Wermelskirchen Mozart in der Turnhalle

Wermelskirchen · Im Gymnasium fand ein Opern-Workshop für Fünftklässler statt. Die Leitung übernahmen wieder zwei Ensemblemitglieder der Kinderoper "Papageno" aus Wien. Die Begeisterung reißt mit keinem Schüler-Jahrgang ab.

 Die beiden Ensemblemitglieder der Wiener Kinderoper, Gregor Braun und Alexandra Sascha Resch bei den Probearbeiten mit den Fünftklässler.

Die beiden Ensemblemitglieder der Wiener Kinderoper, Gregor Braun und Alexandra Sascha Resch bei den Probearbeiten mit den Fünftklässler.

Foto: BM-Foto Moll

Bariton Gregor Braun (47) ist schon eine Art Stammgast des Gymnasiums in Wermelskirchen. Der künstlerische Leiter für Workshops der Kinderoper "Papageno" ist bereits ein halbes Dutzend Mal aus Wien angereist, um Fünftklässler des Gymnasiums in die Welt der Singspiele einzuführen. Ganz ohne Vorbereitung geht das nicht: Schon Ende April begann die Musiklehrerin Silke Vogel (44), die Schüler dieser Jahrgangsstufe im Musikunterricht an das Highlight heranzuführen. "Das haben auch die anderen Kollegen meines Fachbereichs in ihren Musikstunden getan", sagt sie und erklärt, welche speziellen Lernmaterialien geholfen haben.

Wie nötig es ist, den Nachwuchs im Vorfeld mit der Oper als besonders anspruchsvoller Theater-Gattung vertraut zu machen, zeigt eine kleine Umfrage unter den Jungen und Mädchen, die am vergangenen Freitag in der großen Turnhalle des Gymnasiums kurz auf ihren Einsatz als Protagonist, Souffleur oder Sänger warten: Keines der Kinder im Alter von elf Jahren hat sich mit seinen Eltern schon einmal eine richtige Oper angesehen. Die meisten äußern sich wie Jan und Julian aus der Klasse 5d: Daheim stehe allenfalls mal der Besuch eines Musicals auf dem Programm. Manche haben auch in der Grundschule Mozarts Zauberflöte als Thema gehabt - was in den Augen von Silke Vogel so eine Sache ist: Die Königin der Nacht mit der Hölle Rache, die in ihrem Herzen kocht, sei nur bedingt ein Stoff, der sich für Grundschüler eigne.

Ob nun Mozarts "Entführung aus dem Serail", die an diesem Vormittag zur Aufführung kommt, mit der Verschleppung zweier junger Damen und eines Dieners auf einen Sklavenmarkt und dem vorläufigen Ende im Palast eines türkischen Sultans die leichtere Kost darstellt, mag ein Diskussionsstoff für Pädagogen sein. Wie Ensemblemitglied Braun das Stück gemeinsam mit der Sopranistin Alexandra Sascha Resch präsentiert, ist die Inszenierung auf jeden Fall fantastisch geeignet für die jungen Zuschauer und Akteure. So geht es schon vor der Ouvertüre mit ihren Anklängen an "türkische Musik", wie man sie sich im 18. Jahrhundert vorstellte, mit viel Witz und Wiener Schmäh zur Sache: In wenigen Minuten erfahren die jungen Teilnehmer des Workshops, warum das Rezitativ, das als Sprechgesang in Begleitung eines Cembalos die Handlung der Oper vorantrieb, zu Mozarts Zeiten das war, was heute in etwa der Rap ist.

Die beiden Profi-Darsteller wählen zur Veranschaulichung eine Szene in einem Restaurant, wo sich ein Pärchen beim Wiener Schnitzel näher kommt. Es fallen gerappte Verse, die den Nerv der Kinder auf Anhieb treffen: "Ich bin glücklich, dass Du bei mir bist, selbst wenn Du wie ein Wildschwein frisst" oder "So gut wie Du hat mich noch keine geküsst, die später ihr Gebiss vermisst". Von dieser Einleitung, bei der Braun und Resch gleichfalls mit Humor das Wissen der Fünftklässler über Mozart und seine Ära abfragen sowie früh offenbaren, welche professionelle Stimmgewalt in ihnen steckt, geht es schnell über zur Aufführung der Oper. Denn wer drei Akte in kaum mehr als 30 Minuten präsentieren will, den pressiert es dem besten didaktischen Konzept zum Trotz - insbesondere wenn auf einen Block mit 75 Kindern nach zwei Stunden und einer knappen Pause schon der nächste Workshop mit weiteren 75 Kindern folgt.

Das sei anstrengend, gibt Bariton Braun zu, der neben seinem Job als Regisseur noch den fiesen Palast-Aufseher Osmin mimt. Dennoch sei es immer wieder toll, mit Gymnasiasten aus Wermelskirchen zu arbeiten. "Die sind bestens vorbereitet", lobt er. Auch seine Kollegin Resch, die er das erste Mal ins Bergische begleitet hat, wirkt zufrieden. "Das lief wunderbar", konstatiert sie und sieht zu, wie der erste Schwung von Kindern mit glücklichen Gesichtern aus der Halle strömt.

(mela)
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