Wermelskirchen Mitarbeiterinnen des Jugendamts von Facebook-Nutzer als "Nazis" beschimpft

Wermelskirchen · Die Stadt hat Strafanzeige gegen einen Wermelskirchener erstattet. Gegen ein Ratsmitglied, das mit dem Nutzer im Internet darüber diskutierte und sich nicht davon distanzierte, geht die Stadt laut Bürgermeister Eric Weik nicht juristisch vor.

Zwei Mitarbeiterinnen des städtischen Jugendamtes sind im sozialen Netzwerk Facebook von einem Wermelskirchener als "Nazis" beschimpft worden. Das teilte Bürgermeister Eric Weik gleich zu Beginn der Ratssitzung am Montagabend mit. Der Vorfall ereignete sich Ende Februar in der öffentlichen Facebook-Gruppe "Wermelskirchen", in denen die Bürger über verschiedenste Themen diskutieren und sich austauschen können. Knapp 1500 Menschen sind Mitglied in dieser Gruppe.

Auf Nachfrage der BM teilte Weik gestern weitere Details zu dem Vorfall mit. Demnach gebe es zwischen dem Mann und dem Jugendamt bereits seit einiger Zeit Probleme. Ende Februar kam es dann zum besagten Vorfall. Der Mann nannte laut Weik die Namen der beiden Mitarbeiterinnen und beschimpfte sie als "Nazis". Außerdem soll er laut BM-Informationen Sätze geschrieben haben wie "die gehören ins Gefängnis" oder "die laufen frei rum und fangen Kinder". Die Stadtverwaltung hat den Vorfall umgehend bei Facebook gemeldet, Strafanzeige gegen den Mann erstattet und auf Unterlassung geklagt, teilte Weik mit.

Was der Bürgermeister überhaupt nicht verstehen konnte: Ein Mitglied des Wermelskirchener Stadtrates sprang auf die Äußerungen des Mannes an und diskutierte mit ihm online. "Das Ratsmitglied hat dem Mann nicht vehement widersprochen, sondern mitdiskutiert und ihm in gewisser Weise beigepflichtet", sagte Weik verärgert. Obwohl man auch strafrechtlich diese Äußerungen verfolgen könnte, gehe die Stadtverwaltung nicht juristisch gegen das Ratsmitglied vor, berichtete der Bürgermeister. Er habe die Person nach der Ratssitzung auf den Vorfall angesprochen und deutlich gemacht, dass man sich als Ratsmitglied in einem öffentlichen Forum so nicht verhalten dürfe. Dies habe die Person eingesehen.

Die Postings des Bürgers sind mittlerweile von der Facebook-Seite gelöscht worden, gestern waren die Nachrichten nicht mehr online zu finden. Ob der Mann selbst oder Facebook den Text gelöscht hat, ist unklar. "Ich habe gehört, dass Facebook bei solchen Vorfällen schnell handelt", sagte der Bürgermeister. Er appellierte im Stadtrat eindringlich an die Kommunalpolitiker, sich bei solchen Diskussionen in Internet-Foren genau zu überlegen, ob und wie sie sich äußern. "Man diskutiert immer auch in seiner Funktion - das gilt für mich als Bürgermeister und auch für die Politiker, die viele Menschen in der Stadt kennen", betonte Weik im BM-Gespräch. Aussagen von Politikern hätten eine hohe Gewichtung.

Grundsätzlich seien soziale Netzwerke wie Facebook ein gutes Instrument, um mit Menschen zu kommunizieren, Meinungen auszutauschen und sich zu informieren, findet Weik. Aber: "Man muss sich immer bewusst machen, dass die Diskussionen öffentlich sind. Die Nachrichten verbreiten sich in Richtungen, die man nicht selbst in der Hand hat", warnte er.

(RP)
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