem Sturm möglichst noch verwerten", erläutert Schmitz, der in seinem eigenen Wald selbst auf "kleinen Flächen" von Kyrill betroffen war.

Zur Zeit des Orkans im Januar 2007 studierte Kristina Lingslebe in Rottenburg (Tübingen). Vor drei Jahren trat sie ihre Aufgabe als Wermelskirchens Revierförsterin an: "Im Vergleich zu anderen Regionen ist durch Kyrill im Wermelskirchener Wald sehr wenig passiert." Bei ihrer täglichen Arbeit sieht sie, wo der Sturm zugeschlagen hat: "Die Flächen sind wieder bestockt, aber der Bewuchs ist deutlich jünger als auf Flächen, die nicht von Kyrill betroffen wurden. Auf Kyrillflächen stehen beispielsweise Buchen heute drei bis vier Meter hoch, die schneller wachsenden Birken sechs bis sieben Meter." Dort, wo eine selbstständige Verjüngung erfolge, seien es gerade Birken, die wachsen. Diese Baumart sei ein Pionier, der gut mit Trockenheit oder Frost auf nicht dicht bewachsenen Flächen zurechtkomme. Dort, wo die Besitzer wieder aufforsten wollten, stehen vor allem Fichten und Rotbuchen - "diese Bäume pflanzt der Waldbesitzer an, wenn er sie will", weiss Lingslebe. "Man muss dabei Begleitvegetation wie Adlerfarn oder Brombeere beachten und unter Umständen schneiden, denn diese schnell wuchernden Sträucher verlangsamen den Wuchs des Waldes."

Die Revierförsterin ist sich sicher, dass Kyrill nicht nur Nachteile brachte: "Es passiert eine Entwicklung hin zum gesunden Wald mit einer Mischung aus Nadel- und Laubholz. Für die einzelnen Besitzer waren die Sturmfolgen schlimm, aber der Wald regeneriert sich. Eine natürliche Verjüngung von Flächen kann funktionieren - passiert nichts, müssen wir helfen."

Mit Blick in die Zukunft betont Kristina Lingslebe: "Angst habe ich vor solchen Orkanen nicht. Alle Experten sind sich einig, dass es solche extremen Wetterereignisse wieder geben wird. Davon müssen wir ausgehen und wenn es passiert, sehe ich, wie zu reagieren ist."

(sng)
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