Serie Ausprobiert Mit Höhenangst im Klettergarten

Wermelskirchen · Unser Autor schwingt sich im Hückeswagener GHW-Klettergarten alles andere als putzmunter von Plattform zu Plattform und brettert mit Karacho gegen einen Baum. Ergebnis nach dem Klettertest: Ohne Höhenangst wäre dies schon eine super Sache.

 Augen zu und durch: Unser Autor testet den Kletterkarten in Hückeswagen und erlebt Spannendes in schwindelerregender Höhe.

Augen zu und durch: Unser Autor testet den Kletterkarten in Hückeswagen und erlebt Spannendes in schwindelerregender Höhe.

Foto: Jürgen Moll

Hückeswagen Eigentlich habe ich alles gemacht, was Klettergartenchefin Gundel Ehlis mir gesagt hat. Den Baumkarabiner habe ich vorschriftsgemäß am gelben Schlauch um den Baumstamm befestigt. "Dann fällst du nicht von der Kletterplattform." Die Seilrolle habe ich mit dreimaligem Überprüfen auf das Sicherungsdrahtseil geklemmt. "Und danach Hände weg! Sonst könntest du dir mit der Rolle über die Hand fahren!" Anschließend habe ich den Baumkarabiner wieder gelöst und mich schon fast ein bisschen mutig einfach nach vorne in das Sicherungsgeschirr fallen lassen, um bis zur nächsten Plattform im GHW-Klettergarten in Hückeswagen zu sausen.

Daraufhin rase ich zehn Meter durch schwindelerregende Höhe. Und am Ende lande ich doch nicht bärenstark und in Siegerpose auf der Zielplattform. Ich knalle frontal gegen den Baum, der die Plattform hält. Mein Traum, einmal ein gerissener Superschurke zu sein, der jedes Gebäude der Welt mit bloßen Händen erklimmt, platzt.

Hatte Gundel Ehlis nicht gesagt, ich könne beim Rutschen von einer Plattform zur nächsten auf keinen Fall mit irgendwelchen Bäumen kollidieren? Während ich etwas beduselt und über mögliche Ursachen des Zusammenstoßes nachdenkend am Seil zurückrutsche, ruft Klaus Bothe, der mich bei meinen Kletterversuchen genauestens im Auge behält: "Ich gebe dir noch eine Chance!" Er zieht mich, den gestrandeten Kletterer in Not, entlang des Sicherungsdrahtseiles zurück. Gundel Ehlis ist schon vor Minuten fortgegangen, um Waffelteig zu rühren. Vielleicht möchte sie meine Versuche, einen Fuß nach dem anderen gescheit auf die schwebenden Hindernisse zu setzen, einfach nicht mehr mit ansehen. Schon rattere ich wieder los, für meinen Geschmack viel zu schnell, schaffe es diesmal aber, die Plattform zu erklimmen. Einen Moment lang fühle ich mich cool.

Dann jedoch tue ich etwas, was für Kletterer mit Höhenangst (für gewöhnlich verfalle ich schon auf Trittleitern in Schockstarre) in der Regel nicht gut ausgeht. Manchmal sogar in Weinkrämpfen endet. Oder in Schreien nach dem Lieblingsteddybären: Ich sehe nach unten. Augenblicklich bricht mir der Schweiß aus. Ich will meinen Fehler wieder gutmachen und leite eine Gegenbewegung ein. Sehe nach oben. Es wird noch schlimmer.

"Du musst den Baumkarabiner einhaken!", erinnert mich Klaus Bothe energisch. Ach ja. Ich rede mir ein, dass das gerade ganz schön knapp war. Einem Sturz in die Tiefe bin ich - hundertpro - nur um Haaresbreite entronnen. Apropos Tiefe: Jetzt möchte ich aber doch wissen, wie viele Meter es von hier oben bis zum Boden sind. Ich wage noch einen schwindelerregenden Blick nach unten. "Dreißig", murmele ich überzeugt. Später erklärt mir Rüdiger Fuhr vom GHW-Klettergarten, dass es höchstens fünf sind. Und dass Klettern auf geringer Höhe gut gegen die Angst davor sei.

(RP)
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